Hinreißend untot
nächsten Minuten verbrachte ich damit, meinen Schutzzauber von Mac überprüfen zu lassen, während ich versuchte, den entsetzten Billy zu beruhigen. »Warum bist du so durchgedreht?«, fragte ich, als er ruhig genug war, mir zuzuhören. »Du hast einen Körper.« Ich zwickte ihn in den Arm, und er zuckte zusammen, dieses große Baby. »Hast du dir das nicht immer gewünscht?« Er schien sich immer prächtig vergnügt zu haben, wenn er in meinem Körper gewesen war.
Billy wirkte noch immer sehr geschockt, obwohl ein wenig Farbe in seine Wangen zurückgekehrt war. Plötzlich beugte er sich vor und küsste mich auf die Lippen. Ich zuckte zurück und schlug ihn, härter als beabsichtigt, weil ich so überrascht war, aber er lachte nur. In seinen nussbraunen Augen glänzten unvergossene Tränen, als er seine brennende Wange betastete, doch der Gesichtsausdruck war euphorisch. »Es ist wahr. Es ist wirklich wahr«, brachte er voller Ehrfurcht hervor. Dann riss er die Augen auf und wühlte in Macs Rucksack. Er holte eine der beiden Flaschen Bier daraus hervor und hielt sie so, als bestünde sie aus Gold. Mit bloßen Händen versuchte er, die Flasche zu öffnen. »Du verstehst nicht, Cass«, sagte er mit einem fast fiebrigen Schimmern in den Augen. »Klar, gelegentlich passe ich auf deinen Körper auf, aber dabei ist nichts wirklich echt, wenn du verstehst, was ich meine. Ganz gleich, was ich berühre oder schmecke, alles scheint von einer Art Film überzogen zu sein.« Er brummte verärgert und trachtete danach, die Flasche am Tisch aufzuschlagen, doch der war gepolstert.
Ich schien kein vernünftiges Wort mit ihm reden zu können, solange er nicht etwas getrunken hatte. »Gib sie mir«, sagte ich ungeduldig, und er reichte sie mir, ohne dass sein Blick die dunkelbraune Flasche verließ. Ich öffnete sie an der metallenen Unterseite der Pritsche, und Billy riss sie mir aus der Hand und trank gierig.
»O mein Gott«, brachte er hervor und sank ehrfürchtig auf die Knie. »O Jesus.« Ich wollte ihn auffordern, das Melodram zu beenden, als Mac Bericht erstattete. »Mit Ihrem Schutzzauber ist alles in Ordnung. Es muss am
Geis
liegen. Solche Dinge neigen dazu, alles kompliziert zu machen, und die stärksten von ihnen verursachen die größten magischen Interferenzen. Und der
Düthracht
gehört zu den besten Zaubern seiner Art.«
»Aber bei anderen Gelegenheiten hat mein Schutzzauber funktioniert, und ich bekam ihn im Alter von elf Jahren«, wandte ich ein.
»Das ist vielleicht der Grund, warum es geklappt hat: Sie waren so jung, dass der
Geis
nicht aktiv werden konnte. Dieser spezielle Schutzzauber ist so beschaffen, dass er genau auf Ihre Aura passt, wie ein Handschuh auf die richtige Hand. Aber er braucht ein stabiles Feld, um fest zu sitzen. Ein aktiver
Geis
wird als ernste Bedrohung interpretiert, und bei Ihrer natürlichen Abwehr herrscht ständig Aufruhr, weil sie dauernd bestrebt ist, den Eindringling zurückzuweisen. Was den künstlichen Schutz daran hindert, seinen Job zu erledigen.«
Ich verstand. »Deshalb hat Pritkin so sehr darauf bestanden, dass Miranda ihn von dem
Geis
befreit. Er wusste, dass er andernfalls nicht das Tattoo bekommen konnte.«
Ich bedauerte sofort, etwas gesagt zu haben, denn Mac verlangte die ganze Geschichte und fand die Vorstellung von einer kleinen Gargoyle, die Pritkin einen Denkzettel verpasste, überaus lustig. Es gelang mir schließlich, ihn zum Thema zurückzubringen, bekam aber nichts Nützliches von ihm zu hören. »Es ist so wie beim Versuch, einem kleinen, zappelnden Kind einen Handschuh anzuziehen, Cassie – deshalb bekommen solche Kinder meistens Fäustlinge. Alles andere macht einfach zu viel Mühe.« Mac klang so, als wüsste er Bescheid, und ich fragte mich, ob er Familie hatte. Vielleicht gab es Leute, die um ihn trauern würden, wenn Pritkin es schaffte, ihn umzubringen. »Sie können den Schutzzauber also nicht in Ordnung bringen?«
»Tut mir leid, Cassie. Wenn Sie den
Geis
loswerden, kann ich sofort dafür sorgen, dass wir wieder richtig funktionieren. Wenn nicht …«
»Sitze ich in der Tinte.«
»So sieht’s aus.«
Als wollte er die Art und Weise kommentierten, wie mein Tag bisher gelaufen war, übergab sich Billy und kotzte Bier vor meine Turnschuhe. Ich zog gerade noch rechtzeitig die Füße zurück. »Billy! Was ist los mit dir?« Er stöhnte und setzte sich auf. »Magenkrämpfe«, ächzte er. Ich seufzte und holte ihm ein Glas Wasser.
»Trink das«,
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