Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Himmelsgöttin

Himmelsgöttin

Titel: Himmelsgöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
Vom Netzwerk:
sein Frühstück.
    Abo hatte zwar schon gegessen, aber es wäre unhöflich gewesen abzulehnen. »Ja.«
    Malinks Frau streckte den Kopf zum Kochhaus heraus und sah den Häuptling nicken. Eine Sekunde später reichte sie Abo ihr eigenes Frühstück, der ihr dafür weder dankte, noch ihre Gegenwart überhaupt registrierte.
    »Der Pilot ist krank«, sagte Abo. »Sehr schlimmes Fieber. Sepie und der Weibsmann sagen, daß er bald sterben wird ohne die Hilfe des Medizinmanns.«
    Malink verging schlagartig der Appetit. Er stellte sein Frühstück auf den Boden, und wie aus dem Nichts erschien eine seiner Töchter und brachte es ins Kochhaus, wo sich die Frauen die Reste teilten.
    »Und was glaubst du?« fragte Malink.
    »Ich glaube, daß er stirbt. Er riecht nach Krankheit. Wie damals, als Tamu vom Hai gebissen wurde und sein Bein ganz schwarz geworden ist.«
    Malink rieb sich die Schläfen. Wie sollte er das hier anpacken? Die Himmelsgöttin war schon sauer, weil er bloß von dem Piloten geträumt hatte. Was würde wohl passieren, wenn er plötzlich mit ihm auftauchte?
    »Was ist mit dem Weibsmann?«
    »Er ist nicht krank, aber er ist verrückt geworden. Er rennt durchs ganze Dorf und sucht nach Sarapul.«
    Malink nickte. »Fangt ihn und fesselt ihn. Macht eine Trage und bringt den Piloten zu dem Betelnußbaum an der Landebahn. Laßt ihn dort.«
    »Laßt ihn dort?«
    »Ja, und zwar schnell. Und bringt die Trage wieder mit zurück. Laßt es so aussehen, als ob er selbst zur Landebahn gelaufen sei. Schickt mir einen Jungen, wenn ihr es erledigt habt. Und jetzt mach dich auf den Weg.«
    Abo stellte sein Essen ab und rannte den Pfad hinunter.
    Malink ging ins Haus und hievte die Munitionskiste von den Dachbalken. Darin lag neben dem Mobiltelefon das Zippo, das Vincent ihm geschenkt hatte. Er ließ es aufschnappen, zündete es an und stellte es brennend auf den Boden. »Vincent«, sagte er, »ich bin's, dein Freund Malink. Bitte sag der Himmelsgöttin, daß es nicht meine Schuld ist. Sag ihr, daß du den Piloten geschickt hast. Bitte tu es deinem Freund Malink zuliebe, damit sie nicht wütend wird. Amen.«
    Nachdem er sein Gebet beendet hatte, ließ Malink das Feuerzeug zuschnappen. Dann nahm er das Mobiltelefon und ging nach draußen, um darauf zu warten, daß der Junge kam und ihm berichtete, daß alles in Ordnung war.
     

28
Wählen Sie Ihren eigenen Alptraum
     
    Tucker Case wälzte sich durch einen Fiebertraum, in dessen Verlauf er hinabgestoßen wurde in eine elastisch wogende Masse von Dämonen mit Fledermausflügeln – die über ihm zusammenstürzten, ihn schier erdrückten, bissen und kratzten, bis schließlich inmitten des gigantischen Chaos, das ihn umgab, ein rosa Weichspülervlies am Rande seines Blickfeldes auftauchte, und ihm so bestätigte, daß er in den Wäschetrockner vom Waschsalon der Hölle gestopft worden war. Er taumelte in Richtung Rosa, stieg auf aus der Masse, die noch immer ihre Klauen nach ihm ausstreckte, und wachte keuchend auf – ohne den blassesten Schimmer, wo er überhaupt war.
    Das Rosa war das Kleid einer Frau mit herzförmigem Gesicht, die sagte: »Guten Morgen, Mr. Case. Willkommen zurück in dieser Welt.«
    Die Stimme eines Mannes: »Nach Ihrer Nachricht und dem Taifun waren wir sicher, daß Sie auf See verlorengegangen wären.« Was zunächst nur eine verschwommene weiße Gestalt mit Kopf gewesen war, verwandelte sich allmählich in einen Laborkittel, in dem ein großer, lächelnder Mann mittleren Alters steckte. Um den Hals hatte er ein Stethoskop hängen.
    Der Doktor hatte seinen Arm um die Frau mit dem herzförmigen Gesicht gelegt. Auch sie lächelte engelsgleich – ein fleischgewordenes Schlachtschiff menschlicher Güte. So wie sie da nebeneinanderstanden, sahen sie aus, als kämen sie direkt aus einer Fernsehshow der fünfziger Jahre.
    Der Mann sagte: »Ich bin Dr. Sebastian Curtis. Dies, Mr. Case, ist meine Frau Beth.«
    Tuck versuchte etwas zu sagen, doch er brachte nicht mehr heraus als ein rauhes Krächzen. Die Frau hielt ihm einen Plastikbecher mit Wasser an den Mund, und er trank. Sein Blick blieb an der Infusion hängen, die in seinen Arm führte.
    »Glukose und Antibiotika«, sagte der Doktor. »Sie haben einige Verletzungen, die schlimm entzündet sind. Die Inselbewohner haben sie gefunden. Sie sind ans Riff gespült worden.«
    Tucker tastete nach seinen Gliedmaßen, um festzustellen, ob noch alles dran war, und schaute anschließend nach, für den Fall, daß er ein Bein

Weitere Kostenlose Bücher