Himmelskraft
wissenschaftlichen Kreisen einen guten Ruf hatte. Im allgemeinen pflegte er seine kürzeren Beiträge mit der Chiffre Z. V. zu zeichnen.
Die Notiz war seinerzeit dem Mitarbeiter wissenschaftlich so bedeutend erschienen, daß er sie nicht einfach unter den Tisch fallen lassen wollte, andererseits aber doch wieder so unglaubhaft, daß er es ablehnte, sie mit seiner in Fachkreisen wohlbekannten Chiffre zu decken. Schließlich hatte er sich mit van de Kraaker darauf geeinigt, sie mit den Anfangsbuchstaben seines Gewährsmannes zu zeichnen. So war es gekommen, daß die Buchstaben J. Z. unter der Notiz standen. Die Adresse dieses Gewährsmannes wollte Headstone haben. Mijnheer van de Kraaker wußte sie nicht. Dann wenigstens die Adresse jenes anderen Mitarbeiters mit der Chiffre Z. V! Die konnte ihm Kraaker schnell geben. Hinter den beiden Buchstaben steckte Professor Voucher vom
Atom-Institut in Lüderitzbucht. Das waren etwa tausend Kilometer von Kapstadt gerechnet. Durch ein Telegramm überzeugte sich Headstone, daß der Professor zur Zeit in seinem Institut war und bestieg das nächste Flugzeug, das er auftreiben konnte.
Als die Sonne im Westen versank, saß er Voucher in dessen Arbeitszimmer gegenüber. Und nun begann eine Unterhaltung, die für Professor Voucher weit eher ein scharfes Verhör als eine einfache Unterredung war. Jene ominöse Notiz, die der gefürchtete Leiter der United Electric vor langen Wochen einmal aus einem Heft des >Electric Engineer< herausschnitt, hatte er vor sich auf dem Tisch liegen und außerdem ein kleines Notizheft, in dem er alles Wichtige aufschrieb, was er Wort für Wort aus dem Professor herauspreßte. Ob Voucher das Wunderseil gesehen hätte, wollte Headstone wissen.
Der Professor mußte es verneinen.
»Wenn ich es gesehen hätte, Mister Headstone, hätte ich gar keine Bedenken gehabt, die Notiz mit meiner Chiffre zu zeichnen«, versuchte er sich zu entschuldigen.
»Hm, so«, knurrte Headstone gereizt. »Da weiß ich ja mehr als Sie. Ich habe das Seil sogar in der Hand gehabt. Hier ist es! Sie können es selber besehen.«
Bei diesen Worten griff er in die Tasche und warf jenes kleine Knäuel, das ihm nun schon seit so vielen Wochen Verdruß und Arbeit machte, auf den Tisch. Das interessierte Professor Voucher nun wieder höchstlich. Er begann es abzuwickeln, zerrte daran, holte eine starke Lupe herbei und stand im Begriff, wieder ganz in ein wissenschaftliches Fahrwasser zu geraten. Aber Headstone ließ es dazu nicht kommen, denn seine Wünsche lagen in einer andern Richtung. Von wem der Professor die Mitteilungen über das Seil bekommen hätte, wünschte er jetzt zu erfahren und wies jeden Versuch Vouchers, abzuschweifen, energisch zurück.
Wahrheitsgemäß begann der Professor nun zu erzählen, wie er bei seinem letzten Aufenthalt in Europa in der norddeutschen Heide einen Mann getroffen hätte... Schon bei den ersten Worten spitzte Headstone die Ohren. Da war schon wieder von dieser deutschen Heide die Rede, in der sein Agent Turner das Wunderseil erwischt hatte.
Professor Voucher fuhr in seiner Erzählung fort, und je weiter er kam, desto verdrehter erschien Headstone die ganze Geschichte. Was mußte das für ein wunderlicher, um nicht zu sagen verschrobener Kerl sein, mit dem der Professor dort zusammengetroffen war und von dem er seine Weisheit bezogen hatte! Der alte Mann hatte über die modernsten Leichtmetall-Legierungen und ihre weiteren
Entwicklungsmöglichkeiten geredet, daß dem Professor einfach die Sprache wegblieb. Unwillkürlich waren sie dabei auch auf Zukunftsmöglichkeiten gekommen, und der Alte hatte von einem Seil mit der Zerreißlänge von 100 Kilometer gesprochen. Er hatte nicht nur die Möglichkeit, solch ein Seil zu schaffen, angedeutet, sondern sogar auch behauptet, daß es bereits vorhanden wäre. Als sie sich nach einer guten halben Stunde trennten, war Professor Voucher von der Unterhaltung noch völlig benommen. Erst später war er dazu gekommen, sich aus dem Gedächtnis Aufzeichnungen zu machen; und so war eben jene Notiz im >Electric Engineer< entstanden, die Mister Headstone zu dem eiligen Fluge veranlaßte.
Die letzten Minuten hatte Headstone den Professor reden lassen, ohne ihn zu unterbrechen. Nun griff er wieder in die Unterhaltung ein. Den Namen dieses Wundermannes wünschte er zu erfahren. Das war nun nicht ganz einfach, denn Professor Voucher hatte ihn als nebensächlich erachtet und dementsprechend vergessen. Erst als ihm
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