Hingebungsvoll
Sekunde davon. Leider musste er aber auf die Straße achten und den Blickkontakt unterbrechen. Wieder ertönte sein Klingelton.
„Das scheint aber wichtig zu sein.“ Ihr Tonfall klang frostig.
„Was soll ich machen? Gerade du solltest doch über meine Qualitäten Bescheid wissen.“ Nicht nur Vivian war gut darin, zu provozieren. Eingeschnappt schwieg sie. Glücklicherweise waren sie nicht mehr weit von ihrem Bestimmungsort entfernt, denn noch mehr sollte ihre Laune besser nicht herunter kühlen.
Als sein Handy zum dritten Mal klingelte, fluchte Vivian und begann, an seiner Hosentasche herum zu fummeln.
„Hey, was machst du da?“ Dale versuchte empört, ihre Hand beiseite zu schieben. „Finger weg!“
„Ich will jetzt wissen, wer da andauernd anruft.“ Wieder schoben ihre Finger sich unter den Rand der Tasche.
„Mit Sicherheit dein Bruder, der sich vergewissern will, ob du mich am Leben gelassen hast.“
Sie ließ nicht locker und zerrte an dem Stoff seiner Hose. Aus lauter Angst von der Fahrbahn abzukommen, setzte Dale den Blinker und hielt kurzerhand am Straßenrand. Mit einer Hand packte er Vivians Handgelenk, mit der anderen holte er das Handy hervor. Er nahm den Anruf an und rief erbost: „Was?“
Am anderen Ende herrschte Schweigen. Dann: „Sorry, Dale, wirklich, ich- Ich wollte nicht stören. Ich wollte nur- Ich-“ Katie stotterte verlegen und brach ab.
„Katie!“ Dale grinste. „Du störst nicht. Ich dachte nur, du wärest Julian. Worum geht es?“
„Nicht so wichtig. Ich melde mich später noch mal.“ Sie legte auf und Dale ärgerte sich, dass er so harsch reagiert hatte. Vivian entzog ihm ihr Handgelenk und drehte sich demonstrativ von ihm weg. Großartig – hin war die lockere Stimmung, die vorher geherrscht hatte.
Natürlich sah er erst jetzt, dass die ersten beiden Anrufe in der Tat von Julian gewesen waren, Katie war einfach ins Kreuzfeuer geraten. Eilig tippte er eine SMS an Julian und nahm sich vor, Katie später anzurufen. Dann schaltete er es aus.
„Hier, ich habe es ausgeschaltet. Frieden?“, erkundigte er sich bei Vivian.
Ihre Antwort fiel leise und wenig aussagekräftig aus: „Hm.“
Dale schloss für einen kurzen Moment die Augen, dann lenkte er den Wagen wieder auf die Straße. Von hier aus war es nicht mehr weit bis zum Alacritas .
Vivian warf die Tür hinter sich zu und sah an dem Gebäude hoch. „Was genau machen wir hier eigentlich?“
„Ich wollte deinen Rat, was Inneneinrichtung und diesen Kram betrifft.“
Sie gab sich mit der Erklärung zufrieden und ging auf die Eingangstür zu. Dabei musterte sie die Umgebung eingehend. Dale folgte ihr und spürte, dass sein Herzschlag sich merklich beschleunigt hatte. Hoffentlich würde sie sich nicht zu sehr aufregen.
Er schloss die Tür auf und bedeutete ihr, einzutreten. Der Eingangsbereich glich dem des Aviditas , doch dahinter sah es ganz anders aus.
„Treffen wir uns hier mit den Inneneinrichtern?“
Dale nickte und wartete darauf, dass Vivian ihren Weg ins Innere des Clubs fortsetzte. Sie stieg die drei Stufen in den großen Saal hinab und blickte sich fasziniert um. Die Einrichtung war komplett rot und gläsern gehalten. Er war sehr stolz auf diese Kombination; es sah gleichzeitig sexy, kühl und elegant aus.
Mit einem leisen Klicken verriegelte er die Tür von innen und wartete, bis Vivian sich steif umdrehte. Erst dann verstaute er den Schlüssel für sie deutlich sichtbar in seiner Hosentasche.
Vivian presste die Lippen aufeinander und schwieg einen Moment, bevor sie sagte: „Sieht nicht so aus, als würdest du noch Hilfe mit der Inneneinrichtung brauchen.“
Dale verschränkte die Arme und antwortete nicht. Wenn es eins gab, das weder Julian noch Vivian ertrugen, dann war es Stille.
„Was tun wir hier?“
Er lehnte sich mit dem Rücken gegen die Tür und betrachtete Vivian, die in sicherem Abstand von ihm unten auf der Tanzfläche stand.
„Hast du die Tür abgeschlossen? Fällt das nicht unter Entführung?“
Er lächelte, schwieg aber weiterhin.
„Dale, jetzt rede mit mir. Ich habe nicht ewig Zeit, Julian hat mich praktisch dazu gezwungen, mit dir hier hin zu fahren und ich weiß nicht, ob er deine Methoden gutheißen würde. Außerdem habe ich gleich noch ein Date.“ Genüsslich ließ sie sich die letzten Worte auf der Zunge zergehen. Dale wusste, dass sie sich genau zurecht gelegt hatte, was sie sagen würde.
„Mach mich nicht noch wütender, Viv.“
Trotz der
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