Himmelssturz
gesamten Boden ab, bildete aber weiterhin den Brennpunkt des Zimmers. Selbst das Aquarium war noch da, in dem sogar noch ein paar Fische schwammen. Einige Teile des alten Schiffs wurden regelmäßig in Rotation versetzt, um Zentrifugalschwerkraft zu erzeugen – Axford hatte darauf bestanden, da der Kalziumabbau in den Knochen unter den nahezu schwerelosen Verhältnissen auf Janus zu einem ernsten Problem wurde –, aber dieser Raum gehörte nicht dazu. Die Fische schien es nicht allzu sehr zu stören.
Anwesend waren Ryan Axford, Saul Regis, Nick Thale, Denise Nadis, Jake Gomberg und Christine Ofria. Genauso wie Axford waren auch Regis und Thale Anhänger des alten Regimes gewesen, aber ihre Fachkenntnisse waren zu wertvoll, als dass man einfach darauf hätte verzichten können. Manchmal kam es zu Spannungen zwischen den dreien und der übrigen Interimsverwaltung, aber sie waren gewöhnlich pragmatisch genug eingestellt, um solche Meinungsverschiedenheiten zum Wohl von Crabtree beiseite zu schieben.
Svetlana und Parry nahmen ihre Plätze am Tisch ein. Sie bewegten sich mit dem mühelosen Gleiten, wie es typisch für die Fortbewegung auf Janus war. Svetlana legte die Hände auf den Tisch, verschränkte sie und nickte den übrigen Anwesenden knapp zu.
»Ich bin gerade aus dem Schlund zurückgekehrt«, begann sie, »und endlich sieht es danach aus, dass wir etwas entdeckt haben, das sich als gute Neuigkeit für uns erweisen könnte. Um sie in den angemessenen Kontext zu stellen, muss ich noch einmal betonen, wie beschissen unsere Lage in Wirklichkeit ist. Parry, würdest du mir die Ehre erweisen?«
Parry nahm seine Mütze ab und strich sich mit dem Finger über den Schnurrbart. »Ich werde gar nicht erst versuchen, der Sache einen positiven Anschein zu geben, und ich glaube, dass es für niemanden eine Überraschung darstellt, dass der Treibstoff unser Hauptproblem ist. Bevor wir auf Janus gelandet sind, haben wir hohe Erwartungen in die Möglichkeit gesetzt, die Energie des Mondes anzuzapfen und für unsere Zwecke zu verwenden. Das war eine nette Idee, die sich in der Praxis jedoch als extrem schwierig herausstellte. Die spicanischen Maschinen sind teuflisch effizient, sie geben kaum Streuenergie ab, die wir ausnutzen könnten. Das einzige Gebiet, auf dem wir bisher Glück hatten, sind die thermoelektrischen Generatoren. Sie nutzen das Wärmegefälle zwischen Janus und der Eiskappe aus. Aber der Temperaturunterschied ist nicht besonders groß, und wir haben nicht genug supraleitende Kabel, um weitere Leitungen zum Rand der Eiskappe zu verlegen. Wenn wir noch einmal von vorn anfangen könnten, würden wir uns vielleicht für einen anderen Landeplatz entscheiden, näher an der Eiskante … aber da wir keine Zeitmaschine besitzen …«
Nadis tippte mit einem Schreibstift gegen ihren Flextop. »Wie viel Energie gewinnen wir derzeit?«
»Durch die Thermoelemente? Je nach Fluktuation in der Maschinerie zwischen drei und fünf Megawatt, was nicht ausreicht, um ganz Crabtree zu versorgen. Im Moment haben wir keine Probleme, weil wir den Fusionsreaktor laufen lassen können. Daraus gewinnen wir locker hundert Megawatt. Aber diese Methode ist alles andere als effizient. Lockheed-Krunichev hat das Ding gebaut, um die Rockhopper damit fortzubewegen, nicht um ein Dorf zu beleuchten. Wir verpulvern viel mehr Energie, als wir nutzen können.«
»Der Treibstoff wird nicht länger als vierzehn Monate reichen«, sagte Svetlana unumwunden. »Achtzehn, wenn wir den Vorrat strecken, häufiger den Saft abdrehen und ein paar der äußeren Kuppeln abschalten.«
»In diesem Fall können wir auch gleich den Kaffee rationieren«, sagte Nadis.
»Und es gibt keine Hoffnung, mehr aus den Thermoelementen herauszuholen?«, fragte Thale.
»Selbst wenn wir den Schmiedekessel zum Laufen bringen und das nötige Rohmaterial zusammenkratzen können, um mehr supraleitende Kabel herzustellen, lässt sich maximal eine Verdopplung der thermoelektrischen Kapazität erreichen«, sagte Svetlana. »Und damit kommen wir nicht einmal über den nächsten Sommer. Wir wären weiterhin auf den Fusionsreaktor angewiesen.«
Parry räusperte sich. »Wir haben uns andere Möglichkeiten angesehen. Wärme ist nicht das Einzige, was Janus uns zu bieten hat. Wie ihr wahrscheinlich wisst, untersucht ein Team, ob sich Energie aus den Lavastraßen gewinnen lässt – entweder direkt oder durch Anzapfen der Bewegungsenergie der Transporter. Bisher hatten wir damit keinen
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