Himmelskraft
stand. Dann konnte es wohl in der Tat so gehen, daß sie mit ihren Maultieren munter zu Tale trabten und den größeren Teil der hier gestrandeten Anlage in der Luft hinter sich her schleiften.
Fosdijk war mehr für den Plan von Smith. Er spielte mit dem Gedanken, auch die unversehrt gebliebenen Ballone zu entleeren und das ganze Netz mit allem Drum und Dran auf den Rücken der Tragtiere nach unten zu bringen. Cowper hielt an seiner Idee fest, und da er ein ziemlich gewandter Alpinist war, kletterte er erst mal zu dem zackigen Grat hinauf, an dem die Ballone mit den Resten der Tragseile sich verfangen hatten. Vergeblich schrie Smith ihm Warnungen nach; sie verhallten in der dünnen Gebirgsluft. Schon hatte Cowper den Felsgrat erreicht und versuchte, die um die Zacken geschlungenen Ballonseile zu entwirren. Sehr bald mußte er einsehen, daß das nicht so einfach ging, wie er sich’s gedacht hatte. Er mußte zur Blechschere greifen und Draht um Draht der schweren Trossen einzeln abkneifen.
Der erste Ballon kam frei und riß einen Teil des Netzes aus dem Gestrüpp mit sich empor. Mit der Wut eines Besessenen arbeitete Cowper unentwegt weiter. Schon waren etwa tausend Quadratmeter des Netzes bis zu der Stelle hin, wo Smith mit seinen Leuten arbeitete, frei geworden und über das Gestrüpp herausgehoben - da vollzog es sich ganz plötzlich und war bereits geschehen, bevor Fosdijk und Smith noch recht begriffen, was passiert war. Die letzten Schnitte welche die Neger eben in dem Drahtgewirr vollführten, mochten wohl den Anstoß gegeben haben. Die vier Ballone erhoben sich schnurgerade in die Höhe und nahmen ein gutes Stück Netz mit, in dessen weiten Maschen wie eine Spinne Mister Cowper hockte. Fünfhundert Meter schätzungsweise stiegen sie empor, dann trieben sie unter der Wirkung einer frischen Brise schnell nach Westen ab.
Fosdijk stand mit aufgerissenem Mund da und schaute der Erscheinung sprachlos nach. Jeden Augenblick fürchtete er, Cowper aus dem Netz abstürzen und auf den Felsen zerschellen zu sehen.
Smith hatte sein Werkzeug fortgeworfen und war aufgesprungen; er fluchte aus vollem Halse. Immer winziger wurde das Netz, zu immer kleineren Pünktchen im Äther schrumpften die tragenden Ballone zusammen. Längst war von Cowper nichts mehr zu sehen.
Jetzt erst stoppte Smith seine Schimpfkanonade ab, und jetzt endlich fand auch Fosdijk wieder Worte. »Da haben wir den Salat! Was nun, Mister Smith?« sagte er. Smith war jetzt verhältnismäßig ruhig geworden. »Wenn Mister Cowper sich in dem Netz hält, wird er bei der Sache glimpflich davonkommen. Hauptsache, daß er gesund über den Kamm des Gebirgszuges kommt. Aber wenn ihm das glückt, steht ihm noch eine andere Gefahr bevor - er kann auf den Atlantik abgetrieben werden. Aber im Augenblick können wir ihm nicht helfen. Ich möchte vorschlagen, daß wir wieder an unsere Arbeit gehen und vor Einbruch der Dunkelheit möglichst viele Maultierlasten fertigmachen.«
»Sie haben recht, Smith«, entgegnete Fosdijk. Und in der nächsten Minute waren wieder vier Blechscheren an der Arbeit.
Mister Turner setzte sein Programm in die Tat um. Noch am gleichen Tag, an dem er im Gasthof >Zum Rautenkranz< einige für ihn wissenswerte Dinge erfahren hatte, erreichte er Düren, und am nächsten Vormittag ließ er sich dort bei Direktor Kämpf von den Metallwerken melden. Dabei war er in der angenehmen Lage, gewichtige Empfehlungsbriefe auf den Tisch legen zu können: ein Einführungsschreiben von Mr. Headstone und ein anderes von Direktor Brooker. Das waren Namen von gutem Klang in der internationalen Industriewelt und wohlgeeignet, jedem, der sich auf sie berufen konnte, Tor und Tür zu öffnen.
Daß Direktor Kämpf außerdem noch vor vierundzwanzig Stunden ein Schreiben von Generaldirektor Bergmann bekommen hatte, das sich gleichfalls mit der Person von Mister Turner befaßte, war eine durchaus private Angelegenheit, von der Mister Turner nichts wußte und die zu erwähnen der Direktor aus triftigen Gründen sich hütete.
Der Empfang war so freundlich, wie es sich bei einem wohlakkreditierten Mann von selbst verstand, und Kämpf wurde noch um einige Nuancen liebenswürdiger, als Turner damit herausrückte, daß er bei den Metallwerken einen größeren Einkauf tätigen wolle. »Gewiß, Mister Turner, aber mit dem größten Vergnügen«, beeilte sich der Direktor auf Turners Mitteilung zu erwidern, und in Kürze war der Tisch, an dem sie saßen, mit Mustern der
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