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Himmlische Wunder

Himmlische Wunder

Titel: Himmlische Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Harris
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gleichen Friseur wie Chantal.« Sie packte mich so fest am Arm, dass es wehtat. »Ich hab eine Idee!«, rief sie. »Wir gehen zusammen. Ich lasse mir Strähnchen machen, und du lässt dir die Haare glätten.«
    »Hör endlich auf mit meinen Haaren!«, sagte ich.
    »Ach, komm schon, Annie! Das wird echt gut. Und –«
    »Ich habe gesagt: Hör auf!« So langsam wurde ich wütend. »Lass mich endlich damit in Ruhe!«
    »Ach, du bist ein hoffnungsloser Fall«, sagte Suze, die jetzt die Geduld verlor. »Du siehst aus wie ein Freak, und es ist dir egal?«
    Das macht sie auch die ganze Zeit. Sie bildet Sätze und spricht sie aus wie eine Frage, auch wenn sie gar keine sind.
    »Warum soll es mir nicht egal sein?«, sagte ich. Jetzt spürte ich richtig, wie die Wut in mir hochstieg – so wie man merkt, dass man gleich niesen muss, ob man will oder nicht. Und dann erinnerte ich mich an das, was Zozie im Tea-Shop gesagt hatte, und ich hätte gern etwas unternommen, um das arrogante Grinsen von Suzannes Gesicht zu wischen. Nichts Schlimmes – das würde ich nie tun –, nur etwas, damit sie es ein für alle Mal kapiert.
    Ich machte hinter meinem Rücken mit den Fingern eine Gabel und sagte mit meiner Schattenstimme zu ihr:
    Mal sehen, wie dir das gefällt, zur Abwechslung .
    Und eine Sekunde lang bildete ich mir ein, ich würde etwas sehen: Ein Schatten huschte über ihr Gesicht, war aber schon wieder verschwunden, ehe ich ihn richtig wahrgenommen hatte.
    »Ich bin lieber ein Freak als ein Klon«, sagte ich.
    Dann drehte ich mich weg und ging zum Ende der Schlange. Alle starrten mir nach, und Suze sah richtig hässlich aus mit ihren weitaufgerissenen Augen und ihren roten Haaren und ihrem roten Gesicht und ihrem Mund, den sie vor Staunen gar nicht mehr zukriegte, während ich hinten auf den Bus wartete.
    Habe ich gedacht, dass sie mir folgen würde? Vielleicht. Aber sie kam nicht. Und als der Bus endlich vorfuhr, setzte sie sich neben Sandrine und würdigte mich keines Blickes.
    Ich wollte Maman die Geschichte erzählen, als ich heimkam, aber sie war gerade sehr beschäftigt: Sie redete mit Nico, verpackte eine Schachtel Rumtrüffel und machte Rosette etwas zu essen, alles gleichzeitig, und ich fand irgendwie nicht die richtigen Worte, um ihr zu beschreiben, was mit mir los war.
    »Ignorier sie einfach«, sagte sie schließlich und goss Milch in einen Kupfertopf. »Hier, kannst du bitte kurz für mich aufpassen, Nanou? Vorsichtig umrühren, während ich die Schachtel verpacke –«
    Sie bewahrt die Zutaten für die Schokolade in einem Schrank hinten in der Küche auf. Vorne hat sie verschiedene Kupfertöpfe, dazu glänzende Formen für Schokoladenformen und die Granitplatte Zum Abkühlen. Aber sie benutzt das alles nicht mehr; die meisten Sachen sind im Keller, und schon bevor Madame Poussin starb, hatten wir kaum Zeit, um unsere eigenen Spezialitäten zu machen.
    Aber Zeit für Schokolade bleibt immer, mit Milch und geriebenem Muskat, mit Vanille, Chili, braunem Zucker, Kardamom und siebzigprozentiger Kochschokolade – die einzige Schokolade, die sich zu kaufen lohnt. Sie schmeckt kräftig und ist nur leicht bitter, hinten auf der Zunge, wie Karamell, das gerade kippt. Durch das Chili wird sie ein bisschen scharf – nicht zu viel, nur eine Spur –, und die Gewürze verleihen ihr diesen Kirchenduft, der mich irgendwie an Lansquenet erinnert und an die Nächte über der Chocolaterie: nur Maman und ich, und Pantoufle hockt in der Ecke, und auf der Orangenkiste, die unser Tisch ist, brennen Kerzen.
    Hier gibt es natürlich keine Orangenkisten. Letztes Jahr hat uns Thierry eine komplette neue Küche eingebaut. Das passt, stimmt’s? Er ist schließlich der Hausbesitzer. Er hat jede Menge Geld, und außerdem muss er das Haus in Stand halten. Aber Maman macht immer so ein Getue und kocht ihm was ganz Besonderes in der neuen Küche. Oh, Mann. Als hätten wir noch nie eine Küche gehabt. Selbst die Becher sind neu. Chocolat steht darauf, in vornehmen Buchstaben. Thierry hat die Becher gekauft – einen für jeden von uns und einen für Madame Poussin. Dabei mag er selbst eigentlich gar keine Schokolade. (Ich merke das daran, dass er immer zu viel Zucker nimmt.)
    Ich hatte früher auch meinen eigenen Becher, einen großen, roten, den Roux mir gegeben hat. Er war schon ein bisschen angeschlagen und hatte den Buchstaben A, für Anouk. Ich habe ihn nicht mehr, aber ich weiß gar nicht, was mit ihm passiert ist. Vielleicht ist

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