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Himmelstiefe

Himmelstiefe

Titel: Himmelstiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Unruh
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schrieb, mein Vater wäre fertig mit mir, dass er mich nie wiedersehen wollte, dass ich die längste Zeit meines Lebens seine Tochter gewesen war, dass er mich enterbte, dass er sein Geld zurückforderte, durch das ich überhaupt in der Lage war abzuhauen.
    Aber nichts davon. Nicht im Entferntesten. Stattdessen schrieb er, dass er „meine Entscheidung respektierte“ und wir ein „unschlagbares Team“ werden. Ich starrte auf die Zeilen. Oder hatte ich bisher einfach nicht verstanden, was er von mir wollte?! Kein Gehorsam, sondern Gegenwehr und Durchsetzungswillen? Dickköpfigkeit und Sturheit, über Wünsche und Vorstellungen von Anderen hinwegzugehen, so wie er es immer tat? Vielleicht. Vielleicht war es ja das! Allerdings traute ich Gregor nicht zu, das zu akzeptieren oder gutzuheißen, wenn es die eigene Tochter tat. Wie auch immer, seine Reaktion war zwar total verwirrend, aber irgendwie auch erleichternd. Gleichzeitig wurmte es mich, dass er sich, wie immer, kein bisschen Sorgen machte.
     
    Ich las noch einmal die Mail von Tim. Wenn ich nur herauslesen könnte, was er vermutete? Dass ich noch in der Stadt war? Okay, es war doch richtig, dass ich ihm nicht die Wahrheit geschrieben hatte. Er hätte es mir zwar geglaubt, aber er hätte sich nicht abbringen lassen, ihn zu suchen. Nein, das hätte er nicht, auch wenn es lebensgefährlich für ihn war. Ich glaube, so gut kannte ich ihn inzwischen. Mich erfasste ein wehmütiges Gefühl. Vielleicht hatte unsere Liebe ja doch eine Chance, wenn Tim genauso empfand. Vielleicht konnte sie tatsächlich warten. Alles lag an mir, wie schnell ich meinen Abschluss an der Akademie der Elemente schaffte.
    Auf dem Bildschirm bewegte sich etwas. Atropa schrieb unter den Text von Tim:
     
    kira, ich hab schon auf dich gewartet. ich hoffe, du hast inzwischen alles gelesen! tippe vorsichtig, damit pio es nicht bemerkt
     
    Ich sah zu Pio hinüber. Er spielte wieder mit ein paar Murmeln und schrieb zwischendurch immer wieder etwas auf einen Block Papier. Dann sah ich auf die Tastatur. Was sollte ich schreiben? Eigentlich wollte ich Atropa alles erzählen, aber war das gut? Atropa schrieb weiter:
     
    Atropa: es ist richtig, dass du deine wasserkräfte vor jerome verbirgst. halte sie unbedingt weiter geheim, solange es geht.
    Kira: vor jerome? außerdem habe ich keine wasserkräfte. ich hasse wasser und das weißt du
    Atropa ging auf meinen Einwand zu den angeblichen Wasserkräften nicht ein.
    Atropa: ja. behalte jerome im auge und gib nicht alles preis
    Was sollte das alles bedeuten? Ich musste Atropa irgendwie auf die Probe stellen.
    Kira: aber dem rat soll ich von meiner doppelbegabung erzählen?
    Atropa: suche dir eine vertrauensperson dort. am besten ranja
    Warum kam sie immer auf Ranja? Steckten sie unter einer Decke? Ich erinnerte mich, dass Jerome und Ranja sich nicht zu mögen schienen.
    Sollte ich Atropa klarmachen, dass ich wusste, was mit Leuten passierte, die Doppelbegabungen hatten? Wem sollte ich von Atropa erzählen? Jerome oder Ranja? Ich wusste es einfach nicht. Ich schrieb etwas Provokatives.
     
    Kira: und wenn ich niemandem traue, weder dir, noch jerome, noch ranja?
     
    Das war hart, doch Atropa reagierte erstaunlich gelassen.
    Atropa: ich verstehe, was in dir vorgeht. ich hoffe einfach, du wirst das richtige tun. lass dir zeit und dann tu das richtige
     
    achtung
    schrieb sie noch, aber ich bemerkte Pio erst, als er schon hinter mir stand.
    „Antworten sind nicht erlaubt. Sie werden nicht abgeschickt.“
    Hastig löschte ich den Text und damit die ganze Mail von Tim.
    „Ich schreibe keine Antworten. Ich tippe nur.“
    „Nur tippen?“
    Wie es aussah, war Pio nicht daran interessiert, zu lesen, was auf meinem Bildschirm geschah. Er starrte die ganze Zeit nur die Tastatur an.
    „Ja. Ich mag tippen.“
    „Du magst tippen.“ Über Pios Gesicht huschte ein schräges Lächeln.
    „Ich mag Murmeln“, erklärte er.
    „Genau“, antwortete ich erleichtert.
    „Meinst du, ich kann noch ein bisschen tippen?“, fragte ich ihn vorsichtig.
    „Du musst dann noch einen Orangensaft trinken“, überlegte er.
    „Okay“, stimmte ich zu.
    Pio ging einen holen und stellte ihn mir hin.
    „Ich mag auch Tippen. Aber Murmeln mag ich mehr.“ Er schenkte mir noch ein schräges Grinsen, bei dem er knapp an mir vorbei schaute. Dann setzte er sich wieder an seinen Platz.
     
    Atropa: das war eine prima idee mit dem tippen. wenn du ihm jetzt noch hin und wieder eine murmel aus

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