Himmelsgöttin
Yumi-Bar. Meine Jungs dich heimtragen, wenn du wollen. Hey?« Der Maat lachte.
Pardee fühlte sich elend. Das war es, was er in ihren Augen darstellte: einen versoffenen fetten, weißen Mann, den sie nach Hause schleppten, um anschließend Geschichten über ihn zu erzählen.
»Ich kann heute abend nicht trinken gehen. Ich fahre morgen früh mit euch raus. Ich muß mich noch fertig machen.«
Der Maat holte den Betelnußklumpen aus seinem Mund und schleuderte ihn ins Wasser, wo augenblicklich ein Schwarm kleiner gelber Fische aufstieg, um daran zu knabbern. Der Maat schaute Pardee mißtrauisch an. »Du wollen weg von Truk?«
»So wild ist es auch wieder nicht. Ich bin schon mehr als einmal wegen einer Story von der Insel weg.«
»Nicht in zehn Jahre, wo ich an Bord von Spirit.«
»Habt ihr noch Platz für einen Passagier oder nicht?«
»Wir immer haben Platz. Du wissen, du schlafen an Deck?«
Allmählich wurde Pardee etwas mulmig. Er brauchte dringend ein Bier. »Ich mach so was nicht zum ersten Mal.«
Der Maat schüttelte den Kopf, als hätte er Wasser im Ohr. Er lachte. »Okay, wir auslaufen um sechs Uhr früh. Du kommen zum Dock um fünf.«
»Wann kommt ihr wieder hierher zurück?«
»Ein Monat. Du können fliegen, wenn du nicht wollen zurückkommen mit uns.«
»Ein Monat?« Er mußte jemanden auftreiben, der sich um die Zeitung kümmerte, während er fort war. Oder vielleicht auch nicht. Würde irgend jemand seine Abwesenheit überhaupt bemerken?
Pardee sagte: »Wir sehen uns morgen früh. Besauft euch nicht zu heftig.«
»Du auch«, sagte der Maat.
Pardee schleppte sich das Dock entlang und spürte bei jedem Schritt die Last seiner hundertdreißig Kilo. Als er endlich auf der Straße anlangte, war er schweißgebadet und wünschte sich nichts sehnlicher, als in einer dunklen, klimatisierten Bar zu sitzen. Er schüttelte dieses Verlangen ab und marschierte weiter in Richtung auf die Katholische High-School, um die Nonnen zu fragen, ob sie unter ihren Schülern nicht irgendein helles Köpfchen hatten, das sich für die Dauer seiner Abwesenheit um die Zeitung kümmern konnte.
Er würde es durchziehen, verdammt noch mal. Er würde um Punkt fünf am Dock stehen, und wenn es sein mußte, würde er dafür die ganze Nacht wach bleiben und durchsaufen.
29
Sicher und wohlbehalten im Schoß
der Medizin
»Wie fühlen Sie sich heute?« Sebastian Curtis zog das Laken bis hinunter zu Tucks Knien und lüftete sein Nachthemd. Tucker zuckte zusammen, als der Arzt den Katheder berührte. »Besser«, sagte Tuck. »Das Ding brennt allerdings fürchterlich.«
»Es heilt.« Der Doktor betastete die Lymphknoten in Tuckers Hodenbereich. Er hatte kalte Hände, und Tucker fröstelte unter seinen Berührungen. »Die Entzündung klingt ab. Ist das während der Bruchlandung passiert?«
»Ich bin rückwärts auf ein paar Hebel gefallen, als ich versucht habe, einen Passagier aus dem Flugzeug zu schaffen.«
»Die Nutte?« fragte der Doktor, ohne von seiner Arbeit aufzublicken.
Tuck hätte sich am liebsten die Decke über den Kopf gezogen. Statt dessen sagte er: »Ich nehme nicht an, daß es einen großen Unterschied machen würde, wenn ich sagte, daß ich keine Ahnung hatte, daß sie eine Nutte war.«
Sebastian Curtis hob den Blick und lächelte; seine Augen waren hellgrau mit kleinen orangefarbenen Sprenkeln. Mit seinem grauen Haar und seiner sonnengebräunten Haut wäre er auch gut als ein General im Ruhestand durchgegangen – Rommel beispielsweise. »Was mich betrifft, so mache ich mir weniger darum Sorgen, was die Dame in dem Flugzeug getan hat, als um die Tatsache, daß Sie getrunken hatten. Das ist bei uns hier ein Ding der Unmöglichkeit, Mr. Case. Es kann sein, daß Sie von einem Augenblick zum nächsten starten müssen, und folglich ist es unmöglich, daß Sie Alkohol oder andere Rauschmittel konsumieren. Aber ich denke nicht, daß dies ein Problem für Sie darstellt.«
»Nein. Absolut nicht«, sagte Tuck, doch er fühlte sich, als hätte ihn jemand mit einem Sandsack geschlagen. Seit dem Augenblick, da er das Bewußtsein wiedererlangt hatte, hatte er sich nichts sehnlicher gewünscht als einen Drink. »Aber, Doc, wo wir nun schon zusammenarbeiten, nennen Sie mich vielleicht einfach Tucker.«
»Also gut, Tucker«, sagte Curtis. »Und Sie können mich Dr. Curtis nennen.« Wieder lächelte er.
»Klasse. Und wie heißt Ihre Frau?«
»Mrs. Curtis.«
»Natürlich.«
Der Doktor beendete die Untersuchung
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