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Himmelsstürmer - Capus, A: Himmelsstürmer

Himmelsstürmer - Capus, A: Himmelsstürmer

Titel: Himmelsstürmer - Capus, A: Himmelsstürmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Capus
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das noch nicht genügte, unternahm er an den Wochenenden mit Studienfreunden Bergtouren in die Glarner Alpen.«Nicht-Alpinisten fragen immer wieder, warum wir denn wie die Irrsinnigen in die Berge stürmen», heißt es in einer seiner Schriften.«Im täglichen Leben wie auch in der Wissenschaft begegnet man selten Problemen, die man allein, vollkommen und in kurzer Zeit bewältigen kann. Wir dürsten deshalb nach Leistungen, die wie ein Kunstwerk abgeschlossen werden können, die wir allein vollbracht haben und die uns niemand streitig machen kann. Die Erstbesteigung eines Berges oder die Begehung einer neuen, schwierigen Route stellen eine solche Leistung dar.»
    Auf die Gipfelstürmerei folgte aber stets der Abstieg, und am Montagmorgen hatte Zwicky jeweils wieder den Professoren und Studenten zu Diensten zu sein. Am Dienstag, dem 25. August 1925, erhielt er die Aufgabe, einen Besucher aus Amerika durchs Institut zu führen. Der Mann war leutselig und interessiert, hieß Wickliff Rose und war Präsident der John D. Rockefeller Foundation – jener Stiftung also, die der reichste Mensch aller Zeiten gegründet hatte, um das Wohl der Menschheit auf der ganzen Welt zu fördern. Nach der Führung fragte er Zwicky, ob er mit einem Rockefeller-Stipendium nach Amerika gehen wolle.
    Natürlich wollte Zwicky das.
    Vier Tage später meldete er sich bei der Zürcher Einwohnerkontrolle ab, um als Forscher ans California Institute of Technology (Caltech) in Pasadena, einem Vorort von Los Angeles, zu reisen. Er fuhr über Paris nach Cherbourg, dann mit der SS Lapland nach New York. Dass die Überfahrt in die Neue Welt ihn über die Maßen fasziniert hätte, kann man nicht sagen. Auf dem Schiff habe er sich gründlich gelangweilt, berichtete er nach Hause; seekrank sei er zwar nicht geworden, dies könne auf zwanzigtausend Tonnen nur ganz schwachen Gemütern geschehen, aber wegen des schlechten Wetters habe er nicht an Deck gehen können, und die Gesellschaft unten sei andauernd so blöd gewesen, dass er sich vorgenommen habe, nie mehr auf einem englischen Schiff zu reisen.
    In Pasadena angekommen aber hatte es mit der blöden Gesellschaft fürs Erste ein Ende, denn am Caltech herrschte ein stetes Kommen und Gehen großer Forscher und hoffnungsvollen wissenschaftlichen Nachwuchses. Schon in den ersten Monaten arbeitete Zwicky mit dem Quantenmechaniker Max Born zusammen, dann mit dem berühmten Aerodynamiker und Windtunnelspezialisten Theodore von Karman, und bald auch wieder mit Albert Einstein, der für ein halbes Jahr einer Einladung ans Caltech gefolgt war. Nach Ablauf seines Stipendiums wurde Zwicky Assistenzprofessor und hielt Vorlesungen in Atomphysik; seine Studenten liebten ihn, weil er geistreich und witzig war. Allerdings wunderten sie sich, dass ihr Professor, während er an der Wandtafel Formeln notierte, ständig in einer fremdländischen Sprache vor sich hin murmelte. Um das Rätsel zu lösen, schleusten sie eines Tages einen Schweizer in die Vorlesung, der hernach zu Protokoll gab, dass es sich beim Gemurmel um Glarner Dialekt handle und dass Zwicky in mantrischer Wiederholung und geringfügiger Variaton eigentlich immer nur«Ihr dummä Siächä, das verschtünd ihr ja eh nüd»sage.
    Damit ihm während der Wochenenden und in den Ferien nicht langweilig wurde, unternahm er Bergtouren in die Rocky Mountains. Im zweiten Jahr tauchte sein Name zum ersten Mal in der Zeitung auf, weil er als erster Mensch versuchte, Mount Whitney, den höchsten Berg der USA außerhalb Alaskas, im Winter zu besteigen. Ein zweites Mal machte er Schlagzeilen in der Pasadena Post , weil er im Death Valley mit Skiern eine Sanddüne hochkletterte«und entdeckte, dass man auf Sand genauso gut Ski fahren kann wie auf Schnee». Und wenig später vermeldete dieselbe Zeitung in fetten Lettern die Vermählung Professor Fritz Zwickys mit Dorothy Vernon Gates, deren Vater Senator des Staates Kalifornien und einer der wichtigsten Wirtschaftsführer gewesen war.
    Noch vor dem fünfunddreißigsten Geburtstag hatte Fritz Zwicky in allen Bereichen seines Lebens den Gipfel erreicht. Er war Professor an einer der angesehensten Hochschulen der Welt, wurde von Wissenschaftsmagazinen als einer der führenden hundertfünfzig Physiker Amerikas aufgelistet und war in der Presse bekannt als kühner Bergsteiger. Er war mit einer schönen jungen Frau aus den allerbesten Kreisen verheiratet, die mit Theodore Roosevelt und um sieben Ecken herum sogar mit Franklin D.

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