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Himmelskraft

Titel: Himmelskraft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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beeilte sich Kämpf zu erwidern.
    Mehr konnte der sonst so tüchtige Turner aus dem Direktor nicht herausbekommen. Die Bilanz, die er aufmachte, als er die Treppe des Verwaltungsgebäudes hinabschritt, ging nur teilweise auf. Zwar war es gelungen, ein gehöriges Stück dieses Wunderkabels zu einem annehmbaren Preis zu erwerben, aber die restliche Lieferung schwebte doch noch sehr in der Luft. Als er über den Werkhof zu seinem Wagen ging, erblickte er einen schweren Lastzug, der mit Kabeltrommeln beladen war. Den Chauffeur, der neben dem Zug stand, kannte er noch nicht, und auch der wußte noch nichts von Mr. Turner und daß diesem gegenüber Vorsicht in jeder Beziehung geboten war.
    »Na, wo soll die Fahrt denn hingehen?« fragte Mister Turner.
    »Nach Osten raus. Mal wieder ins Lüneburgische!« antwortete der Chauffeur.
    »Viel Vergnügen!« meinte Turner, während er seinen Motor anspringen ließ und losfuhr.
    Erst unterwegs kam ihm zum vollen Bewußtsein, was er in den letzten Sekunden alles gesehen und gehört hatte. Die Kabeltrommeln auf dem Lastzug waren nur mit einem Draht feinsten Kalibers bewickelt. Um ein verkaufsfertiges Fabrikat aus diesem Draht herzustellen, mußte er nach Mr. Turners Ansicht erst auf großen Kabelmaschinen, wie sie hier in dem Metallwerk zur Genüge vorhanden waren, zu stärkeren Trossen versponnen werden. Warum fuhr man diese dünnen Drähte jetzt Hunderte von Kilometern ostwärts, bis nach Lüneburg?
    Während Mr. Turner noch über die Frage nachgrübelte, erinnerte er sich an eine andere Bemerkung, die er an dem Chauffeurtisch im >Rautenkranz< aufgeschnappt hatte, bevor dort die telephonische Warnung eintraf. Hatte dort nicht einer der Fahrer davon gesprochen, daß er häufiger Trommeln mit dünnen Drähten von Osten nach Düren gefahren hatte?

Wie reimten sich diese beiden Sachen zusammen? Je länger Mr. Turner seine Beobachtungen hin und her überlegte, um so klarer wurde er sich darüber, daß da ein Geheimnis dahinterstecken mußte und daß die Lösung dieses Geheimnisses in der Heide zu suchen war. Als er zu diesem Schluß gekommen war, gab er Vollgas und ließ seinen Wagen mit höchster Geschwindigkeit nach Osten sausen.
    In Kapstadt zeigten die Uhren die neunte Morgenstunde an, das geschäftliche Leben und Treiben der Stadt fing eben erst an, richtig in Schwung zu kommen. So konnte es geschehen, daß Mr. Headstone, als er mit dem Glockenschlag neun die Redaktionsräume des >Electric Engineer< betrat, den Chefredakteur noch nicht antraf; ein Umstand, der seine an sich schon nicht rosige Laune noch um ein paar Punkte tiefer sinken ließ. Um so eifriger bemühte sich der Zweite Redakteur Mr. Walker, die Wünsche des Gefürchteten zu erfüllen und alle Steine des Anstoßes aus dem Wege zu räumen; denn Mr. Walker wußte ganz genau, was die Persönlichkeit Headstones für die Zeitschrift zu bedeuten hatte: wirtschaftliche Informationen aus den Forschungsstätten der allmächtigen United Electric, die für den redaktionellen Teil von unschätzbarem Wert waren, und außerdem - auch das wußte Mr. Walker sehr genau, obwohl jedermann im Hause sich hütete, es offen auszusprechen - Inseratenseiten, die das wirtschaftliche Rückgrat des Blattes recht wesentlich stärkten. Was hatte Mr. Headstone zu dieser frühen Morgenstunde in der Redaktion des >Electric Engineer< zu suchen? Die Ursache dazu bildete eine kurze, aus einem früheren Heft des >Electric Engineer< herausgeschnittene Notiz, schon reichlich zerknittert und unansehnlich geworden, die Headstone gleich zu Beginn seines Besuches seiner Brieftasche entnommen und dem ratlosen Zweiten Redakteur vor die Nase gehalten hatte.
    Wer der Kerl wäre, der diese Notiz der Zeitung geschickt hätte, wollte Mr. Headstone in einem ziemlich unfreundlichen Ton wissen. Mr. Walker bemühte sich, allerlei Bücher und Listen herbeizuschleppen, in denen die Chiffren und Pseudonyme der verschiedenen Mitarbeiter des Blattes verzeichnet standen. Aber vergeblich blätterte er sie von A bis Z durch - die Chiffre J. Z. die unter jenem kleinen Aufsatz stand, befand sich nicht darunter.
    Headstones Gesicht wurde von Minute zu Minute roter, als glücklicherweise Mijnheer van de Kraaker, der Chefredakteur des Blattes, auftauchte und die weitere Leitung der Verhandlungen übernahm. Er erinnerte sich sehr schnell der Einzelheiten, die dem Vorfall zugrunde lagen. Die betreffende Notiz stammte von einem ständigen Mitarbeiter des Blattes, dessen Name in

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