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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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und die Angst nicht weichen.
     
    »Es ist sehr freundlich von dir, mich auf dem Laufenden zu halten«, sagte Craig Schrope, »auch wenn es nicht die besten Neuigkeiten sind.«
    Sie befanden sich in einem Teil des Habitats, der von der Interimsverwaltung genutzt wurde. Schrope hatte ein eigenes Büro, das er mit Wangholz-Regalen voller Papierausdrucke eingerichtet hatte. Dort verbrachte er die meiste Zeit und beschäftigte sich mit juristischen Problemen der Gemeinschaft. Es war eine einsame Arbeit, aber Schrope war damit zufrieden. Obwohl inzwischen genesen, war er emotional immer noch sehr labil, und es gab nur eine Handvoll Menschen, in deren Gesellschaft er sich entspannen konnte. Svetlana empfand einen gewissen Stolz, dass sie zu dieser Elite gehörte. Sie würden vermutlich nie enge Freunde werden, aber dass sie zivilisiert miteinander umgehen konnten, war eine erstaunliche Verbesserung gegenüber dem vorherigen Zustand.
    »Du sollst wissen, dass wir nichts vor dir geheim halten«, sagte Svetlana. »Ich bin überzeugt, dass du Gerüchte hören wirst, aber die Wahrheit lautet, dass wir keine Ahnung haben, was es ist.«
    »Habt ihr schon einen Namen dafür?«
    »Der Eiserne Himmel«, sagte sie gepresst.
    Kurz nachdem sie ihre endgültige Höhe von zwanzig Kilometern erreicht hatten, wurden die Kegelspitzen einem erneuten Veränderungsprozess unterworfen. Die oberen drei Kilometer hatten sich knospenförmig verbreitert und waren dann entlang unsichtbarer Nähte aufgebrochen. Daraus waren sechs radial angeordnete Blütenblätter entstanden, an deren Rändern dünne Lavaspuren verliefen. Die Blätter ragten drei Kilometer weit hinaus, ohne sich von Janus’ Gravitationsfeld beeindrucken zu lassen. Dann waren die Blätter gewachsen und hatten sich wie ein Ölfilm auf Wasser ausgebreitet.
    Im Verlauf der folgenden zwei Monate hatten sie einen immer größeren Teil des Himmels bedeckt, bis sie sich gegenseitig berührten und miteinander verschmolzen. Und nun gab es keinen Himmel mehr, sondern nur noch die erdrückende schwarze Decke, die zwanzig Kilometer über dem Eis hing. Die Lavaströme waren erloschen. Obwohl die Spitzen weiterhin von spicanischen Symbolen erleuchtet wurden, war die Decke nun so dunkel wie der interstellare Raum, den sie vor den Blicken der Menschen verbarg.
    »Könnt ihr hindurchsehen?«, fragte Schrope und klappte einen Aktenordner zu. Das Papier stammte aus dem Kessel und war dicker als gewöhnlich, der Umschlag hatte in früheren Zeiten ein technisches Handbuch von Lockheed-Krunichev Fusion Systems mit dem Titel Das Hochfahren eines Tokamak – kurz und bündig enthalten.
    »Hast du gehört, dass wir dazu in der Lage sein sollen?«
    »Nur Gerüchte, Svieta.«
    »Nein. Wir sehen gar nichts. Jede Strahlung, die wir darauf richten, wird absorbiert. Wenn es auf der anderen Seite etwas gibt, empfangen wir kein Echo.«
    »Und die Flugroboter?«
    »Totenstille. Wenn sie noch da draußen sind, hören wir nichts mehr von ihnen.«
    »Macht es dir Sorgen?«
    »Natürlich macht es mir Sorgen. Was glaubst du denn, wie ich dazu stehe?«
    »Für mich spielt es eine bemerkenswert unbedeutende Rolle«, sagte Schrope gelassen. »Hier unten vergehen ganze Tage, ohne dass ich etwas von der Außenwelt sehe. Die Büroarbeit verzehrt Zeit wie eine Maschine, weißt du.«
    Er legte den Aktenordner zur Seite. Sowohl buchstäblich als auch im übertragenen Sinn hatte er die Akte Meredith Bagley geschlossen. Immer wieder waren neue Gerüchte hochgekocht, dass ihr Tod mehr als nur ein grausiger Unfall während einer routinemäßigen Wartungsarbeit an der Zentrifuge gewesen war. Svetlanas Wut über die leiseste Andeutung, dass sie stillschweigend froh darüber gewesen war, hatte sie motiviert, die gerichtliche Untersuchung zu genehmigen, die Schrope geleitet hatte. Auf diesem Gebiet war er sehr gut. Dazu waren die gleichen detektivischen Instinkte nötig, mit denen er in Shalbatana so erfolgreich gewesen war.
    Die Schlussfolgerung des Bluthundes lautete, dass es keine verdächtigen Aspekte an diesem Todesfall gab. Die Gerüchte mochten weiterköcheln, aber der Justizausschuss konnte nichts mehr tun, um sie zu entkräften.
    »Deine Arbeit ist sehr wichtig«, sagte Svetlana, »aber ich muss die Dinge aus einer weiteren Perspektive betrachten. Welchen Sinn hätte ein Justizausschuss, wenn es keine Welt mehr gibt, die wir verwalten könnten?«
    »So schlimm steht es noch nicht«, sagte Schrope beruhigend. »Es ist nur der

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