Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
Vom Netzwerk:
Sprühstein abdichten.
    Sprühstein, dachte er, das kann ja heiter werden!
    »Bist du noch da?«, fragte Bella.
    »Ja. Ich habe mich gerade gefragt, wie ich jemals auf die Idee gekommen bin, ein Arbeitsplatz im Weltraum wäre eine kluge Berufswahl.«
    »Jeder von uns hat mal solche Tage.«
    »Bei mir entwickelt es sich gerade zu einem ganzen Jahrzehnt.«
    Parry sah sich noch einmal die Bescherung an und vergewisserte sich, dass seine Helmkamera brauchbare Bilder aufzeichnete. Dann blickte er nach oben, wo die vier Tanks ein Stück Weltraumhimmel einrahmten, in dem sich das Rückgrat mit dem Habitat erhob, das unvorstellbar winzig und entfernt wirkte, wie ein Spielzeugballon an einer ewig langen Leine. Er schätzte seinen Flugwinkel ein und stieß sich ab.
     
    Svetlana saß auf der Bettkante und beobachtete nervös die Aufräumarbeiten. Obwohl sie bis zum Stehkragen mit Medikamenten vollgepumpt war, blieb ihr noch genug Restbewusstsein, um tiefe Besorgnis um ihr wunderschönes Triebwerk zu empfinden.
    »Es sieht schlimm aus«, sagte Parry und rieb sich den Unterarm. Es fühlte sich an, als hätte er sich einen Muskel gezerrt. »Aber da unten gibt es nichts, was sich nicht irgendwie fortschaffen lässt. Nur eine Frage der Zeit.«
    »Ich will nicht, dass in der Nähe der Tanks Schneidwerkzeug eingesetzt wird«, sagte Svetlana.
    »Daran haben wir gedacht. Sie haben Energiewerkzeug mit nach unten genommen, aber nichts, weswegen du dir Sorgen machen müsstest. Das Hauptproblem ist, die Trümmer loszukriegen.«
    Die Arbeiter hatten eine Kette gebildet. Fünf hielten sich an der Basis der Tanks auf und zerlegten die zusammengepresste Masse mit Bohrhämmern in handliche Stücke. Danach schoben sie die Brocken in Richtung der offenen Seite des Tankkomplexes. Fünf weitere Arbeiter hingen mit Geckoflex an den inneren Wänden und waren bereit, die Trümmer mit einem Schubs wieder auf Kurs zu bringen, wenn die Gefahr drohte, dass sie gegen die Tanks oder das Rückgrat stießen. Weitere fünf warteten ganz oben, drei mit Geckoflex fixiert, zwei mit Antriebseinheiten im freien Fall. Sie fingen die eintreffenden Brocken ein und schätzten ihren Wert ab. Die guten Stücke kamen in ein Netz aus epoxidbeschichteten Fasern, der Müll wurde über Bord geworfen, wobei sie der uralten und im Grunde sinnlosen Tradition gehorchten, ihn aus der Ebene der Ekliptik herauszuschleudern.
    »Der Haufen ist schon deutlich kleiner geworden«, sagte Parry.
    Svetlana verfolgte über die Kamera, wie die Arbeiter ein Trümmerstück in Angriff nahmen. »Sag ihnen, dass sie vorsichtig sein sollen.«
    »Nur weil sie schnell sind, heißt das nicht, dass sie nicht gut sind. Das sind dieselben Leute, denen ich die schwierigsten Aufgaben auf einem Kometen anvertrauen würde.«
    Svetlana zwang sich zu einem Nicken. Sie konnte ihre latenten Vorurteile gegenüber den Kometenbergwerkern nie völlig abschütteln. Sie waren einfach zu wagemutig. Svetlana fand, dass man nur Leute in die Nähe eines Fusionstriebwerks lassen sollte, die eine starke Abneigung hatten, auch nur das geringste Risiko einzugehen.
    Feiglinge waren die geeigneten Leute, die mit nuklearer Technik hantieren sollten.
    »Ich sage nur, dass sie vorsichtig sein müssen«, rechtfertigte sie sich. »Wenn es ein Leck gibt …«
    »Wir haben da unten nichts gesehen, das auf ein Leck hindeutet. Tu mir einen Gefallen und hör auf, dir Sorgen zu machen. Du musst dich ausruhen.«
    »Ich habe mir nicht zum ersten Mal eine Rippe gebrochen. Sie werden wieder zusammenwachsen.«
    »Kann ich sonst noch etwas für dich tun?«
    »Ja«, sagte sie liebenswürdig. »Du kannst mir bitte einen Flextop bringen.«
    Parry verzog das Gesicht. »Du sollst dich entspannen und nicht arbeiten, Baby.«
    »Ich entspanne mich, wenn ich arbeite. Tu es einfach, okay?«
    Parry gab nach und kehrte eine Minute später mit einem Flextop zurück. »Unsere Kleine wird davon gar nicht begeistert sein«, sagte er.
    »Das werde ich persönlich mit Bella klären. Du musst nur auf deine Leute aufpassen.«
    Svetlana hielt sich den Flextop vors Gesicht, damit das Gerät sie durch eine kombinierte Analyse ihrer Fingerabdrücke, Handbewegungen, Atemchemie, Stimme, Gesichtszüge und Netzhautmuster identifizieren konnte.
    »Gibt es etwas Bestimmtes, das dich interessiert?«, fragte Parry.
    »Leckkontrolle«, sagte sie.
    »Damit kann ich nicht viel anfangen.«
    »Wenn die Tanks tatsächlich beschädigt wurden und Treibstoff in den Weltraum entweicht,

Weitere Kostenlose Bücher