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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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könnte. Im Idealfall wären wir in der Lage, nach Hause zu humpeln und es gerade so zu schaffen. Aber ich darf mich nicht von falschen Hoffnungen in Versuchung führen lassen. Dazu ist mir das Leben von euch allen zu kostbar.«
    Svetlana war die Erste, die sprach. »Bella, wir müssen sofort aufbrechen!«
    Bella nickte verständnisvoll. »Aber du selbst hast gesagt, dass es keine Garantie gibt, dass das Triebwerk uns wirklich von hier wegbringen kann. Wie hast du es ausgedrückt, Svieta? Du sagtest, in Verbrennungsräume von solchen Dimensionen bist du noch nie vorgestoßen. Es tut mir leid, aber ich bin nicht bereit, unter solchen Voraussetzungen unser aller Leben aufs Spiel zu setzen.«
    »Du hörst mir nur zu, wenn es dir in den Kram passt«, gab Svetlana in feindseligem Tonfall zurück.
    »Nein«, sagte Bella, »ich habe dir immer sehr genau zugehört, jedes Wort, und ich höre dir auch jetzt zu. Aber das Risiko, das ich mit deinem Vorschlag eingehen würde, ist mir einfach zu hoch.«
    »Dann werden wir hier draußen sterben.«
    »Nein, das werden wir nicht. Hier werden wir für sehr lange Zeit überleben können. Und genau darauf will ich hinaus, Svieta.«
    Im Raum hielten sich über einhundertdreißig Menschen auf, aber jene, die Bella nicht zustimmten, schienen bereit zu sein, Svetlana für sich sprechen zu lassen. Bella hatte keine Ahnung, ob sie die Mehrheit bildeten, aber ihr Schweigen schnitt wie ein unsichtbarer Wind durch sie hindurch.
    »Wir können nicht überleben«, sagte Svetlana.
    »Hier werden wir länger überleben, als wenn wir am Rand des Sonnensystems auf Rettung warten würden. Hier haben wir Fusionsenergie. Wenn die aufgebraucht ist, haben wir Janus. Nur ein paar tausend Kilometer entfernt befindet sich eine ganze Welt.«
    »Sie entführt uns in den interstellaren Raum.« Svetlana klang nun beinahe flehend, in ihrer Stimme lag eine Spur von Hysterie. »Bella, hör mir zu! Je länger wir damit warten zu fliehen …«
    »Wir fliehen nicht«, sagte jemand anderer. »Wir fliehen niemals.«
    Alle Anwesenden konnten die Stimme sofort zuordnen. Jim Chisholm war angekleidet, aber die Abmagerung durch die Krankheit wurde durch jede schlaffe Falte und jeden spitzen Winkel unter seiner Kleidung betont. Bella fragte sich, wie er es in den schwerelosen Raum der Sporthalle geschafft hatte. Sie vermutete, das Ryan oder vielleicht Jagdeep Singh ihn getragen hatte.
    Chisholm hustete und sammelte sich. Seine Stimme hatte eine Überzeugungskraft, die Bella seit Monaten nicht mehr gehört hatte.
    »Bella hat recht. Wir würden sterben, wenn wir fliehen. Ich weiß, dass es hart ist, eine bittere Medizin. Aber was sie sagt, ist die Wahrheit. Unsere einzige Hoffnung ist Janus. Wir sollten hier bleiben und nach Möglichkeiten suchen, wie wir überleben können.«
    Jemand anderer setzte zum Sprechen an – nicht Svetlana –, doch Chisholm schnitt ihm das Wort ab. »Hört mir zu! Ich möchte nach Hause. Das wünsche ich mir so sehnlich, dass es mich zum Weinen bringt. Die meisten von euch wissen, dass etwas in meinem Kopf ist, das mich umbringen will, etwas, das nicht einmal Ryan heilen kann, obwohl er sich alle Mühe gibt. Er hat alles ausprobiert, was in seiner Macht steht.« Er blickte zu Axford, der sich am Eingang aufhielt, und Bella sah, wie der Arzt den öffentlichen Dank mit einem ernsten Nicken zur Kenntnis nahm. Wie ein Henker schien es ihm kein Vergnügen zu bereiten, sein Bestes gegeben zu haben.
    Chisholm wandte sich wieder an das Publikum. »Als sich uns die Gelegenheit bot, Janus zu erforschen, habe ich mich gefreut. Es war meine beste Hoffnung, nach Hause zu kommen, bevor nichts mehr von mir übrig ist, das sich kurieren lässt. Die Sache hat sich nicht so entwickelt, wie ich gehofft hatte … aber wenn mir noch einmal diese Chance geboten würde, wäre ich trotzdem dabei, allein, um all die Dinge zu sehen, die wir gesehen haben – die wir noch sehen werden, in den nächsten Wochen, wenn wir die mutige Entscheidung treffen. In diesem Augenblick ist es besser, hier zu sein als an irgendeinem anderen Ort im Universum. Niemand hat je eine größere Chance erhalten als wir.«
    Er hielt kurz inne und sah sich erstaunt um. »Und einige von euch meinen, dass wir fliehen sollten? Ohne eine Garantie, dass wir überhaupt jemals in unser Sonnensystem zurückkehren werden?« Chisholm schüttelte fassungslos den Kopf. »Das kann nicht wahr sein. Nicht an Bord der Rockhopper. Wir sind Bergleute. Wir schieben

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