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Himmelsschatten

Himmelsschatten

Titel: Himmelsschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cassutt , David S. Goyer
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verkündete: »Ich muss mal pinkeln.«
    Am liebsten hätte Megan laut gelacht; man konnte unmöglich gegen ein Mädchen gewinnen, das andauernd seine Spielstrategie änderte.
    »Du kannst im Pressebereich zur Toilette gehen.«
    »Ich kann aber nicht warten.«
    »Siehst du, wo wir schon sind?« In diesem Moment befanden sie sich in einer Schlange aus Autos und Bussen, die sich vor dem letzten Tor der Anlage stauten, in der der riesige weiße Block des Vehicle Assembly Buildings, der Montagehalle, über dem Startkontrollzentrum aufragte.
    »Die linke Spur ist ganz frei!«, protestierte Rachel. Es stimmte, auch Megan sah, dass die entgegengesetzte Fahrbahn leer und vorne am Tor anscheinend abgesperrt war.
    »Du hast recht«, erwiderte Harley. Mit seinem berühmten Smiley-Winken setzte er den Wagen ein kleines Stück zurück, dann scherte er auf die linke Spur aus.
    »Beeilung!«, fauchte Rachel und rutschte demonstrativ auf dem Sitz hin und her.
    »Um Gottes willen«, schnappte Megan, der der Geduldsfaden riss. »Bist du fünf Jahre alt oder was?«
    »Du behandelst mich, als ob ich es wäre.«
    »Nur wenn du dich wie ein Kleinkind benimmst.«
    »Das ist nicht wahr …«
    »Wir halten einfach am Wachhaus an«, schlug Harley vor und sah ganz kurz nach links, doch das genügte, um einen dienstlichen Kleintransporter der NASA zu übersehen, der sich im rechten Winkel näherte.
    Aber der Kühlergrill und die Führerkabine des Transporters füllten Megans Blick für den Bruchteil einer Sekunde aus, ehe alles in einem gewaltigen Donnerknall aus Metall, Licht, Gewalt und Tod endete.

3
    » Cape Canaveral – Die vier Astronauten der Destiny -5-Mission, der ersten planmäßigen bemannten Mond landung des einundzwanzigsten Jahrhunderts, geben ihre letzte Pressekonferenz vor dem Start um 10 Uhr 30 EDT , Dienstag, den 6. Juni 2017.
    US -Reporter dürfen vom Kennedy Space Center der NASA aus persönlich Fragen stellen.
    Ausländische Reporter sind zu diesem Ereignis nicht zugelassen. «
    NASA, ÖFFENTLICHE ANGELEGENHEITEN
    Die meiste Zeit über dachte Zack Stewart, Astronaut sei der schönste Beruf der Welt.
    Zum einen verwirklichte er seinen Kindheitstraum. Er wuchs auf am Rand von Marquette auf der Upper Peninsula, beobachtete oftmals die schimmernden Nordlichter und wünschte sich, er könnte sie berühren, oder – wenn das nicht ging – durch sie hindurchfliegen. In manchen Jahren, wenn der Schnee hoch lag und die Temperaturen im Januar immer noch unter den Gefrierpunkt sanken, packte er sich warm ein – Stiefel und Schneemobil-Anzug – und tat so, als sei er ein Astronaut, der die ersten Schritte auf einem weit entfernten Planeten unternahm. Es war eine so beglückende, faszinierende Vorstellung, dass er selbst als Erwachsener jedes Mal wieder Aufregung verspürte, wenn er Schnee unter seinen Schuhsohlen knirschen hörte.
    Zack hatte planetare Astronomie studiert und in Berkeley Geoff Marcys Forschungsteam angehört; sie suchten nach extrasolaren Planeten und verbesserten die bereits existierenden Modelle, welche die Kriterien für eine bewohnbare Welt festlegten. Von da aus war es ein ganz natürlicher Schritt, sich der NASA anzuschließen – er hatte seine Bewerbung eingereicht, sobald er erfuhr, dass die Weltraumbehörde eine Rückkehr zum Mond plante. Nach zehn Jahren und zwei Ablehnungen wurde er end lich angenommen. »Ich habe sie einfach mürbe gemacht«, sagte er gern und glaubte fast selbst daran.
    Ohne sich dafür zu schämen, genoss er es, wie es sei nem Ego schmeichelte, wenn er die beiläufig gestellte Frage »Und was machen Sie beruflich, Dr. Stewart?« mit »Ach, ich bin Astronaut«, beantwortete.
    Und er hatte das Wunder und den Stress der Flüge in den Erdorbit erfahren; zweimal verbrachte er mehrere Monate an Bord der ISS , der Internationalen Raumstation. Beim ersten Mal startete er mit einer Sojus -Rakete von Russland aus, das zweite Mal in einer Destiny , die im Wesentlichen der glich, die sich derzeit auf der Startrampe 39-A befand. Selbstverständlich hatte es bei den Missionen auch Tiefpunkte gegeben. Während seines ersten Aufenthaltes war er gezwungen gewesen, ein Crew mitglied aus der Station entfernen zu lassen. Aber die negativen Erinnerungen gingen unter in der Euphorie seines ersten Raumspaziergangs, als er im Verlauf eines Peripherflugs an der Nachtseite der Erde ohne Kommunikation und ohne Aufgaben am Ende seiner Sicherungsleine gedriftet war. Es war wie in einem Sensorischen

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