Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds

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entkommen, wo wir vor der Explosion sicher waren.«
    »Svetlana«, sagte sie wieder. »Sie ist gestorben, nicht wahr? Ich bin noch einmal zurückgegangen … habe ihre Leiche gefunden. Es war zu spät.«
    Wieder drückte Axford ihre Hand. »Sie hat es geschafft, Bella. Doch nach der Vernichtung von Janus musste sie eine Entscheidung treffen, die für sie nicht einfach war.« Er seufzte, als würde die Last der Offenbarungen ihn niederdrücken. »Die Moschushunde haben mit Janus die Wand der Struktur aufgesprengt. Du erinnerst dich an die Struktur?«
    »Ja«, sagte sie nach einem kurzen Moment der Ungewissheit.
    »Auf jeden Fall hat es funktioniert. Die Explosion hat ein tausend Kilometer weites Loch in die Außenwand aus Materie und Energiefeldern gerissen. Aber wie Jim schon vorher sagte, würde dieser Zustand nicht lange vorhalten. Die Selbstreparatur hatte bereits begonnen. Die Struktur heilte sich selbst, flickte den Schaden aus eigener Kraft. Nach wenigen Tagen wäre das Loch wieder verschwunden. Svetlana wusste, dass dies für sehr lange Zeit unsere einzige Chance war, nach draußen zu gelangen.«
    Etwas sprach in ihr. »Sie ist gegangen.«
    »Sie wusste um das Risiko. Jim sagte ihr, dass in der bekannten Geschichte der Struktur nur eine Kultur die Struktur verlassen hat, und man hat nie wieder etwas von dieser Spezies gehört. Aber Svetlana wollte es trotzdem tun. Die Zeit drängte, also ließ sie sich von den Perückenköpfen geben, was verfügbar war – Techniken, die sie uns bis dahin vorenthalten hatten. Doch nach den Kontakten mit Chromis und den Moschushunden schien es nicht mehr so wichtig zu sein, sie zurückzuhalten. Sie haben die Cosmic Avenger mit einem großen Frameshift-Antrieb ausgestattet und ihnen einen Schmiedekessel mit Bauplänen mitgegeben, damit sie unterwegs alles herstellen können, was sie benötigen.«
    »Die Cosmic Avenger«, sagte sie mit einem matten Lächeln. Der Name war ihr immer wie ein schlechter Witz vorgekommen, nicht wie der Name eines realen Raumschiffes.
    »Sie sind durchgekommen«, sagte Axford. »Es war knapp, da sich die Abschirmungsfelder schon wieder aufbauten. Einen Tag später, und sie wären zusammen mit uns hier drinnen gefangen gewesen.«
    »Wie viele Leute habe ich … hat sie mitgenommen?«
    »Dreißig«, sagte er. Etwas bewegte sich in seinem Gesicht, die Andeutung einer Sorge, die er schnell wieder unterdrückt hatte. »Svetlana, Parry, Nadis und die anderen – alle, die schon immer zu ihr gehalten haben, und noch ein Dutzend Leute, die damals noch gar nicht geboren waren, aber es nicht ertrugen, eine Minute länger als nötig in der Struktur zu verweilen.«
    »Was ist mit all den anderen?«
    »Sie mussten nicht allzu viele Kandidaten ablehnen. Als sie die Besatzung zusammenstellten, war bereits allgemein bekannt, dass die andere Spezies, die entkommen konnte, nie mehr zurückgekehrt ist. Die Mehrheit der Überlebenden war ganz zufrieden mit der Vorstellung, in der Struktur zu bleiben, zumindest vorläufig.«
    Die offensichtliche Frage drängte sich in den Vordergrund ihrer Gedanken. »Was ist aus Svetlana und den anderen geworden?«
    »Wir wissen es nicht. Wir hoffen, dass sie noch am Leben sind, dass sie etwas gefunden haben, wo sie existieren können. Sie wollten nach einem Sonnensystem Ausschau halten, in dem es eine warme, feuchte Welt gibt. Aber wir wissen es nicht.«
    »Warum nicht?« Plötzlich war es für sie das Wichtigste überhaupt, zu erfahren, was mit Svetlana geschehen war.
    »Sie haben Daten an uns gesendet, nachdem sie durch die Wand geflogen sind, aber schon am nächsten Tag wurde es immer schwieriger, die Signale durch die verheilende Lücke zu empfangen. Nach zwei Tagen riss die Verbindung ganz ab.«
    Weitere Erinnerungen setzten sich wie Puzzleteile zusammen. »Aber sie haben die Struktur von außen gesehen«, sagte sie erstaunt. »Nicht wahr?«
    Axford richtete die Arme auf das schwarze Fenster und erweckte es dadurch zum Leben. Seine Geste hatte den Schwung eines Beschwörers, den stillen Stolz über sein gelungenes Timing. »Dieses Bild wurde eine Stunde nach dem Abflug aufgenommen«, sagte er. »Sie waren schon auf Frameshift-Antrieb, sodass es zu Verzerrungen des Bildes gekommen ist, aber wir haben das meiste mit Hilfe von entsprechender Software zurechtgerückt.«
    Die Darstellung zeigte die Außenseite des Schachts, einen langen, matt schimmernden Zylinder mit einem gezackten Loch in der Wandung. Zahlen und Anmerkungen rahmten