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Himmelsschatten

Himmelsschatten

Titel: Himmelsschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cassutt , David S. Goyer
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frühmorgens an einem Sommertag zum ersten Mal danach gefragt hatte.
    »Das ist richtig gruselig, Dad.«
    »Keine Sorge, ich habe nicht vor, bald zu sterben.«
    »Aber macht es dir nichts aus zu wissen, dass du eines Tages da liegen wirst, und das für die nächsten tausend Jahre oder so?«
    Da Zack nur selten eine Sonnenbrille trug, hatte er in dem grellen Licht geblinzelt. »So wichtig ist das nicht, wo man einmal seine letzte Ruhe findet.«
    »Wenn es nicht so wichtig ist, warum kommen wir dann immer wieder hierher?«
    »Jetzt hast du mich kalt erwischt.« Er schloss kurz die Augen und dachte nach. Dann lächelte er, als hätte er ein großes Problem gelöst. »Moment mal. Wir besuchen Moms Grab, um hier an sie zu denken.«
    »Das könnten wir ebensogut zu Hause tun.«
    »Nein, da wären zu viele Ablenkungen. Diese Stelle ist ein … ganz spezieller Ort zum Meditieren, der aus schließlich ihr gewidmet ist, okay?«
    Rachel hatte sich daran erinnert. Das Beten hatte ihr noch nie gelegen. Sie ging nicht gern zur Kirche, und nach einer Reihe von hitzigen Debatten konnte sie Zack dazu überreden, dass er es ihr erlaubte, den Religionsunterricht aufzugeben.
    Aber Meditieren? An etwas Schönes denken? Das war ihr gelungen.
    Heute jedoch nicht. Sie betrachtete den Grasbewuchs des Grabs, dann kniete sie nieder und strich mit der Hand darüber.
    Die Grasdecke schien nicht angetastet worden zu sein. Aber mit Bestimmtheit wusste sie das nicht.
    Sie nahm die kleine Schaufel aus ihrer Tasche und stieß sie in die Grasnarbe hinein. Es ging ganz leicht, denn nach dem vielen Regen war der Boden natürlich weich und feucht.
    Stück für Stück hackte sie die Umrisse eines Quadrats in die Grasnabe, das an den Rändern jeweils zwei Fuß maß, danach schob sie die Spitze der Schaufel unter die Ränder. Gerade als sie anfing, eine Ecke der Grasnabe hochzuziehen, sagte ein Mann: »Rachel Stewart, was machst du da?«
    Erschrocken richtete Rachel sich auf.
    Wenige Fuß von ihr entfernt war Harley Drake; er näherte sich langsam und fast geräuschlos in seinem elektrisch angetriebenen Rollstuhl. »So kann es nicht weitergehen, auf welche Art und Weise wir beide uns treffen.«
    »Warum bist du hier?«
    »Ich verstecke mich«, sagte er.
    »Wirklich?« Sie setzte ihre Arbeit am Grab fort.
    »Wirklich. Ich wollte nur etwas überprüfen.«
    »Was denn?«
    »Du wirst lachen.«
    »Ich glaube nicht.«
    Inzwischen hatte er das Grab erreicht. Seine Miene war ungewöhnlich ernst. »Ich wollte mich nur davon überzeugen, dass das Grab noch intakt ist. Unheimlich, was?«
    Rachel schaffte es, das quadratische Stück Grasnabe abzuschälen. Ihre Hände waren schmutzig, deshalb wischte sie sie an dem Gras ab. »Du bist verrückt.«
    »Ehe du dein Urteil abgibst, verrate mir, was du hier treibst. Denn es sieht beinahe so aus, als hättest du dieselben Sorgen.«
    »Worüber sollte ich mir Sorgen machen? Dass die Aliens den Leichnam meiner Mutter gestohlen haben, um allen was vorzugaukeln?« Sie kniete sich wieder hin und schaufelte rasch ein Loch an der Stelle, die sie von der Grasnabe befreit hatte.
    »Ich hätte mich etwas anders ausgedrückt, aber im Kern trifft es zu.«
    Rachel lächelte. Der arme Harley. »Nein, daran hatte ich nicht gedacht.« Sie griff nach ihrem Tablet-Computer und ließ ihn in das frisch ausgehobene Loch fallen. Mit ein paar eiligen Bewegungen füllte sie es wieder mit lockerem Erdreich auf.
    Harley sah ihr zu. »Äh … das Ding ist ziemlich teuer …«
    »Mein Vater sagt immer, es sei im Grunde nichts als ein Briefbeschwerer.«
    »Jetzt ist es ein schmutziger Briefbeschwerer.«
    Sie legte das Stück Grasnabe wieder an die alte Stelle und trat es dann mit den Füßen fest.
    »Das ganze Bloggen und so weiter gehörte zur Welt meiner Mutter. Ich brauch mal eine Pause.«
    »Eine Auszeit? Das ist eine deiner besten Ideen, die du in letzter Zeit gehabt hast.«
    Beide lachten. Sekunden später verwandelte sich das Lachen in Tränen – selbst der abgebrühte Harley Drake weinte. Rachel wusste, dass dieser Gefühlsausbruch nichts damit zu tun hatte, wie sie ihren Tablet loswurde. Sie umarmte ihn in einer linkischen Geste. »Ihr alter Körper ist immer noch da unten, Harley. Aber dieser andere Teil befindet sich anscheinend da oben im Weltall.«
    »Bist du dir sicher?«
    »Ja.«
    »Das macht die Situation wirklich sehr schwierig.«
    In diesem Moment klingelte Harleys Handy. »Ich kann es nicht fassen.« Aber er nahm den Anruf entgegen und

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