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Hinreißend untot

Hinreißend untot

Titel: Hinreißend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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Hand.
    Der Begleiter der Frau war ebenfalls für den Abend gekleidet und trug einen schwarzen Frack mit knapper Weste, weißem Hemd und weißer Fliege. Die auf Hochglanz polierten Schuhe schimmerten mehr als sein dezenter Schmuck: schlichte goldene Manschettenknöpfe, passend zum Clip, der das lange Haar im Nacken als Pferdeschwanz zusammenhielt. Die diskreten Accessoires überraschten mich nicht – Mircea hatte nie etwas von protziger Kleidung gehalten. Was mich verblüffte, war die abrupte, überwältigende Freude, die mich erfasste, als sich unsere Blicke trafen. Plötzlich war ich von seiner maskulinen Schönheit regelrechtüberwältigt. Seine männliche Eleganz beeindruckte mich so sehr, dass mir der Atem stockte. Mit den langen Beinen und der schlanken Anmut erschien er mir wie ein Tänzer oder ein Langstreckenläufer, oder wie das, was er war: das Produkt von blauem Blut, eines Adels, der viele Generationen in die Vergangenheit reichte. Nur ein Merkmal passte nicht ins Bild: Sein Mund war nicht die dünnlippige aristokratische Version, sondern hatte die vollen, wundervoll geschwungenen Lippen eines Sensualisten. Vielleicht gab es im Genpool mehr Bauernmaterial, als die Familie zugab, Leute, die nicht die Allüren und das arrogante Gehabe ihrer Herren hatten, stattdessen mit einer von den Aristokraten vergessenen Leidenschaft zu lachen, zu tanzen und zu trinken verstanden. Eigentlich hieß es von Dracula, dass ihn eine feurige Zigeunerin geboren hatte, aber manchmal fragte ich mich, ob die alten Geschichten die Dinge durcheinander gebracht hatten und es in Wirklichkeit Mircea war, in dessen Adern Zigeunerblut floss. Es hätte mich nicht gewundert.
    Seine Hand war unter meinem Ellenbogen und berührte mich auf eine leichte, unpersönliche Art, aber irgendwie schickte sie ein Prickeln durch meinen ganzen Arm. Ich versuchte, den
Geis
zu spüren, von dem Casanova gesprochen hatte, nahm aber nichts Entsprechendes wahr. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, wäre ich bereit gewesen zu schwören, dass ein solcher Zauber überhaupt nicht existierte.
    Ich nahm vage zur Kenntnis, dass meine Hände damit begonnen hatten, über die dicke Seide von Mirceas Weste zu streichen. Sie war scharlachrot und mit gestickten roten Drachen geschmückt, wirkte eigentlich etwas zu protzig für ihn, obgleich das Stickmuster durch die ähnlichen Farben kaum auffiel, es sei denn, das Licht kam aus dem richtigen Winkel. Es fühlte sich glatt an unter meinen Fingerkuppen, eine prächtige, sehr detaillierte Darstellung – ich konnte sogar einzelne Schuppen an den Drachenhälsen erkennen. Dann fanden meine wandernden Hände etwas Interessanteres: die kleinen Erhebungen der Brustwarzen, unter mehreren Schichten Seide kaum zu ertasten.
    Meine Fingerspitzen folgten ihren Konturen, und der kleine Kontakt ließ meinen ganzen Körper voller Wohlbehagen vibrieren. Mirceas Nähe wirkte ähnlich betäubend auf mich wie ein Verführungsversuch von Casanova. Ich hätte mich abwenden können, doch mir fiel nichts ein, das weniger meinem Wunsch entsprach.
    Mircea ging nicht fort. Er stand da und musterte mich verwundert, und nach einigen Sekunden zog mich die Hand an meinem Ellenbogen näher. Ich gab bereitwillig nach und bewunderte den besonderen Glanz des Gaslichts in seinem Haar. Energie schien plötzlich durch meinen Arm zu pulsieren, erreichte die Schulter, flutete zurück und sprang wie Elektrizität von den Fingerspitzen. Mircea zuckte leicht zusammen, ließ aber nicht los.
    Das Gefühl zuckte zwischen uns hin und her, hielt uns in einer emotionalen Endlosschleife, die dazu führte, dass sich die Härchen an meinem Arm aufrichteten.
    Mirceas dunkle Augen maßen mich mit der gleichen Aufmerksamkeit, mit der ich ihn angesehen hatte. Die Intensität seines Blicks ließ mich erschauern, und Mircea wölbte andeutungsweise die Brauen, als er meine Reaktion bemerkte. Seine Hand tastete nach meinem Kreuz, fand dort aber nur den festen Rahmen des Korsetts. Die Finger setzten ihren Weg über die Wölbung der Hüfte fort und tasteten über den dünnen Satin meiner Shorts, als er mich an sich drückte.
    Ich atmete tief durch und versuchte, mich nicht in den Wellen aus Gefühlen zu verlieren, die über mich hinwegrollten. Es fiel mir sehr schwer. Mircea erwies sich als wenig hilfreich, denn er hob die Hand und strich mir mit den Fingern über die Wange. Goldenes Licht blitzte in seinen Augen, eine Farbe, von der ich aus Erfahrung wusste, dass sie auf

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