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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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sich jemand gleich an die Arbeit macht, müsstest du die Erklärung in einem halben Tag haben.«
    »Und wenn mir diese Erklärung nicht gefällt?«, bohrte Svetlana weiter.
    »Dann hast du etwas, worüber du dir den Kopf zerbrechen kannst. Aber jetzt ruh dich aus, bitte! Ich sage dir sofort Bescheid, sobald ich etwas höre.« Bella drückte den Flextop an ihren Brustkorb. »Das hier nehme ich mit, wenn es dir nichts ausmacht.«
    Svetlana wollte etwas dazu sagen, aber Bella war bereits auf dem Weg nach draußen.
     
    Ein Tod im Raumanzug war niemals angenehm, aber für Mike Takahashi war er besonders schlimm.
    Parry sah es kommen. Die Metallverkleidung des Tanks zitterte, dann zitterte sie wieder und dann noch einmal, wobei die Vibrationen jedes Mal stärker wurden. Etwas kam zu ihnen herunter, irgendein Trümmerstück, das sie während der Aufräumarbeiten nicht festgezurrt hatten.
    Sie waren zu dritt – Parry, Frida Wolinsky und Takahashi – und trugen Sprühstein auf. Sie standen mit den Stiefelsohlen auf der Wand eines Tanks, ihre Helme streiften die Achse des Rückgrats, und ihre Gesichter waren auf den Schild zehn Meter unter ihnen gerichtet. Die Arbeitergruppe am offenen Ende des Tankkomplexes hatte sie mit Leinen gesichert. Die Rockhopper machte wieder Fahrt mit einem halben Ge Beschleunigung. Die falsche Schwerkraft half ihnen beim Auftragen des Sprühsteins, indem sie die Schichten der Zwei-Komponenten-Masse zusammendrückte, bevor sie verschmolz.
    Es zuckte in Parrys Nacken, als irgendein Instinkt ihm sagte, dass sich die Gefahr von hinten näherte. Aber sein Helm versperrte ihm die Sicht, und weil er angeleint war, konnte er sich nicht umdrehen. Nicht mehr als zwei Sekunden waren vergangen, seit er zum ersten Mal gespürt hatte, dass etwas nicht stimmte.
    Er bewegte die Hand, um die Sprühsteinpistole abzuschalten. Es schien viel zu lange zu dauern. Gleichzeitig fasste er den Entschluss, etwas zu sagen. Er wollte »Abstellen!« sagen, aber er hatte kaum den ersten Vokal geäußert, als er eine verschwommene Bewegung in einem Fenster seines Helmdisplays sah.
    Mike Takahashi war verschwunden.
    Es hatte ihn von der Tankwand gefegt. Mit bösartiger Unvermeidlichkeit hatte das Trümmerstück Takahashi erwischt und ihn entweder gerammt oder auf dem Weg nach unten seine Leine zerrissen. Geckoflex war ein starkes Zeug, aber die Belastungsgrenze war so angelegt, dass es versagte, bevor dasselbe mit den Versiegelungen eines Druckanzugs passierte.
    Parrys Hand hatte endlich die Düse geschlossen, und der Strahl aus Sprühstein versiegte. Sein Blick folgte zögernd der Flugbahn bis zur Basis der Tanks. Jetzt konnte er alles sehen. Dort war das Objekt, das Takahashi mitgenommen haben musste, ein Klumpen von Medizinballgröße, dessen ursprüngliche Gestalt nicht mehr wiederzuerkennen war, halb im ausgehärteten Sprühstein eingetaucht. Und daneben lag Mike Takahashi mit ausgestreckten Gliedmaßen, wie er aufgeschlagen war. Während des Falls hatte er sich um einhundertachtzig Grad gedreht, sodass er nun zu Parry und Wolinsky heraufschaute. Sein Kopf, die Schultern und der Brustkorb lagen frei, alles andere befand sich unter der blaugrauen Oberfläche, mit Ausnahme eines Stücks Knie und einer Stiefelspitze.
    Takahashi lebte noch und war bei Bewusstsein. Parry konnte ihn stöhnen hören. Weder der anfängliche Zusammenstoß noch der Sturz in die Masse aus Sprühstein hatten ihn umgebracht. Der Sprühstein hatte ihm wahrscheinlich sogar das Leben gerettet und einen ansonsten tödlichen Zusammenprall mit der harten Panzerung des Schildes verhindert.
    Parry ließ die Sprühpistole fallen. Alle redeten auf dem allgemeinen Kanal durcheinander. Jeder wusste, dass etwas passiert war, auch wenn man den Abgestürzten auf den Kamerabildern nicht sehen konnte.
    »Ruhe!«, rief Parry. »Still, alle zusammen. Ruhe, verdammt noch mal!« Als endlich alle schwiegen, riss er sich zusammen und sagte mit beherrschter Stimme: »He, Mike, kannst du mich hören, Kumpel?«
    Takahashi sog hörbar den Atem ein. »Ja.«
    »Du musst ruhig bleiben. Bleib ganz still liegen, atme flach, und dann holen wir dich da raus.«
    »Okay.«
    »Wie geht es dir da unten?«
    Takahashis Stimme wurde stärker. »Ich habe Probleme mit einem Bein. Es tut ziemlich weh.«
    Wahrscheinlich gebrochen, dachte Parry, oder ausgerenkt. Entweder, als er von der Tankwand gefegt worden war, oder beim Aufprall. Die Gelenkstruktur eines Orlan-19 führte häufig zu solchen

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