Hingabe
sie im Hotel sehen, wenn sie ihren Laptop abends nochmal anmachte. Dann fuhr sie den Rechner runter, nahm ein paar Unterlagen und ging zu Marie.
„Hi Süße, du weißt es sicher schon. Ich fahre gleich nach Hause, ich soll heute Nachmittag nach Berlin fliegen. Mittwoch bin ich wieder da.“
Marie schaute sie an.
„Ja, ich weiß es. Ich hoffe, du schaffst dort alles, was du tun musst. Und ich sehe dich heil am Mittwoch wieder.“
„Natürlich. Ich pass auf mich auf. Versprochen. Und…“
Lena konnte es in Maries Augen lesen.
„Ich rufe dich heute Abend aus dem Hotel an. Es war der Wahnsinn!“
Marie nahm ihre Hand und drückte sie. Es gab einfach Gedanken, die bedurften keiner Worte.
Auf dem Weg zu ihrer Wohnung war sie seltsam bedrückt. Es fühlte sich ein wenig so an, als nahm sie schon Abschied.
Sie fuhr zur Binnenalster, holte sich bei Starbucks einen Kaffee und setzte sich auf eine Bank.
Der Blick auf ihr geliebtes Hamburg ließ bei ihr Wehmut aufkommen. Sie schaute, wie so oft in ihrem Leben, auf die große Fontäne. Wie oft hatte sie hier gesessen, sie liebte die von Wasseradern durchzogene Stadt.
Die vielfältige Kultur, der dezente Rotlichtduft, das Aristokratische. Es gab vieles, das sie an Hamburg liebte.
Selbst den oft zu kalten Wind, genauso wie die ruhige Art der Hamburger, mit der Rush-Hour klarzukommen.
Das alles würde sie hinter sich lassen, um ihrem Traum ein wenig näher kommen zu können.
Berlin.
Berlin war noch größer. Weitläufiger. Seitdem Berlin die Hauptstadt war, war dort viel gebaut worden, aus der großen geteilten Stadt war wieder die Hauptstadt geworden.
Ein letzter Schluck Kaffee, ein stilles Winken zur Binnenalster.
Schließlich stand Lena auf und ging zu ihrem Auto zurück.
Sie musste jetzt nach Hause und ein paar Sachen packen.
Sie wollte Marcus noch anrufen. Und sie musste eine Entscheidung treffen.
Jetzt oder in Berlin.
In Gedanken versunken fuhr sie nach Hause. Sie schloss aufund betrat ihre Wohnung.
Wie üblich dauerte es ein wenig, bis sie sich Kleidung und Schuhe herausgesucht hatte, ihre Kulturtasche dagegen war schnell gepackt. Bevor sie diese aber in ihren Trolley tat, ging sie in ihr Schlafzimmer. Sie holte neben ihrem Bett die Goody-Box hervor und öffnete sie. Sie entschied sich für den silbernen Vibrator.
‚Man kann ja nie wissen‘, dachte sie lächelnd.
Lena schaute auf die Uhr. 16:04 Uhr.
Sie hatte noch ein wenig Zeit. Sie ging zu ihrem Schreibtisch und nahm das Telefon. Marcus war nach dem dritten Klingeln in der Leitung.
„Lena. Wie schön. Wie geht es dir? Ich höre ja kaum noch was von dir?“
Marcus‘ Stimme klang erfreut und gleichzeitig war ein forschender Unterton in der Stimme.
„Marcus. Wie schön, dass ich dich endlich höre.“
Lenas Stimme zitterte leicht. Sie hoffte, dass das Telefon ihn diese Regung nicht erkennen ließ.
„Herr Dr. von Hagen hat mich heute nach Berlin geschickt. Ich fliege heute Spätnachmittag. Morgen früh ist ein wichtiges Meeting, an dem ich teilnehmen soll. Es sieht wohl so aus, als ob ich früher nach Berlin gehen muss als ursprünglich geplant.“
Lena schilderte Marcus von dem Gespräch mit ihrem Chef und der sich andeutenden Perspektive. Während sie ihm davon erzählte, merkte sie, wie nah er ihr war. Gleichzeitig spürte sie auch, dass diese Gefühle sehr freundschaftlicher Natur waren. Nur freundschaftlich. Er war ihr nah, sie konnte ihm alles erzählen. Alles? Nein, fast alles. Es machte diesen Unterschied aus.
Lena spürte, jetzt in diesem Moment, dass sie aus dieser Situationheraus musste.
„Marcus, ich muss jetzt zum Flughafen, kann ich dich heute Abend anrufen? Ich weiß, du hast deinen Fitnesstag.“
„Ja, sehr gerne. Ich bin ab halb elf wieder da. Weißt du ja. Lass dich sicher hinfliegen und komm gut im Hotel an, mein Schatz.“
Marcus war das pure Verständnis. Lena dagegen fühlte sich unwohl.
„Ich melde mich heute Abend, Schatz. Viel Spaß beim Training.“
Lena atmete beim Auflegen auf. Sie musste erst in Berlin sein und das Meeting am nächsten Tag konzentriert bewältigen. Vorher konnte sie nicht ernsthaft mit Marcus reden.
Sie dachte noch daran, die Blumen zu gießen, schloss die Fenster, nahm ihren Trolley und verließ die Wohnung.
Sie schaute noch schnell in den Briefkasten, ein brauner Umschlag. Eine Ahnung stieg in ihr hoch. Sie nahm den Umschlag, steckte ihn in ihre Tasche und lief Richtung U-Bahn-Haltestelle. Sie musste nur in Olsdorf umsteigen, um
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