Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hinreißend untot

Hinreißend untot

Titel: Hinreißend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
Vom Netzwerk:
Augenblick hörte es sich an, als bräche hinter uns die Hölle los, doch ich war nicht verrückt genug, mich umzudrehen. Ich hatte reichlich Übung im Fliehen und dabei gelernt, dass es besser war, nur an die Flucht zu denken und sich von nichts ablenken zu lassen.
    Die Hälfte eines schwarz lackierten Stuhls flog über mich hinweg, was ich zum Anlass nahm, mich noch tiefer zu ducken und noch schneller zu krabbeln. Casanovas Ziel schien eine leere Stelle der Wand zu sein, aber ich wusste es besser. Das hier war einer von Tonys Läden, und er baute nie etwas ohne mindestens ein Dutzend Notausgänge. Irgendwo vor uns befand sich zweifellos eine getarnte Tür, und deshalb war ich nicht überrascht, als Casanovas vordere Körperhälfte plötzlich in der roten Tapete verschwand. Ich packte eine Handvoll von seinem Anzug, kniff die Augen zu und folgte ihm. Als ich die Lider wieder hob, waren wir in einem schlichten Flur mit Leuchtstoffröhren an der Decke.
    Casanova versuchte, sich von mir zu lösen, aber ich hielt mich an ihm fest, als ginge es um mein Leben, was vermutlich stimmte. Es fiel mir nicht leicht, denn er war stärker als ich. Aber er stellte praktisch meine einzige Verbindung zu Tony dar, und die wollte ich nicht verlieren. »Na schön!«, brummte er und zog mich auf die Beine. »Hier entlang!« Wir liefen zu einer Tür, hinter der sich ein wesentlich luxuriöserer Flur erstreckte – ein dicker scharlachroter Teppich bedeckte dort den Boden. Die goldene Brokattapete zeigte anzügliche Bilder und roch nach einem Moschusparfüm. Ich keuchte, aber Casanova bemerkte nichts davon, denn er war viel zu sehr damit beschäftigt, immer wieder die Ruftaste des Aufzugs zu drücken. Der Lift kam, als ich fast beschlossen hatte, nicht mehr zu atmen, und mit einem Satz waren wir in der Kabine. Casanova schlug auf den Knopf für den fünften Stock, und ich brachte hervor: »Sollten wir nicht nach unten fahren, in die Tiefgarage? Pritkin findet uns, wenn wir im Gebäude bleiben.« Er warf mir einen scharfen Blick zu. »Glaubst du vielleicht, er ist allein gekommen?«
    Ich zuckte mit den Schultern. Ich hatte ihn nie mit anderen Magiern zusammen gesehen und ihn deshalb für einen Einzelgänger gehalten. Eins stand fest: Er konnte auch allein ziemlich viel Unheil anrichten. »Wir müssen damit rechnen, dass er Verstärkung in der Hinterhand hat«, teilte mir Casanova mit und strich mit zitternden Händen über seinen zerknitterten Anzug. »Soll sich die interne Verteidigung um ihn kümmern.«
    Der Aufzug entließ uns in ein großes Büro, das nicht unerhebliche Ähnlichkeit mit einem Boudoir aufwies. Überall bemerkte ich Spiegel, Sofas und Chaiselongues, außerdem eine Theke fast so lang wie die unten. Ein gutaussehender Bursche in den Diensten der Inkuben versuchte, uns Erfrischungen anzubieten, aber Casanova winkte ihn fort. Wir stürmten durch die nächste Tür und erreichten eine Art Nobelzimmer mit einem Himmelbett in der einen Ecke – zwei äußerst knapp bekleidete Frauen räkelten sich darauf. Casanova schenkte ihnen keine Beachtung und trat durch ein buntes modernistisches Gemälde, das den größten Teil der Wand beanspruchte, und ich eilte ihm nach, gefolgt von den finsteren Blicken der beiden Frauen. Auf der anderen Seite erwartete mich ein schmaler Raum, dessen Einrichtung nur aus einem Tisch mit Stuhl und einem großen Spiegel an der Wand bestand. Casanova winkte mit der Hand vor dem Spiegel, der daraufhin wie eine Fata Morgana in der Wüste erschimmerte. Solche Apparate kannte ich. Tony war nie in der Lage gewesen, Überwachungskameras zu verwenden, denn in der Nähe von Schutzzaubern funktionierten elektrisch betriebene Dinge nicht richtig, und von solchen Zaubern hatte es in seinem Philadelphia-Bollwerk nur so gewimmelt. Ich hatte mich damit auseinandersetzen müssen, um nicht erwischt zu werden, als ich mich mit Dingen beschäftigte, von denen Tony nichts erfahren sollte – so hatte ich zum Beispiel seine Dateien gestohlen und ihn bei den FBI-Typen angeschwärzt. Letzteres war nicht besonders gut gelaufen, aber wenigstens hatte er mich nicht dabei ertappt. Jede reflektierende Oberfläche konnte mithilfe von Magie in eine Art Monitor verwandelt werden, der mit anderen reflektierenden Objekten in einem bestimmten Umkreis verbunden war. Wenn man die Anzahl der Spiegel und den glänzenden Marmor überall berücksichtigte … Wahrscheinlich konnte Casanova in diesem Etablissement praktisch alles beobachten.
    Er

Weitere Kostenlose Bücher