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Himmelsgöttin

Himmelsgöttin

Titel: Himmelsgöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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ihnen einen Piloten schickt, dann erzählst du ihnen, daß das nicht stimmt, und plötzlich wird ein Pilot am Riff angespült. «
    Die Hohepriesterin trank den Wodka aus und reichte ihm das leere Glas zurück. »Klar doch, die beste Religion geht den Bach runter, wenn einem plötzlich ein echter Gott ins Handwerk pfuscht.«
    »Ich wollte, du würdest nicht so reden.«
    »Also, was wirst du tun? Nachdem du nachgeschenkt hast, meine ich.«
    Der Medizinmann hob den Blick, als ob er jetzt erst mitbekommen hätte, daß sie überhaupt da war. »Beth, was tust du hier draußen? Die Hohepriesterin hat nicht braungebrannt zu sein.«
    Sie griff unter die Liege und brachte eine Plastikflasche mit Sonnenlotion zum Vorschein. »Lichtschutzfaktor 90. Reg dich nicht auf, Bastian, mit dem Zeug bleibt man schneeweiß, selbst wenn in der Nähe eine Atombombe hochgeht. Hast du Lust, mich einzureiben?« Sie schob den Hut in den Nacken, so daß er den Raubtierblick in ihren Augen besser sehen konnte.
    »Beth, bitte. Ich stehe kurz vor einer Krise.«
    »Es ist keine Krise. Es ist doch offensichtlich, warum die Haifischmenschen ungeduldig werden.«
    »Ach ja?«
    »Niemand ist auserwählt worden – und das schon seit über zwei Monaten, Bastian.«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Case ist noch nicht in der Lage zu fliegen.«
    »Dann sieh zu, daß er bald soweit ist.«
     

30
Modediktate
     
    Kimi saß unter einer Kokospalme vor dem Jungmännerhaus und brütete vor sich hin. Sein geblümtes Kleid war er los, statt dessen trug er einen blauen Thu , wie der lange sarongartige Lendenschurz genannt wurde, den die Haifischmänner trugen. Verschwunden waren auch seine blonde Perücke, seine High Heels und sein bester Freund Roberto, den er seit dem Tag im Kannibalenbaum nicht mehr gesehen hatte. Nun schien es, als hätte er auch keinen Schlafplatz mehr. Sepie hatte ihn rausgeworfen.
    Diese trat nun aus dem Jungmännerhaus. Sie trug Kimis geblümtes Kleid und starrte ihn an. Auf dem Pfad aus Korallenkies blieb sie stehen. »Ich bin kein Affe«, sagte sie. Sie hob einen Stein vom Boden auf, schleuderte ihn nach Kimi und verfehlte nur knapp seinen Kopf.
    Kimi machte schleunigst, daß er hinter dem Baumstamm in Deckung ging, von wo aus er nun hervorlinste. »Ich hab nicht gesagt, du bist ein Affe. Ich hab gesagt, daß du bald aussiehst wie einer, wenn du dir nicht die Beine rasierst.«
    Ein Stein schoß so dicht an seinem Gesicht vorbei, daß er den Luftzug spüren konnte. Ihre Treffgenauigkeit nahm mit jedem Wurf zu. »Du hast keine Ahnung!« rief sie. »Du bist nur ein Weibsmann.«
    Kimi grub einen Stein aus dem Boden zu seinen Füßen und schleuderte ihn nach ihr, aber er war nur halbherzig bei der Sache, und so verfehlte er sie um anderthalb Meter. Auf englisch sagte er zu ihr: »Du bist nur lausige Luder mit große Mund.« Er hoffte, daß dieses verbale Geschütz eher ins Ziel treffen würde. Es waren die letzten Worte von Malcolme gewesen, seinem Zuhälter in Manila. Rückblickend erschien Malcomes letzter Fehler eher als eine Fehlleistung seines Gedächtnisses. Er hatte einfach vergessen, daß das zu stark geschminkte kleine Mädchen, das mit einer Machete in der Hand vor ihm stand, in Wirklichkeit ein sehniger junger Mann war, in dessen Gedächtnis der Zorn über die Hunderte von Malen brannte, die er verprügelt worden war.
    »Ich nicht haben Läuse«, hatte Kimi zu Malcolme gesagt, dessen ungläubiger Blick selbst dann nicht aus seinen Augen gewichen war, als sein Kopf schon in die Ecke des Hotelzimmers rollte, wo eine Ratte hervorgeschossen kam und an seinem verkürzten Hals leckte.
    »Ich nicht haben Läuse«, sagte Sepie auf englisch und unterstrich ihre Aussage, indem sie einen Korallenklumpen in Richtung Kimi schleuderte.
    »Ich weiß«, sagte Kimi. »Tut mir leid, daß ich das gesagt habe.« Mit gesenktem Kopf trottete er über den Strand davon.
    Sepie stand vor dem Jungmännerhaus und schaute ihm nach. Sie war völlig entwaffnet. Noch nie hatte ein Mann sich bei ihr für irgendwas entschuldigt.
     
    Kimi hatte nicht die Absicht gehabt, ihre Gefühle zu verletzen. Aber man brauchte ein dickes Fell, wenn man mit einer Freundin Schönheitstips austauschen wollte. Sepie besaß eine natürliche Schönheit, doch von Mode hatte sie keine Ahnung. Was für einen Zweck hatte es, ein hübsches Kleid anzuziehen, wenn man Beine hatte wie ein Affe und einem Haarbüschel unter den Achseln herunterhingen wie Fledermäuse?
    Fledermäuse. Kimi vermißte

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