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Himmelstiefe

Himmelstiefe

Titel: Himmelstiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Unruh
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überflüssigsten Gesprächen über Kondome, das erste Mal und was man gegen Cellulitis machen konnte. Allesamt Themen, die die Menschheit in keinster Weise weiterbrachten oder überhaupt für Gruppengespräche taugten. Ich brachte nur meine Tasche nach oben, hängte sie gleich an den ersten Haken neben der Tür, ging wieder nach unten in die Halle und setzte mich auf die Holzbank. Zuerst da zu sein, wo auch immer, beruhigte mich. So konnte man alle und alles aus sicherer Beobachterposition auf sich zukommen lassen.
    Nach und nach füllten sich die Bänke. Jeder, der die Halle betrat und nicht Tim war, verschaffte mir flüchtige Erleichterung. Luisa sah mich und erdrängelte sich noch einen Platz zwischen mir und einem Mädchen, das ich nur vom Sehen kannte.
    „Ein Glück, dass dein Fieberanfall nichts Ernstes war. Wär’ ja auch blöd, jetzt zum Schulbeginn …“
    Ich wusste nicht, was ich auf diese vernünftige Aussage antworten sollte und nickte. Luisa fuhr fort:
     „Ich konnte dich noch nicht mal fragen, wie dein Sommer so war?!“
    „Ruhig, wirklich ruhig“, antwortete ich wahrheitsgemäß.
    „Im Dom von Orvieto?“
    Ich lächelte. Meine Eltern hatten in Umbrien ein großes Haus mit einem riesigen Stück Land voller Kakteen und Olivenbäume. Dort verbrachte ich die meiste Zeit im Sommer. In der Nähe war ein kleiner alter Ort namens Orvieto mit einem herrlichen Dom, dessen glitzerndes und prächtiges Eingangsportal ein einmaliges Kunstwerk war. Hier konnte ich stundenlang in der angenehmen Kühle sitzen und lesen, während die Welt da draußen wieder in einen normalen Rhythmus zu finden schien. In der siebten Klasse war Luisa einmal mitgekommen. Danach kauften ihre Eltern eine kleine Laube an der Ostsee, in der Nähe von Luisas Großeltern und Cousinen. Seitdem fuhr ich allein. Mein Vater kam für ein paar Tage, Delia meist zwei oder drei Wochen, aber am schönsten war es, wenn ich und die Italienerin, die unten im Haus eine kleine Wohnung hatte und sich das Jahr über um alles kümmerte, das Haus für uns allein hatten.
    Während ich mit Luisa weiter Belanglosigkeiten austauschte, sah ich im Augenwinkel, wie die angesagteste Jungs-Clique unseres Jahrgangs die Halle betrat. Vier große, gut aussehende Typen, um deren Gunst jeder buhlte. Sie waren die Besonderen, die Tollen, die Senkrechtstarter, von allen geachtet, allseits beliebt. Sie gehörten zu den Besten und sie waren auch noch okay. Ich hatte nichts gegen sie oder vielleicht war es auch anders: Sie hatten nichts „für mich“. Menschen aus einer anderen Welt, an die man nicht heranreichen konnte. Warum sie mir jetzt auffielen war nur, weil sie Tim bei sich hatten und sich unterhielten, als würden sie sich schon ewig kennen. Zum ersten Mal kam mir der Gedanke, dass er vielleicht doch kein Blender war und sein schöner Kopf zu mehr taugte, als nur zum Mützen tragen. Jedenfalls, da war er also wieder und sofort begann ich, meine Körperfunktionen zu beobachten. Ich sah ihn nur von der Seite und von hinten. Er trug ganz schlicht eine kurze schwarze Hose und ein schwarzes T-Shirt. Seine bis zu den Ohren reichenden blonden Haare hatte er mit einem Stirnband gebändigt. Er war braun und er hatte ein Grübchen, wenn er lachte. Ich plapperte weiter auf Luisa ein, beobachtete dabei Tim und registrierte mit Erleichterung, dass nichts geschah: keine Hitzewallungen, keine feuchte Stirn, keine Hände, die zitterten. Dann unterbrach mich Luisa:
    „Vielleicht solltest Du ja doch mal zum Arzt gehen?!“ Sie zog eine Augenbraue hoch.
    „Wieso?“, fragte ich verwirrt und versuchte, mich auf sie zu konzentrieren.
    „Du hast eben fünfmal hintereinander den gleichen Satz gesagt.“
    „Wieso? Was denn?“
    „ Es war ruhig, wirklich ruhig “, äffte Luisa mich nach und schien sich prächtig zu amüsieren. Sie sah in die Richtung, in die ich die ganze Zeit an ihr vorbeigesehen hatte und grinste.
    „Ich dachte es mir…“
    „Was?“
    „…dass es keine Krankheit war und dich der Neue ziemlich beeindruckt …“
    Sie hörte nicht mehr auf mit ihrem dämlichen Grinsen.
    „Du spinnst ja.“ Ich zeigte ihr einen Vogel und überlegte, wie ich ihre Anschuldigung mit einem machtvollen Spruch ein für allemal platt machen konnte, aber da tauchte unser erbarmungsloser Sportlehrer Herr Falke auf. Er trieb uns lautstark aus der Halle, damit wir draußen auf dem Sportplatz drei große Aufwärmrunden á 800 Meter drehten. Gerade im letzten Jahr müssten wir sehen, dass

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