Hinreißend untot
ausgefallen gewesen, aber dies war wirklich zu viel des Guten. Meine Hände sanken in eine weinrote Jacke, die voluminös genug war, um als Mantel zu dienen. Sie bestand aus dicker, schwerer Wolle mit einem seidenen Strich, eingefasst von einem Streifen goldener Stickerei. Die Jacke reichte ihm bis knapp unter die Knie und berührte dort den Rand der dunkelbraunen Stiefel. Darunter sah ich eine Art Talar aus dünnem, goldbraunem Stoff, der so weich war, dass es Kaschmir sein musste. Zwar saß er recht locker, aber darunter zeichneten sich trotzdem die deutlich ausgeprägten Brustmuskeln ab, der Waschbrettbauch und die schmalen Hüften, weiter unten das große Geschlechtsteil. Ich vermutete, dass es sich um die traditionelle rumänische Kleidung eines Adligen handelte, und sie stand ihm. Aber ich bezweifelte, dass er sie aus modischen Gründen gewählt hatte. Mircea zog schlichte Kleidung vor, die wegen ihrer guten Schneiderarbeit auffiel. Diese Aufmachung kam einer Botschaft gleich und wies noch deutlicher auf seine Abstammung hin als die Weste, die er im Theater getragen hatte. Die Drachen auf jener Weste waren fast unsichtbar gewesen – obwohl ich annahm, dass Vampiraugen in der Lage gewesen wären, sie ganz deutlich zu erkennen – und hatten auf subtile Weise an sein Familiensymbol erinnert. Sie hatte seinen Rang gewissermaßen geflüstert, doch diese Kluft
rief
ihn. Ich fragte mich, für wen die Nachricht bestimmt war und warum er so großen Wert darauf legte, wie ein Barbarenkönig herumzulaufen.
Das an einem edelsteinbesetzten Gürtel hängende Schwert verstärkte diesen Eindruck. In Gold und Cabochon eingefasste Rubine glitzerten im matten Licht und wirkten recht alt, wie etwas aus einem Kreuzfahrerschatz, was wirklich der Ursprung der Edelsteine sein mochte. Ich hatte Mircea nie zuvor mit einer Waffe gesehen – als Meistervampir brauchte man so etwas eigentlich nicht – und war entsprechend überrascht. »Du bist bewaffnet.«
»Der hiesigen Gesellschaft angemessen.« Er trat hinter mich, trennte mich vom Rest des Raums, und ein Arm glitt um meine Taille, zog mich näher. Als er meine Schulter küsste, fiel mir seidenes Haar, länger als meins, über den Hals, doch der war nicht sein Ziel. Er brachte meinen Arm nach oben und um seinen Hals, und ich fühlte seine spitzen Zähne daran.
Sein Mund befand sich direkt über der Ader in meinem Oberarm, aber er nahm kein Blut auf – ich hätte den Verlust an Kraft gespürt, selbst wenn die Haut intakt geblieben wäre. Aber es sah vermutlich überzeugend aus. Darüber hinaus brachte es Mircea genau in die richtige Position, um mir ins Ohr zu flüstern: »Mich beunruhigt ein wenig, dass du zwar behauptest, ein gewöhnlicher Mensch zu sein, es aber nicht bist. Entweder bist du sehr dumm oder … mehr, als du zu sein scheinst. Welche dringende Angelegenheit bringt dich heute Abend hierher?«
Dem
Geis
gefiel die Seide von Mirceas Atem an meiner Wange. Erregung prickelte in mir, so intensiv, dass ich kaum atmen, geschweige denn sprechen konnte. Und was hätte ich sagen sollen? Es musste ein Problem geben, denn sonst wäre ich nicht hier gewesen, aber ich hatte keine Ahnung, woraus es bestand. Und in dieser Gesellschaft war es geradezu absurd anzunehmen, dass ich irgendetwas tun konnte. Ich begann ernsthaft daran zu zweifeln, dass meine Macht wusste, was sie tat.
»Du hast das Theaterstück für mich ruiniert«, flüsterte Mircea. »Ich konnte nicht aufhören, an dich zu denken. Immer wieder sah ich deinen wunderschönen Körper vor mir liegen … in der Loge … in der Kutsche … in meinem Bett.«
Er drehte mich zu sich herum, und wieder traf sein Mund auf meinen, trug uns beide fort. Dieser Kuss war leidenschaftlicher und drohte, mich mit blinder Lust zu überwältigen. Ich konnte mich ebenso wenig von Mircea lösen wie gegen den ganzen Raum kämpfen und gewinnen.
Schließlich wich Mircea ein wenig zurück. Seine Augen funkelten, und die Wangen glühten. »Warum ist der Wunsch, dich zu berühren, so intensiv?« Die Stimme war jetzt rau. »Was hast du mit mir angestellt?«
Das hätte ich ihn fragen sollen. »Ich bin hier, um zu helfen«, erwiderte ich mit vibrierender Stimme. »Du bist in Gefahr.«
Seine Finger folgten zärtlich der Wölbung meines Gesichts, so langsam und zärtlich, als berührte er etwas viel Intimeres. Ich befeuchtete mir die Lippen, womit ich Mirceas Blick zu meinem Mund brachte. »Das sehe ich.«
»Ich meine es ernst, Mircea!«
»Nicht
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