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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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überging. Die Symbole zogen sich bis zur Nahtstelle hinunter. Sie legte einen Finger auf eins der Zeichen und wartete ab.
    »Ich kann die Bewegung spüren«, sagte sie.
    »Bei diesem Umfang ist es nur ein halber Zentimeter pro Sekunde«, sagte Ramos. »Wenn man es weiß, merkt man es sofort. Andernfalls ist es sehr leicht zu übersehen.«
    Die Rotation des Kegels war in der Tat wahrnehmbar, aber keineswegs völlig offensichtlich. Im strukturlosen Boden gab es kaum einen Bezugspunkt, an dem man die Bewegung beurteilen konnte.
    »Und du glaubst, dass wir das nutzen können?«, fragte Parry.
    »Mit einem geeigneten Mechanismus können wir es zumindest versuchen«, sagte Ramos resolut.
    »Für diese Rotation muss es einen Grund geben«, sagte Svetlana. »Vielleicht passt es Janus nicht, wenn wir daran herummanipulieren.«
    »Nach meiner Theorie würde Janus es nicht einmal bemerken. Und wenn doch … wir würden ja nur einen winzigen Bruchteil der Energie abzapfen, die in diesem Ding gespeichert ist.« Ramos zeigte auf die zwei Gestalten in Raumanzügen. »Sie haben Metallplatten an die Basis geklebt und mit Hebeln das Drehmoment gemessen. Unsere Versuche hatten keinen spürbaren Einfluss auf die Rotationsrate. Nach unseren Erkenntnissen könnte die Kraft einen unendlichen Betrag haben.«
    »Und das Verbindungsstück – du glaubst, dass wir es zum Funktionieren bringen können?«
    »Ich behaupte nicht, dass es einfach sein wird, aber am Ende wird es Energie liefern.«
    »Wie lange werdet ihr brauchen?«
    »Zwei Jahre, mehr oder weniger. Es müsste eine Menge Fracht mit den Beibooten transportiert werden, und wir brauchen hier unten mehr Leute.«
    »Zwei Jahre ist zu lang«, sagte Svetlana. »Könnten wir die Zeit halbieren?«
    »Halbieren?«, wiederholte Ramos ungläubig. »Das würde ein richtiger Kraftakt werden.«
    »Ich möchte, dass ihr einen Plan ausarbeitet, wie sich das Ding in zwölf Monaten zusammenbauen lässt. Ich gebe euch so viel Treibstoff, wie ihr braucht, alle Roboter und zwölf Leute. Das ist das Maximum, das wir erübrigen können.«
    »Hmm …« Ramos zögerte und schien wenig Neigung zu verspüren, sich auf etwas festzulegen, das sie nicht garantieren konnte. »Ich bin mir nicht einmal sicher, ob wir genügend supraleitendes Kabel haben, um eine Leitung bis hierher zu verlegen.«
    »In sechs Monaten haben wir den Schmiedekessel wieder zum Laufen gebracht. Dann wird die Produktion von Kabeln absolute Priorität haben.«
    »Nachdem du all die anderen Dinge auf der langen Liste abgearbeitet hast«, konterte Ramos.
    »Wir brauchen Energie«, sagte Svetlana nachdrücklich. »Und zwar so schnell wie möglich.«
    »Aber das Treibstoffproblem … die Vorräte werden doch noch eine Weile reichen, oder?«
    »Ja«, sagte Svetlana schnell. Sie versuchte, den richtigen Tonfall der Beschwichtigung zu treffen. »Trotzdem sollten wir auf Nummer sicher gehen.«
    »Wir werden unser Bestes geben«, sagte Ramos.

 
Vierzehn
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    Ein Meer aus schwarzem Eis zog unter dem Beiboot vorbei, als sie zurückflogen. Parry war wieder eingenickt. Sein Kopf lehnte schaukelnd am Fenster. Svetlana folgte seinem Beispiel und verordnete sich einen Kurzschlaf von zehn traumlosen Minuten. Als sie wieder zu sich kam, befand sich das Beiboot bereits im Anflug auf Crabtree. Ungless sparte erneut rücksichtslos Treibstoff. Svetlana dachte an die leichtfertigen Versprechungen, die sie Ramos gemacht hatte. Ganz so einfach würde es auf keinen Fall werden.
    Lektion eins auf Janus: Nichts war einfach.
    Das Beiboot ging in einer Kurve rund um den Zentralturm tiefer, der einmal die Rockhopper gewesen war. Neunhundert Meter des Raumschiffs ragten über die Grube hinaus, die Parry und seine Leute ins Janus-Eis gestanzt hatten. Das Schiff steckte mit dem Heck im Boden, das Triebwerk, der Reaktorkomplex und die Treibstofftanks waren nun vollständig eingegraben. Genauso, wie sie einen Massentreiber in einen Kometen rammten, hatte Denise Nadis gesagt. Jetzt waren nur noch das Rückgrat und die kopflastige Ausbeulung des Habitats sichtbar. Das Ganze war mit vier Leinen gesichert, die zu Haken führten, die außerhalb der Oberflächensiedlung mit Sprühstein im Eis verankert waren.
    Das Schiff würde nie mehr fliegen. Die Leute betrachteten es gar nicht mehr als Schiff. Die Rockhopper war der Zentralturm von Crabtree, sie diente als Verwaltungszentrum und Kraftwerk. Sie war ein Ersatzteillager, das ausgeschlachtet und für die Zwecke der

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