Hingabe
T-Shirt?«
Er schaut über die Schulter. »Willst du mir das da geben?«
»Hol dir ein eigenes«, rufe ich lächelnd zurück, als er um die Ecke verschwindet. Aber als ich an den Tisch zurückkehre und mich mit Amber allein wiederfinde, verfliegt mein Lächeln schnell. Sekundenlang starren wir einander nur an, und das Schweigen zerrt an meinen Nerven, wenn ich überhaupt noch welche habe. Ich kann die Stille nicht ertragen, also platze ich heraus: »Wer ist Tristan?«
Ihr Mund spitzt sich wie der einer Katze, die im Begriff ist, einen Kanarienvogel zu fangen, und ich fühle mich wie eine Flaumfeder, die zwischen ihren Lippen hängt.
»Ein Tätowierungskünstler, mit dem ich zusammenarbeite«, erklärt sie. »Überaus erotisch und talentiert. Kunden warten gut zwei Monate, um sich von ihm tätowieren zu lassen.«
Das verrät mir nicht, warum Chris mich nicht in Tristans Nähe haben will. Aber ich schätze, es muss seine Verbindung zu Amber sein und vielleicht ihre zu der BDSM -Welt. Dieses Thema will ich möglichst meiden und sage: »Du hast Chris’ Drachen tätowiert. Er ist brillant. Du bist selbst ziemlich begabt.«
Ihre Augen spiegeln Überraschung und dann Stolz wider. »Ja. Ich habe es vor langer, langer Zeit gemacht, und es ist immer noch eine meiner besten Arbeiten. Ich war … inspiriert. Es war eine Reifeprüfung, sowohl für ihn als auch für mich.«
»Das sieht man der Arbeit an«, bringe ich heraus, vorbei an einem Kloß in meiner Kehle, den ihr sentimentaler Ton verursacht, ein Ton, der von Sex und einer Geschichte tiefer Freundschaft und Leidenschaft zeugt.
Sie legt den Kopf schräg und mustert mein Gesicht, und etwas lodert in ihren Augen auf, das ich nicht verstehe. Sie senkt den Blick und betrachtet, was sie von meinem Körper sehen kann, und die heiße, zweideutige Inspektion ist so weit von Hass entfernt, wie sie es nur sein kann. »Weißt du«, schnurrt sie und hebt ihre dunklen Wimpern, »ich könnte dir deine schöne blasse Haut mit einem Drachen verzieren, der zu dem von Chris passt. Es wäre … atemberaubend.«
Ich kann spüren, wie mir heiß wird und Röte meinen Hals hinaufkriecht. Macht sie mich an? Nein, das ist purer Wahnsinn. Ich bin verwirrt und fühle mich unbehaglich. In der einen Minute sieht sie mich an, als wollte sie mich umbringen, und in der nächsten will sie mich ausziehen.
Mein Instinkt verlangt danach, nach Chris zu suchen, aber das ist vielleicht genau das, worauf sie hofft. Ich muss klarstellen, dass ich mich nicht herumschubsen lasse, und das schnell. Trotzdem, ich sitze da und sage nichts. Ich. Die nervöse Schwaflerin.
»Ich habe eine dreimonatige Wartezeit, aber dich würde ich mir sofort vornehmen«, fügt sie hinzu und beugt sich vor, um den Abstand über der Theke zu verringern. »Wir werden Chris überraschen.«
Wir werden Chris überraschen? Ist sie … bestimmt nicht. Oder doch? Will sie aus uns ein Trio machen? Auf keinen Fall. Ich teile nicht, und wenn ich auch nur einen Moment lang annähme, dass Chris es täte, säße ich in einem Flugzeug zurück in die Staaten. Aber sie kennt ihn. Sie hatte Sex mit ihm. Perversen Sex.
Ich schlucke hörbar. Vergangenheit. Gegenwart. Vergangenheit. Gegenwart. Ich wiederhole diese Worte im Kopf und fühle mich, als würde ich sie in naher Zukunft oft benutzen. »Ich will kein Tattoo«, sage ich, und meine Stimme klingt angespannt von Unbehagen. »Aber danke.«
Amber bemerkt es; ich sehe den Glanz in ihren intelligenten Augen. Sie ist klug, und das macht sie gefährlich. Sie steht auf und überragt meine ein Meter achtundfünfzig um einen halben Kopf. »Ein Jammer«, meint sie. »Ich hätte dir von all seinen Geheimnissen erzählen können, während ich an dir arbeite.«
Ich ignoriere das Raue in ihrer Stimme, das die Worte »an dir arbeite« betont. Sie spielt offensichtlich irgendein Spielchen mit mir, und leider funktioniert es sogar irgendwie. Chris ist derjenige, der seine Geheimnisse mit mir teilt, aber trotzdem … weiß sie all die Dinge über ihn, die ich nicht weiß? Vielleicht. Wahrscheinlich. Einige Dinge mit Bestimmtheit. Sie ist diejenige, die ihn in die BDSM -Welt gelockt hat. Nun, er hat das Wort »locken« nicht benutzt, und er ist nicht der Typ, der sich zu irgendetwas locken lässt. Vergangenheit. Gegenwart. Vielleicht war er damals der Typ dazu? Und Amber ist gewiss der Typ, jemanden zu irgendetwas zu verlocken. Ich lache beinahe laut auf. Dies ist der Mann, der als Teenager auf die
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