Hingabe
andermal einen Mädchenabend machen. Mir geht es bestens. Rey ist vor einigen Minuten vorbeigekommen, und Chris hat mich den ganzen Abend angerufen und mir SMS geschickt.« Irgendwie habe ich Rey endlich dazu überreden können, wie ursprünglich geplant seinen Bruder zu treffen, der irgendwelche Ideen zu Ellas Fall hat. Ich will keine Chance vertun, Ella zu finden, weil Rey bei mir den Babysitter spielt.
Chantal seufzt schwer. »Ich habe mich wirklich auf heute Abend gefreut.«
Wir plaudern noch ein paar Minuten, bevor wir auflegen, und Chris simst im selben Moment. Ich schaue auf ein Foto von einer Reihe von Kindern in Schlafsäcken und lächele. Er braucht keine Kinder zu haben. Er adoptiert sie, wo immer er hingeht.
Ich schalte den Fernseher wieder auf laut, kuschele mich unter die Decke und finde beim Zappen eine alte
Seinfeld-
Folge. Etwas zum Lachen wird meinen rastlosen Geist beschäftigen.
Irgendwann später piept mein Telefon mit einer Nachricht, und ich zucke zusammen. Überrascht stelle ich fest, dass ich eingenickt war. Ich schaue auf die Uhrzeit und sehe, dass ich eine Stunde geschlafen habe, aber ich lächele, als ich mehrere Fotos von Kids sehe, die in einem Kreis sitzen. Die Nachricht von Chris lautet:
Zeit für Furcht einflößende Geschichten, mit mir als Geschichtenerzähler.
Eine traurige Erinnerung an Dylans Gesicht, als er Chris angebettelt hat, ihm eine Furcht einflößende Geschichte zu erzählen, schnürt mir die Brust zu. Ich simse Chris und mache mir Sorgen, wie sich das auf ihn auswirken könnte, checke seine Stimmung.
Habt ihr den schwarzen Mann gefunden?
Ja,
erwidert er.
Sein Name ist Leonardo. Er verkleidet sich als Künstler.
Erleichtert über diesen Humor lache ich und tippe:
Ich liebe dich, Chris.
Ich liebe dich auch, Sara.
Ich werde ein Bad nehmen und dann zu Bett gehen.
Ich wünschte, ich wäre bei beidem dabei.
Ich seufze und tippe:
Ich auch.
Einige Minuten später sitze ich auf dem Rand der Wanne, als mein Handy klingelt, und da ich erwarte, dass es Chris ist, nehme ich das Gespräch an, ohne auf das Display zu schauen. »Sara!« Eine Frauenstimme versucht, laute Musik zu übertönen, und mein Magen krampft sich vor Furcht zusammen.
»Amber?«
»Ja. Sara, ich brauche Hilfe.« Sie klingt erregt, weint vielleicht. »Ich weiß, Chris ist … er ist bei dem Wohltätigkeitsding. Ich …« Sie schluchzt.
Ich stehe auf. »Was ist los?«
»Tristan und ich … wir hatten einen Streit. Ich habe getrunken, und er erlaubt den Leuten an der Garderobe nicht, mir meine Schlüssel und meine Handtasche zu geben. Jemand muss mich holen. Bitte.« Sie hält inne, und ich kann erkennen, dass sie woandershin geht, da die Musik ein wenig leiser wird. »Mir dreht sich der Kopf, und ich kann nicht denken … ich muss … einfach weg von hier. Tristan hat herausgefunden, dass ich mir von Chris Geld geliehen habe. Er ist mein Meister. Du musst wissen, was das bedeutet. Ich habe unsere Regeln gebrochen. Er wird mich bestrafen. Bitte, Sara. Komm schnell.«
Alle möglichen Alarmglocken gehen in meinem Kopf los – was sie betrifft und was mich selbst betrifft. Es kommt mir vor wie eine Falle, aber was, wenn es keine ist? Ich habe die Male auf ihren Armen gesehen. »Simse mir, wo du bist.«
»Mach ich. Danke, Sara. Ich bin dir ja so dankbar. Ich werde dir jetzt eine SMS schicken.«
Ich beende das Telefonat und sinke zurück auf den Rand der Wanne, während ich im Geist alle Optionen durchgehe. Ich kann Chris nicht anrufen. Er wird ausflippen und das Museum verlassen. Wenn ich Rey anrufe, wird er Chris anrufen, und Chris wird ausflippen und das Museum verlassen. Rey wird außerdem sein Treffen mit seinem Bruder wegen Ella sausen lassen. Ich werde nicht zulassen, Ambers wegen Ella nicht zu finden. Außerdem befindet sich Amber in einer Beziehung mit einem Mann, der sie misshandelt, und ich weiß nicht einmal, ob sie Rey mag oder vertraut. Und was ist, wenn Rey etwas über Chris herausfindet, von dem Chris nicht will, dass er es herausfindet? Chris ist seine Privatsphäre zu wichtig, um das zu riskieren. Nein. Sosehr ich mir wünsche, dass Rey eine Option wäre, er ist keine.
Mein Telefon piept, als die Adresse geschickt wird. Ich atme ein und starre auf das Display, denke einen Moment nach, bevor ich zurücksimse:
Ich schicke dir ein Taxi, das dich abholt.
Ich warte auf eine Antwort. Und warte.
Ich simse abermals.
Amber, bestätige bitte, dass alles in Ordnung ist mit dir.
Keine
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