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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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verlangsamen.«
    »So ist es aber nicht«, sagte Nick Thale. Er saß ihr gegenüber und hatte die Hände wie zur Meditation verschränkt. Es war Monate her, seit sie sich das letzte Mal von Angesicht zu Angesicht getroffen hatten, und Thale schien in dieser Zeit sichtlich älter geworden zu sein. Er hatte sein Haar rund um die kahle Schädeldecke lang wachsen lassen, sodass es nun in schneeweißen Wellen herabfiel und sein Aussehen entfernt an einen emeritierten Professor erinnerte.
    Er war in Begleitung von Denise Nadis, deren Dreadlocks nun mit grauen Strähnchen durchsetzt waren. Ihre dunkle Haut war um das Kinn mit Altersflecken gesprenkelt, und die Falten um die Mundwinkel waren tiefer geworden. Unbewusst berührte Svetlana ihr Gesicht und ertastete fremdartige Strukturen, die vor einem Jahr oder so noch nicht dagewesen waren.
    Sie alle wurden älter, selbst im zeitlichen Bezugssystem von Janus, das einem extremen Dilatationseffekt unterworfen war.
    »Kann ich mich auf diese Zahlen verlassen?«, fragte sie.
    »Wir haben Schwierigkeiten, auf der blauverschobenen Seite Messungen durchzuführen«, sagte Thale. »Es ist ohnehin schon problematisch, unsere Ausrüstung unter der Strahlenbelastung zum Laufen zu bringen. Und die Sabotageversuche der Symbolisten machen es auch nicht einfacher.«
    »Was für Sabotageversuche?«, fragte Svetlana.
    »Frida Wolinskys Extremisten. Seit Gregors Tod …« Thale zuckte die Achseln, weil er wusste, dass er gar nicht mehr sagen musste.
    »Es gefällt ihnen nicht, wenn wir ins Blaue messen«, sagte Nadis. »Vor allem nach dem, was mit Bob Ungless passiert ist.«
    Robert Ungless hatte einen Abschiedsbrief hinterlassen und war mit einem Traktor von Crabtree losgefahren, auf die Bugseite von Janus. In seiner letzten halbwegs sinnvollen Botschaft hatte er von einer großen Helligkeit gesprochen, von leuchtenden, lockenden Dingen, die er darin gesehen hatte, während die blauverschobene Strahlung sein Gehirn zertrümmerte. Danach hatte er nur noch rätselhafte Aussagen von sich gegeben. Die Symbolisten behaupteten, dass Ungless göttliche Botschaften empfangen hatte, dass jedes seiner Worte, die er im Delirium geäußert hatte, als Offenbarung betrachtet werden musste.
    »Sie halten es für eine Art Blasphemie«, fuhr Nadis fort. »Vom Schlund aus schicken sie Roboter los, um unsere Datenleitungen zu zerschneiden und unsere Instrumente zu zerstören. Was sie natürlich abstreiten.«
    »Wir hätten sie schon vor Jahren wegsperren sollen«, sagte Svetlana.
    Parry verzog das Gesicht. »Das haben wir doch schon längst besprochen. Im Schlund brauchen wir Leute, die das Uhrwerk ölen, und wenn es die Symbolisten machen, prima. Zumindest erledigen sie die Arbeit gewissenhaft.«
    Svetlana knirschte mit den Zähnen. »Erzählt mir mehr über die Daten.«
    Nadis rutschte unbehaglich auf ihrem Stuhl herum. »Die Zahlen sind zuverlässig. Innerhalb der angegebenen Fehlertoleranz gibt es keine signifikanten Veränderungen der Frequenzen des Sternenlichts. Entweder geschieht etwas sehr Seltsames mit der Raumzeit, die vor uns liegt, oder wir werden nicht langsamer.«
    Mit einer effektiven Beschleunigung von fünf Ge hatte Janus zwei Monate gebraucht, um nach Verlassen des Sonnensystems seine Reisegeschwindigkeit zu erreichen. Svetlanas klügste Köpfe konnten sich immer noch keine Vorstellung machen, wie der Mond angetrieben wurden, aber sie waren davon ausgegangen, dass die gleiche Methode auf umgekehrte Weise zur Anwendung kommen würde, wenn sie sich dem Ziel näherten. Doch die kritische Zeitgrenze von zwei Monaten war bereits überschritten, und es gab keine Anzeichen, das der Mond in die Verzögerungsphase eingetreten war. Sie rasten immer noch eine Haaresbreite unterhalb der Lichtgeschwindigkeit durch den Weltraum.
    »Wenn wir nicht langsamer werden«, sagte Svetlana, »was wird dann passieren, wenn wir Spica erreicht haben?«
    »Ich schätze, dass wissen nur Janus und die Spicaner«, sagte Thale.
    Parry hustete warnend. »Es wäre schön, wenn du darauf achtest, dass deine Bemerkungen konstruktiv bleiben, Nick.«
    Thale sah ihn verdutzt an. »Dann habe ich meinen bisherigen Aussagen nichts Sinnvolles mehr hinzuzufügen. Du hast die letzten Bilder gesehen. Die spicanische Struktur liegt immer noch genau vor uns, und ihre Längsachse ist exakt auf unseren gegenwärtigen Vektor ausgerichtet. Ob wir nun langsamer werden oder nicht – auf jeden Fall werden wir in diese Röhre einfliegen.«
    »Und

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