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Hinreißend untot

Hinreißend untot

Titel: Hinreißend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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murmelte ein Wort, und sofort erschien ein Bild von der Bar unten. Ich wunderte mich über die Verzerrung, bis ich begriff, dass er den großen chinesischen Gong hinter der Theke als Monitor benutzte. Er war konvex, und daher wies auch das Bild eine Wölbung auf, außerdem eine bronzefarbene Tönung. Ich sah die Rücken von drei Personen, offenbar Kriegsmagier, nach der Menge der Hardware zu urteilen, die sie bei sich trugen. Nach Pritkin hielt ich vergeblich Ausschau und befürchtete für einen Moment, dass Enyo ihn gefressen hatte.
    Dazu schien sie durchaus imstande zu sein. Den Platz der kleinen Alten nahm eine blutverschmierte Wilde ein, deren Kopf an die fransenbesetzten Laternen stieß, die vom zentralen Kronleuchter herabhingen. Ihr Haar war noch immer grau, aber der Körper hatte ganz entschieden ein Upgrade erfahren, und darüber hinaus war sie jetzt vollständig mit Zähnen und Augen ausgestattet. Was die Zähne betraf … Sie waren länger und schärfer als die eines Vampirs. Die Augen, gelb und schlitzförmig, erinnerten an die einer Raubkatze. Sie schien recht verärgert zu sein, vermutlich deshalb, weil sie dank der Kriegsmagier in einem magischen Netz steckte. Mit zehn Zentimeter langen Klauen schlug sie um sich und zerriss die einzelnen Stränge des Netzes so mühelos, als bestünden sie aus Papier. Doch bevor sie sich befreien konnte, wuchsen die Fäden wieder zusammen und hielten sie erneut fest. Für mich sah es nach einem Patt aus, und ich fragte mich, warum die noch immer an der Theke faulenzenden Schwestern nicht eingriffen. Dieser Gedanke war mir gerade durch den Kopf gegangen, als Pemphredo zum Gong sah. Da sie das Auge hatte, konnte sie mir zuzwinkern, bevor sie loslegte.
    Nach dem Erscheinen der Schwestern hatte ich mich über sie informiert und dabei über Pemphredo als »Meisterin alarmierender Überraschungen« gelesen. Ich war nicht sicher gewesen, was das bedeutete, aber da die drei Alten beauftragt gewesen waren, die Gorgonen zu beschützen, hatte ich eine Art kämpferisches Talent vermutet. Wenn man allerdings bedachte, was mit Medusa geschehen war, konnten die Schwestern keine besonders gute Arbeit geleistet haben.
    Als hätte sie mich gehört, richtete Pemphredo ihren Blick plötzlich auf den nächsten Kriegsmagier, eine zierliche Asiatin, der nicht Zeit genug für einen Schrei blieb, bevor ihr der Kronleuchter auf den Kopf fiel. Holzsplitter flogen in alle Richtungen, und die Frau verschwand unter einem Haufen aus roten Seidenlaternen. Die Mädels schienen geübt zu haben. Wenige Sekunden später kroch die Magierin aus den Trümmern des Kronleuchters. Sie wirkte recht mitgenommen und blutete. Zwar lebte sie noch, war aber nicht fähig, an dem Kampf teilzunehmen, und ihren Gefährten fiel es schwer, allein mit Enyo fertig zu werden. Sie zerriss das Netz fast schneller, als die Kriegsmagier es reparieren konnten, und es schien darauf hinauszulaufen, wer zuerst ermüdete. Bei der zur Amazone mutierten Alten konnte ich keine Anzeichen von Erschöpfung erkennen, doch bei den Kriegsmagiern sah die Sache anders aus. Zwar wandten sie mir den Rücken zu, aber ich bemerkte die Anspannung in ihren Schultern, und die erhobenen Arme zitterten.
    »Wir haben ein Problem«, sagte Casanova.
    »Ach tatsächlich?« Ich beobachtete, wie Pemphredo einen der anderen Kriegsmagier ansah, der sich daraufhin in den Fuß schoss. Deino schlürfte Bier und versuchte, mit dem neuen Barkeeper zu flirten, der sich mit den Armen über dem Kopf hinter die Theke geduckt hatte. Nach dem heutigen Tag würden Casanovas Angestellte vermutlich Kampfzulage verlangen. Ich fragte mich nicht länger, was Pemphredos besonderes Talent sein mochte – bestimmt konnte ich auch ohne dieses Wissen leben. »Nein, ich meine, wir haben
wirklich
ein Problem«, betonte Casanova. Ich drehte den Kopf und sah einen zornigen Kriegsmagier, der mit einer abgesägten Schrotflinte in der Tür stand und auf uns zielte. Ich seufzte. »Hallo, Pritkin.«
    »Wenn Sie Ihre Harpyien nicht sofort zurückpfeifen, wird dies ein sehr kurzes Gespräch.«
    Ich seufzte erneut. So wirkte Pritkin auf mich. »Es sind keine Harpyien, sondern die Graien, alte griechische Halbgöttinnen oder so.« Pritkin lächelte spöttisch. Das konnte er am besten, abgesehen davon, Leute zu töten. »Es überrascht mich kaum, dass Sie sich auf ihre Seite stellen. Rufen Sie sie zurück.« Eine gewisse Schärfe erklang in seiner Stimme und wies darauf hin, dass die Geduld dieses

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