Hingabe
die S-Bahn zum Flughafen zu bekommen.
Sie saß am Fenster und blickte ihr Hamburg an. Die Strecke zum Flughafen kannte sie gut. Sie fasste in ihre Tasche und fühlte den Umschlag. Sie würde ihn im Flugzeug lesen. Oder im Hotel. Irgendwann heute Abend.
Das Einchecken und Ins-Flugzeug-steigen war in den letzten Jahren mehr und mehr zur Routine geworden. Sie musste immer mal nach Berlin, London oder Rom fliegen.
Sie erwischte noch einen Fensterplatz und hoffte auf einen nicht zu aufdringlichen Nachbarn. Sie lächelte, als sich eine etwa gleichaltrige Frau direkt neben sie setzte. Die Frau lächelte zurück. Ähnlich wie Lena ließ ihre Garderobe auf eine Business Lady schließen, wahrscheinlich flog auch sie geschäftlichnach Berlin. Lena war aber nicht nach Konversation zumute. Sie lehnte ihren Kopf an die Lehne und schloss ihre Augen. Sie hatte beschlossen, die Dreiviertelstunde zu schlafen, oder zumindest sich zu entspannen und ihre Gedanken zu ordnen. Das Flugzeug fuhr langsam zur Rollbahn, Lena bekam gerade noch den Start mit. Als das Flugzeug seine Reisehöhe erreicht hatte, war sie tief und fest eingeschlafen.
Irgendwann musste sie jedoch zur Toilette. Die Dame neben ihr ließ sie durch, Lena ging, noch etwas schummerig vom Schlafen, zur Toilette. Das Licht leuchtete grün, die Toilette war also frei. Lena öffnete die Tür und ging hinein. Sie versuchte, die Tür zu schließen, als sich plötzlich jemand blitzschnell in die Toilette drängte. Sie hatte der Tür den Rücken zugedreht und versuchte, zu schauen, wer es war.
Sie wurde gegen die Wand gedrückt, eine Hand an ihrer Kehle.
Er drückte nicht zu, das heißt, nicht zu fest. Sie spürte, dass sie keine Chance hatte. Sie wusste, dass sie nicht schreien durfte. Lena spürte seine andere Hand suchend auf ihrem Körper. Ihr wurde die Hose aufgeknöpft und runter gezogen, das Höschen zerrissen. Lena wusste nicht wirklich, wie ihr geschah.
Sie wollte nun doch schreien, was dann auch passierte.
Da spürte sie seine Lippen an ihrem Hals, seine Zähne. Es war nicht einfach, dass er sie rücksichtslos nehmen wollte. Er schien einen Hauch Zärtlichkeit mit hineinzumischen.
Und die Art, wie er sie anfasste, machte Lena an.
So hatte M. sie angefasst. Gestern Nacht.
Mit Macht, aber auch zärtlich.
Bestimmt, aber sanft.
Kraftvoll, aber nicht brutal.
Als seine Hand ihre Beine spreizte, spürte sie selbst, dass sienicht ängstlich war, sondern feucht. Sie begann, diese Situation zu genießen. Ließ sich gehen.
‚Nimm mich doch‘, dachte sie.
„Entschuldigen Sie bitte. Könnten Sie sich bitte Ihren Sitz aufrecht stellen? Wir landen gleich.“
Lena blinzelte. Die Stewardess schaute sie freundlich an.
„Ich hab Sie nicht wecken wollen. Aber die Vorschriften sind leider so.“
Lena lächelte zurück.
„Es ist schon okay. Danke.“
Was hatte sie denn da geträumt? Es war nicht vorbei. Nichts war vorbei. M. war präsenter denn je. Auch in ihren Träumen.‘
Die Landung auf dem Flughafen Tegel verlief problemlos. Lena hetzte nicht wie die anderen Fluggäste Richtung Ausgang, sondern ging in aller Ruhe zur Gepäckausgabe, um dort auf ihren Trolley zu warten. Mit ihm ging sie Richtung Ausgang. Plötzlich war es mit ihrer Ruhe vorbei. Sie fühlte sich, als würde sie beobachtet. Dieses unbestimmte Gefühl, als würde sie von einem Augenpaar fixiert, aber sie konnte nicht ausmachen, aus welcher Richtung, geschweige denn ausmachen, wer sie beobachtete. Lena beschleunigte ihre Schritte und eilte zum Taxistand. Als sie einem Taxi zustrebte, stieg der Fahrer direkt aus und verstaute ihren Trolley im Kofferraum.
„Vielen Dank. Bringen Sie mich bitte schnell und sicher zum Hyatt?“
„Sehr gerne, junges Fräulein.“
Den Berliner Dialekt hatte Lena schon immer gemocht. Der joviale Unterton, kein Blatt vor den Mund nehmend, freundlich und warmherzig. Lena lächelte. Sie fühlte sich jetzt sicher und nicht mehr beobachtet. Das Taxi war in diesem Moment ihre Komfortzone. Sie lehnte sich zurück und sprach ein paar belanglose Sätze mit dem Fahrer und schaute sich dabei Berlinaus dem Autofenster an. Charismatisch wie Hamburg. Weltstadt. Groß und voller Eindrücke. Gerade wenn man von den Außenbezirken Richtung City fuhr und das Grün mehr und mehr den Hochhäusern und alten Stadtteilen wich, machte sich der Flair Berlins mehr und mehr bemerkbar. Lena freute sich darauf, heute nur ins Hotel einchecken zu müssen und noch keinen Geschäftstermin zu haben. Der
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