Hingabe
ihm vorbei in den kleinen, schwach beleuchteten Vorraum, der dem von Isabels Dinnerclub ganz ähnlich ist. Zu ähnlich, um mich wohlzufühlen. Es ist ihre Handschrift. Ich wundere mich darüber, dass ich nichts von der lauten Musik höre, die bei dem Gespräch mit Amber im Hintergrund war.
Zu meiner Rechten befindet sich eine Garderobe, und die Dame, die sie betreut, tritt vor mich hin und zeigt auf meine Handtasche. »Die müssten Sie hierlassen«, sagt sie auf Englisch mit einem starken Akzent.
»Nein!« Ich klammere mich an meine Handtasche. »Nein, ich …«
»So ist die Regel«, sagt sie scharf.
Ich greife nach meinem Handy, um es mitzunehmen, aber sie schüttelt den Kopf. »Keine Handys. Es gibt Kameras.«
Meine Schultern sacken herunter, ich zögere. Ich denke an Amber und höre im Kopf ihr Schluchzen am Telefon. Also stopfe ich mein Handy in die Handtasche und gebe beides her. Die Frau belohnt mich mit einem Bon, den ich in meinen Stiefel stecke.
Ich gehe einen langen, schmalen Flur entlang, und die schummrige Schlafzimmerbeleuchtung ist mir wirklich unheimlich. Ich bin kurz davor, einen größeren Raum zu betreten, als Amber um die Ecke kommt, bekleidet mit einem Tanktop und einem roten Lederrock, der ihr kaum über die Hüften reicht. Da ihre Arme nackt sind, sehe ich die frischen Striemen auf ihnen.
»Sara.« Sie eilt auf mich zu, und ich starre auf den tiefen Ausschnitt ihres Tops, der fast bis zu ihren Brustwarzen geht, bevor sie mich umarmt. »Danke, dass du versuchst, mir zu helfen.« Sie tritt zurück. »Ich habe Tristan davon überzeugt, dass du unser Gast bist, damit er nicht mit mir in ein Zimmer geht. Er hat dem Türsteher Anweisung gegeben, mich nicht gehen zu lassen. Wir müssen uns hinausschleichen.«
Ich schüttle den Kopf. »Lass uns einfach gehen.«
Als ich mehrere Leute hinter mir höre, drehe ich mich um, und ich finde ein Paar, das mich mit lüsterner Miene anstarrt; ich komme mir vor wie das Abendessen eines hungernden Mannes. Ich kann sie nicht ohne Körperkontakt vorbeilassen und drehe mich schnell zu Amber um, die nach meiner Hand greift und mich vorwärtszieht. Das läuft überhaupt nicht gut hier.
Sie führt mich eine Treppe hinunter und tritt durch eine Tür, wo uns Musik entgegenplärrt. Ich blinzle in den verrauchten Raum und finde eine Theke zu meiner Linken und eine Tanzfläche dahinter. Überall sehe ich jede Menge nackte Haut. Hier wimmelt es von spärlich bekleideten Frauen, von Männern und Frauen, die um sie herum sind. An den Wänden, vor der Theke, auf der Tanzfläche und den Sitzen darum herum. Aber es gibt keinen Sex. Nur jede Menge Wünsche nach Sex, denke ich.
Amber zieht mich zu einem Platz an der Theke, und ich drehe mich zu ihr um und lehne mich mit dem Rücken gegen das lederne Geländer hinter mir. Ich habe nicht die Absicht zu bleiben.
Amber winkt den Barkeeper heran. »Zwei Gläser Tequila.«
»Nein«, sage ich. »Ich habe draußen ein Taxi stehen.«
»Ich kann dich nicht verstehen«, beklagt sie sich, während sie sich zu mir vorbeugt. Sie legt ihre Hand um meinen Hals, ihr Arm drückt sich auf meine Brüste, um über meine Schulter nach den Getränken zu langen. Ich versteife mich, in dem Bewusstsein, wie intim und unnötig die Bewegung ist, als sie wiederholt: »Was hast du gesagt?«
Ich kämpfe gegen den Drang, sie wegzustoßen, voller Angst, dass das nur zu weiteren Berührungen führen wird. »Draußen wartet ein Taxi auf uns.«
»In dreißig Minuten kommt ein neuer Türsteher. Er mag mich. Er wird uns vorbeilassen.« Sie lehnt sich zurück und sieht mich an, dann streicht sie mir das Haar aus den Augen. »Du bist wirklich sehr hübsch.«
Mir stockt der Atem. Was passiert hier? Was tut sie? »Amber …«
»Du wirst niemals aufhören, ihn zahlen zu lassen, nicht wahr?«
Beim Klang von Tristans Stimme dreht sich Amber zu ihm um und nimmt den Arm glücklicherweise von meinem Oberkörper. Ich blinzle, und Tristan kommt in Sicht. Sein langes dunkles Haar umspielt die kristallblauen Augen. Er starrt mich an, seine Miene hart und undeutbar.
Amber berührt mein Haar, und ich ziehe mich instinktiv zurück, aber sie ist auf Tristan konzentriert. »Ich brauche das. Es ist eine Pflicht, meine Bedürfnisse zu erfüllen.«
Tristan starrt sie an, und ein paar angespannte Augenblicke verrinnen, bevor er sie zu sich heranzieht, die Hand auf ihrem Hinterkopf. »Es wird Zeit, ihn ziehen zu lassen. Höchste Zeit, Amber.« Sein Blick wandert zu mir, und
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