Himmelspfade - Engel weisen uns den Weg
Brennan mir ein altes Bauernhaus in der Nähe gezeigt, das ihr gehörte. Sie bot mir das Haus als Geschenk an. Sie meinte, dass wir in Zukunft ja vielleicht einmal umziehen wollten. Damals wohnte ein alter Mann darin, der aber an diesem Tag nicht da war. Oma Brennan erklärte mir, sie könne uns das Haus nicht überlassen, solange der Mann noch darin wohne, aber wenn er eines Tages nicht mehr da wäre, würde sie es uns herzlich gerne schenken.
»Wäre es nicht wunderbar, wenn ihr auch hier in Johnstown wohnen würdet – nur ein paar Häuser von uns entfernt?«, fragte sie. »Ich möchte das so gerne für dich und Joe tun, Lorna. Das ist ein Versprechen, und ich breche meine Versprechen nie!« Ich verliebte mich sofort in das alte Bauernhaus. Es erinnerte mich an das alte Haus in Old Kilmainham, in dem ich als Kind gewohnt hatte. Das Dach war eingestürzt, aber dennoch war es mir immer in guter Erinnerung geblieben. Vielleicht kommt meine Liebe zu alten Häusern ja von diesem allerersten Zuhause. Joe gefiel, dass Oma Brennans Haus wunderbar ruhig war.
Und nun schlug die Engelfrau Elisha mir vor, das Angebot anzunehmen und mit Megan in dem alten Bauernhaus zu wohnen. Verwirrt sah ich sie an. »Ich bin ein bisschen schockiert, Elisha. Da müssen doch sehr viele Dinge bedacht werden. Und was ist mit meinen drei anderen Kindern? Ich weiß, dass sie schon ziemlich erwachsen sind, aber ich kann doch nicht das Haus verkaufen und sie ohne Dach über dem Kopf stehen lassen. Außerdem habe ich das alte Bauernhaus schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen. In welchem Zustand ist es überhaupt?«
Elisha erwiderte: »Von außen sieht das Haus immer noch gleich aus, und es ist ein sehr schönes Haus. Aber von innen ist es leider in einem schlechten Zustand. Es ist nicht bewohnbar, und alle Rohre und elektrischen Leitungen müssen neu verlegt werden. Das ist schrecklich viel Arbeit.« Sie lächelte mir aufmunternd zu. »Du solltest Oma Brennan anrufen und ihr sagen, dass du das Haus nimmst. Umziehen wirst du erst in etwa einem Jahr. Und in der Zwischenzeit wird noch sehr viel geschehen.«
Ich lachte, als Elisha das sagte, und sie lachte mit. Ihr Lachen klang wie Wasser, das sanft über Kiesel plätschert. Elisha und ich gingen gemeinsam die Straße entlang und sprachen noch ein wenig über andere Dinge. Dann verschwand sie wieder. Aber ich rief die Brennans nicht an! Am darauffolgenden Samstagmorgen waren Megan und ich unterwegs zu einer Teestube, wo wir Creme-Donuts essen wollten. Ich hielt sie bei der Hand, während wir so durch Maynooth spazierten. Plötzlich kamen einige weiße Engel auf uns zu. Weiße Engel gibt es zuhauf. Überall wo Menschen sind, gibt es Hunderte von ihnen. Sie sind jederzeit bereit, uns auf jede erdenkliche Art und Weise zu helfen. Im Gegensatz zu Lehrengeln, die Experten auf einem bestimmten Gebiet sind, zum Beispiel im Bereich der Medizin oder darin, wie man Prüfungen besteht – für jede erdenkliche Fähigkeit gibt es einen Lehrengel –, sind weiße Engel keine Spezialisten, aber sie sind in vielerlei Hinsicht eine große Hilfe. Sie wirken sehr hell, deshalb nenne ich sie weiße Engel. Sie sind unterschiedlich groß. Manchmal sind sie riesig und dann wieder etwa so groß wie die Menschen, in deren Nähe sie sich aufhalten. Die kleinsten, die ich je gesehen habe, waren so groß wie die Kinder, bei denen sie waren.
An diesem Morgen in Maynooth war ich verblüfft, so viele weiße Engel zu sehen. Tausende von ihnen befanden sich dicht gedrängt auf der Straße. Sie schienen von überall her zu kommen. Alles schien beinahe stillzustehen. Ein helles Auto bewegte sich kaum noch vorwärts. Auf dem Fahrersitz saß ein Mann, aber er wirkte wie erstarrt. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite standen ein Mann und eine Frau. Es sah so aus, als wollten sie eigentlich vorwärtsgehen, denn sie hielten beide einen Fuß in der Luft, aber sie bewegten sich überhaupt nicht. Ich stand neben Megan. Das Licht um Megans Schutzengel öffnete sich und strahlte so hell, dass ich sie nicht mehr sehen konnte. Ich wusste sofort, was jetzt passieren würde.
Megan fing unkontrollierbar zu schluchzen an. Ich kniete mich neben sie und tröstete sie mit allen liebevollen Worten, die mir einfielen. Ich nahm sie in die Arme und sagte ihr, dass sie nicht weinen müsse. Eine Sekunde lang war Megans Klageschrei leise, aber dann schwoll er an, bis er ohrenbetäubend laut war. Ich war sicher, dass man ihn kilometerweit hören
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