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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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müsste es an den Druckwerten zu erkennen sein.«
    »Selbst ein ganz kleines Leck?«
    »Natürlich gibt es eine Grenze. Die Druckventile würden es kaum bemerken, wenn pro Sekunde nur ein paar Atome austreten. Aber es wäre nachlässig, es nicht zu überprüfen.«
    »Meinst du, ich sollte meinen Leuten sagen, die Arbeiten einzustellen, bis du dich vergewissert hast?«
    »Nein«, sagte sie nach kurzer Überlegung. »Wahrscheinlich gibt es keine Probleme. Solange sie vorsichtig sind.«
    Sie navigierte zum Bereich des Schiffsnetzes, der für die grundlegenden technischen Funktionen des Triebwerks zuständig war. Sie tippte ein paarmal mit dem Finger auf den Schirm, dann hatte sie vier Grafiken aufgerufen, die den Tankdruck in Abhängigkeit von der Zeit darstellten. Sie vergrößerte den Ausschnitt, der den letzten vierundzwanzig Stunden entsprach.
    »Wann genau ist der Unfall passiert?«
    Parry beugte sich vor und berührte die Zeitachse mit dem Finger. »Vor sechs Stunden. Ungefähr hier.«
    Sie zoomte den Zeitpunkt näher heran, eine Stunde vor und nach dem Unfall. »Siehst du diese Linie, Parry?«
    »Ja.«
    »Sie kommt mir ziemlich flach vor.«
    Parry kniff die Augen zusammen. »Wie auf einen Teller gepisst. Ist das ein Problem?«
    »Wir haben das Triebwerk zehn Minuten nach dem Unfall abgeschaltet«, sagte Svetlana und dachte laut nach. »Der Treibstoffverbrauch müsste von dann bis jetzt auf Null runtergegangen sein.«
    »Stimmt. Aber man müsste schon sehr genau hinsehen, um eine so kleine Veränderung der Kurvenneigung zu erkennen, die sich erst nach viel längerer Zeit bemerkbar machen dürfte.«
    »Ich weiß. Ich hatte mich nur gefragt, ob das Ereignis Spuren in den Druckwerten hinterlassen würde.«
    »Wenn es ein Leck gibt, dann kann es nur ein verdammt winziges sein«, sagte Parry.
    »Oder gar kein Leck.«
    Er wollte ihr den Flextop wegnehmen. »Und das ist doch gut, nicht wahr?«
    »Wahrscheinlich«, sagte Svetlana, aber sie ließ den Flextop nicht los. »Trotzdem möchte ich mir diese Werte etwas genauer ansehen.«
    »Wenn es dich davon abhält, das Bett zu verlassen.« Parry rieb sich die Hände an den Hosentaschen. »Keine Rast für die Gottlosen, fürchte ich.«
    »Ich dachte, du wärst für heute fertig.«
    »Ich bin nur reingekommen, um eine kleine Pause zu machen. Der Anzug muss mal wieder auf Vordermann gebracht werden.«
    »Du warst schon viel zu lange draußen. Komm, lass mich einen Blick auf dein Dosimeter werfen.«
    Er zog sich das Armband ab und reichte es ihr. Sie betrachtete die farbige Anzeige mit einem besorgniserregend roten Histogramm.
    »Sechshundertzwanzig Millisievert, Parry. Wenn du so weitermachst, können wir mit dir das Schiff beleuchten.« Sie gab ihm das Dosimeter zurück und spürte ein Kribbeln in den Fingern, als wäre das Gerät selbst eine Strahlungsquelle. »Parry, bitte ruh dich eine Weile aus.«
    »Ich werde es tun, sobald du es tust«, sagte er und griff erneut nach dem Flextop. »Wie klingt das?«
    Sie ließ den Flextop nicht los. »Wie Erpressung.«
    »Ich werde in sechs Stunden wieder drinnen sein«, versprach Parry. Er küsste sie und ging. Sie starrte auf seinen Rücken, als er die medizinische Abteilung verließ, und sah, wie er kurz mit einem von Ryan Axfords drei diensthabenden Mitarbeitern sprach. Sie ließ den Kopf aufs Kissen fallen, schloss die Augen und unternahm nichts, als ihr der Flextop aus den Händen glitt. So lag sie da, bis es unter ihren Augenlidern dunkler wurde, als wäre das Licht in der Krankenstation gedimmt worden.
    Sie wartete fünf Minuten, dann machte sie die Augen wieder auf.

 
Fünf
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    Bella besuchte die Kranken. Sie blieb neben Jim Chisholms Bett stehen, weil sie mit ihm über den Zwischenfall reden wollte, stellte jedoch fest, dass er mit aufgesetzten Kopfhörern schlief. Sie ging weiter zum nächsten Bereich, wo Svetlana soeben eine in Folie verpackte Mahlzeit auf einem Tablett beendete.
    »Auf dem Weg der Genesung?«
    »Mir geht es schon viel besser«, sagte Svetlana ohne große Überzeugung. Bella fand, dass sie wie jemand aussah, der die Nacht durchgearbeitet hatte, um für ein Examen zu büffeln.
    »Ich dachte, es würde dich aufmuntern, wenn ich dir sage, dass wir mit den Aufräumarbeiten gut vorankommen. Wir müssten in sechs oder sieben Stunden wieder unterwegs sein.«
    »Parry sagte, sie wollen die Tanks verstärken.«
    »Keine schlechte Idee, wenn sie schon einmal da unten sind, nicht wahr?«
    »Vorausgesetzt, wir

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