Hingabe
große Tag war ohnehin erst morgen.
* * *
Das Hyatt war in der ganzen Welt exklusiv, so auch in Berlin. Die Tür wurde ihr aufgehalten, ein Page begleitete sie in den dritten Stock, wo ihr Zimmer lag.
Lena atmete auf, nachdem er nach Erhalt des Trinkgeldes fast geräuschlos die Tür hinter sich zugezogen hatte und sie allein ließ.
Sie ließ sich auf das King-Size-Bett fallen und blickte zur Decke. Sie hatte noch einiges zu tun, an Ausruhen und Entspannen war noch nicht zu denken.
Marcus anrufen, die Unterlagen durchgehen, entweder etwas zum Essen aufs Zimmer bestellen oder im Restaurant es sich gut gehen lassen. Und es war bereits kurz vor acht.
Sie nahm ihr Handy. Ach Mist, Marcus war noch beim Training und ihn konnte sie erst nach 22:30 Uhr erreichen. Also wählte sie die Nummer vom Zimmerservice und bestellte sich Tapas, dazu einen schönen Rotwein, zwei Flaschen Wasser. Sie hatte beschlossen, sich die Unterlagen hier auf dem Zimmer anzusehen und dabei oder davor eine Kleinigkeit zu essen.
‚Hatte ich nicht die letzten Tage schon immer einen Wein? Egal – der Rotwein muss heute sein.‘
Lena nahm den Umschlag aus ihrer Tasche, dabei fiel ihr auch das braune Kuvert von M. in die Hände.
‚Wird er Verständnis haben, wenn ich mir seinen Umschlag noch nicht ansehe? Die Frage ist eher, was will ICH mir zuerst ansehen? Wahrscheinlich ist weder das eine noch das andere richtig.‘
Ehe sie sich versah, machte sie den Umschlag auf.
Ein kurzer Brief, wie es seine Art war.
„Lena,
Genieß Berlin.
Aber
Komm gut wieder in Hamburg an.
Tu das,
Was das Richtige ist
Für DICH.
M.“
‚Er wusste wohl alles. Aber woher?‘
Egal, er sprach genau das aus, was sie fühlte. Als ob er ihren Zwiespalt mitbekommen und erst dann den Brief geschrieben hatte. Tatsächlich lag er seit heute Morgen in ihrem Briefkasten.
Sie legte den Brief auf den Nachttisch und nahm sich den anderen, weit dickeren Umschlag. Den von Herrn Dr. von Hagen.
Ein Brief, Organigramme, und ein nochmal zusätzlich im Kuvert befindlicher Brief.
‚Ich brauche erst einmal etwas zu Essen‘, dachte Lena. ‚Ich verhungere ja fast.‘
Gerade wollte sie sich beim Zimmerservice erkundigen, wielange es noch dauern würde, da klopfte es an der Zimmertür.
Ein eleganter Kellner mit freundlichem, aber sehr distanziertem Gesicht betrat den Raum. Er schob einen Wagen vor sich her, von dem bereits jetzt ein wundervoller Duft strömte.
„Meine Dame. Ihr Abendessen. Da Sie nicht gesagt haben, welchen Wein sie gerne hätten, hat sich unser Haus erlaubt, Ihnen drei verschiedene Weine zur Auswahl zu kredenzen.“
‚Daran erkennt man erstklassige Häuser‘, dachte Lena. Laut sagte sie, „Vielen Dank. Würden Sie es bitte dort hinstellen?“
Lena deutete auf den Tisch am Fenster.
„Sehr wohl. Quittieren Sie einfach morgen beim Frühstück. Möchten Sie dieses auch hier auf dem Zimmer einnehmen? Wenn ich mir erlauben darf, Sie sollten sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen und unser hervorragendes Buffet im Salon genießen. Ab sieben Uhr können Sie dort frühstücken.“
Der junge Mann verstand es, ihr das Frühstück schmackhaft zu machen, und das, obwohl ein erstklassiges Abendessen auf Sie wartete.
„Ich werde morgen unten frühstücken. Könnten Sie mich bitte um sieben Uhr wecken?“
„Selbstverständlich. Nur ich persönlich habe da Feierabend, ich gebe es aber gerne weiter.“
Ein leichtes Lächeln begleitete seine feine Ironie.
Lena lachte schallend.
„Vielen Dank. Wenn sie DAS bitte tun würden.“
Mit einem gewinnenden Lächeln und 10€ Trinkgeld verließ der Kellner ihr Zimmer.
Lena schaute in die dampfenden Schüsseln und schenkte sich einen halbtrockenen Rotwein ein. Er war vorzüglich.
Sie platzierte sich einiges auf einem Teller, nahm den Teller mit aufs Bett und begann, ein wenig zu essen.
Es war köstlich. Das Essen, der Wein. Lena genoss den Luxus,den sie nun zur Verfügung hatte, und prostete sich zu:
„Auf dein Wohl, Lena. Und auf Berlin.“
Nachdem sie ein wenig gegessen hatte, fühlte Lena sich besser. Sie nahm sich den Umschlag von Dr. von Hagen und begann, das Material zu studieren.
Offensichtlich hatte der bisher zuständige Ressortleiter einige unglückliche, um nicht zu sagen falsche, Entscheidungen getroffen.
Lena sollte ihn ersetzen. In der Besprechung sollte sie offiziell vorgestellt werden und ihren Job – Lena stockte der Atem – in zwei Wochen bereits antreten.
In zwei Wochen.
Da würde ihr nicht
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