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Himmelssturz

Himmelssturz

Titel: Himmelssturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Tages aufgebraucht sein.«
    »Ich weiß«, sagte Bella, »aber wir haben mehr als nur den Treibstoff. Wir haben Janus. Wir haben Menschen und Maschinen. Wir haben unseren Verstand. Wenn wir keine Methode finden, Energie von diesem Ding abzuzapfen – nur genug, um uns am Leben zu erhalten –, dann haben wir es nicht verdient, am Leben zu bleiben.«
    »Ist das dein Ernst? Glaubst du wirklich, wir hätten bessere Überlebenschancen, wenn wir hier bleiben, statt so schnell wie möglich kehrt zu machen?«
    »Hier würde uns praktisch unbegrenzt Zeit zur Verfügung stehen.«
    »Während wir immer tiefer in den interstellaren Raum hinausgetragen werden.«
    »Aber wir würden leben. Wir können es schaffen, Jim. Ich weiß es. Da ist mehr als nur Energie. Schau dir das viele Wassereis an, das noch auf der Rückseite vorhanden ist. Wir können es abbauen, um unsere Reserven aufzustocken. Wir können organische Moleküle herausfiltern … wir können nach Möglichkeiten suchen.«
    »Du hast schon länger darüber nachgedacht, nicht wahr?«
    »Seit etwa zehn Minuten. Aber selbst wenn ich zehn Jahre zum Nachdenken hätte, glaube ich nicht, dass ich zu einer anderen Entscheidung gelangen würde.«
    »Stimmt«, sagte er. »Wahrscheinlich hast du recht. So ist es immer mit den harten Typen.«
    »Es ist meine Verantwortung, nicht wahr?«
    »Ich glaube, meine persönliche Lage disqualifiziert mich, dazu eine Meinung zu haben«, sagte er und fuhr mit der Zunge über die ausgetrockneten Lippen. »Aber wie auch immer du dich entscheidest, du hast meine uneingeschränkte Rückendeckung. Du hast recht – sie nach Hause zu bringen ist nicht deine erste Pflicht.«
    »Dann siehst du es genauso wie ich«, sagte sie.
    »Das habe ich so nicht behauptet.« Seine Miene drückte Tadel aus, aber nicht ohne Sympathie. »Andererseits würde ich dir auch nicht widersprechen. Aber wie du gesagt hast: Es kann nur deine Verantwortung sein.«
    »Ich bin mir nicht sicher, wie die anderen es aufnehmen werden.«
    Chisholm wollte etwas darauf erwidern, als die Sirenen seine Worte übertönten. »Das Ende des Wendemanövers«, sagte Bella. »Der Bug zeigt nach Hause. Die Leute dürften jetzt von mir erwarten, dass ich den Befehl zum Zünden des Haupttriebwerks erteile.«
    »Du hättest immer noch die Chance, ihnen zu geben, was sie wollen«, sagte Chisholm.
    »Das könnte ich, aber ich glaube, unsere Chancen einer Rückkehr stehen etwa eins zu vier. Ich fürchte, das ist mir nicht genug.«
    Das Schiff hielt auch diesmal, als die Düsen erneut feuerten, um die Drehbewegung zu stoppen. Wieder spritzte Wasser aus dem Aquarium, aber nicht so viel wie bei den anderen Malen.
    »Bella, würdest du mir einen Gefallen tun?«, fragte Chisholm, als wäre ihm gerade eine Idee gekommen.
    »Natürlich«, sagte sie, ohne nachzudenken.
    »Ruf Ryan an. Bitte ihn, mich von diesen Apparaten loszumachen. Ich glaube, meine Anwesenheit könnte hilfreich sein, wenn du das der Besatzung erklären willst.«
    »Nein«, sagte sie voller Mitgefühl. »Du bleibst in deinem Bett.«
    »Ich bin schon längst tot«, sagte Chisholm. »Mich nützlich zu machen ist das Mindeste, was ich jetzt noch tun kann.«

 
Elf
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    Bella schwebte in der Sporthalle. Nachdem das Schiff zur Ruhe gekommen war, herrschte Schwerelosigkeit. Die versammelte Menge repräsentierte fast die komplette Besatzung. Sie spürte die unausgesprochene Kraft ihres Verlangens, etwas zu tun. Es gab nur eins, was sie von ihr wollten, und sie hatte nun die Macht, es ihnen zu geben.
    »Wir haben das Schiff gewendet«, sagte sie und achtete darauf, den Blickkontakt zu ihrer Führungscrew herzustellen. »Das Haupttriebwerk ist bereit, uns von Janus wegzubringen.« Sie wartete einen Herzschlag lang. »Aber wir werden uns nicht in Bewegung setzen.«
    Es dauerte eine Weile, bis allen die Bedeutung ihrer Worte klar wurde. Sie beobachtete, wie eine fast greifbare Welle der Empörung durch die Besatzung lief. Sie erfasste sogar jene, die normalerweise jede ihrer Entscheidungen unterstützten.
    »Das Risiko ist zu hoch«, sagte Bella, bevor jemand die Gelegenheit nutzen konnte, sie niederzubrüllen. »Unsere Treibstoffsituation ist immer noch kritisch, selbst wenn wir uns auf die angezeigten Werte verlassen können. Wenn wir daran zweifeln – und dazu gibt es guten Grund –, ist unsere Lage mehr als hoffnungslos. Mit leeren Tanks würden wir in drei oder vier Wochen erfrieren, lange bevor uns ein Rettungsschiff erreichen

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