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Hinreißend untot

Hinreißend untot

Titel: Hinreißend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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finden. Doch ein Klarinettenspieler schob mich zurück und gab mir einen solchen Stoß, dass ich der Länge nach zu Boden fiel. Ich rutschte über den glatten Marmor und stieß gegen gewienerte schwarze Stiefel, die selbst im matten Licht glänzten. Eine Hand packte mein Haar und zog mich daran auf die Beine.
    Ich starrte in schwarze Augen, in denen ein dunkles Feuer tanzte, und vergaß den Schmerz in der Kopfhaut. »Du riechst nach Magie«, sagte der Vampir mit einem starken Akzent, den ich nicht bestimmen konnte. »Ich habe die Engländer nicht für tapfer genug gehalten, uns einen so seltenen Leckerbissen anzubieten.«
    Mein Blick fiel auf den Kopf, der an seiner Seite baumelte. Er war jetzt weniger als dreißig Zentimeter entfernt, und ein Kloß des Entsetzens entstand in meinem Hals. Ganz deutlich sah ich die eingefallenen Züge, das stumpfe Haar, die leeren Augenhöhlen – das schlaffe, leblose Ding erschreckte mich mehr als der Vampir, der es trug. Wenn es mich berührte, bestand die Möglichkeit, dass ich einen Teil des Lebens jener Kreatur
sah
– vermutlich den letzten, wie ich mein Talent kannte.
    Ich wollte nicht herausfinden, wie es sich anfühlte, bei lebendigem Leib gehäutet zu werden, und deshalb rückte ich so weit wie möglich von Fell und Kopf weg. Der Vampir löste die Hand aus meinem Haar und ergriff mich stattdessen am Ellenbogen. Sein Daumen strich ganz sanft über die Haut in der Armbeuge, aber es fühlte sich an, als ströme flüssiges Metall von seiner Hand in meine Adern. Das Wort »Schmerz« genügte nicht, um den Schock zu beschreiben, der mich durchlief und mir Tränen in die Augen trieb, meine Sinne für alles andere im Saal blendete. Die Finger wanderten wie zärtlich zu meinem Handgelenk, zogen aber eine dünne Linie Blut hinter sich her, wie von einem Messer.
    »Meistens schrecken sie davor zurück, das Blut von Anwendern der Magie zu trinken, weil sie die Rache der Magier fürchten«, sagte der Vampir verächtlich. »Ich muss daran denken, unserem Gastgeber zu danken.« Panik schoss wie Adrenalin durch mich, doch ich konnte nicht fliehen. Ich wich zurück, obgleich ich wusste, dass ich mir die Mühe hätte sparen können, und er lächelte. »Finden wir heraus, ob du ebenso schmeckst wie du riechst.«
    Eine warme Hand legte sich mir auf die Schulter, und das Lächeln des Vampirs verschwand. »Dieser Mensch ist bereits genommen, Dmitri.«
    Ich musste mich nicht umdrehen, um zu wissen, von wem die Worte stammten. Die Stimme war unverkennbar, und einen ebenso klaren Hinweis bot das wohlige Schaudern, das mich erfasste und den Schmerz auf ein dumpfes Pochen reduzierte. Arger huschte durch Dmitris Gesicht. »Dann hätten Sie die Frau bei sich behalten sollen, Basarab. Sie kennen die Regeln.«
    Ein weinroter Mantel fiel um mich, so dunkel, dass er fast schwarz wirkte.
    »Vielleicht haben Sie mich nicht gehört«, erwiderte Mircea freundlich. »So nah bei dem grässlichen Orchester wäre das kein Wunder.«
    »Ich rieche Sie nicht an ihr«, sagte Dmitri voller Argwohn.
    »Unser Gastgeber bat mich kurz nach meiner Ankunft zu sich. Ich dachte, dass er vielleicht keinen Wert auf ein zusätzliches Paar Ohren legt.« Die Jovialität in Mirceas Stimme löste sich auf.
    Dmitri schien die Warnung nicht zu hören. Er starrte auf meine pulsierende Halsschlagader, und seine Lippen verzogen sich zu einem spöttischen Lächeln, wodurch die langen Eckzähne sichtbar wurden. »Sie wird nicht lange genug leben, um von dem zu erzählen, was sie gehört hat.« Er griff fester zu, und seine Finger übten einen solchen Druck aus, dass es wehtat. Der Riss in meinem Arm wurde breiter; Blut rann mir über die Haut.
    »Die Entscheidung darüber liegt bei mir.« Mirceas Stimme war weich, aber auch eiskalt. Er schlang mir den Arm um die Taille und zog mich näher an sich heran. Die andere Hand schloss sich um Dmitris Handgelenk. Das Gesicht des Vampirs wurde noch bleicher, und er schluckte, als seine Hand in Mirceas Griff zuckte. Energie knisterte zwischen ihnen und schuf einen glühenden Dunst in der Luft um uns herum, der sich mir in die Haut gefressen hätte, wenn ich ihm zu lange ausgesetzt gewesen wäre.
    Ich stand im Bogen von Mirceas Arm und brauchte meine ganze Kraft, um zu verhindern, dass meine Knie nachgaben. Bei Mircea kam es zu einem plötzlichen Energieschub, und Funken tasteten warm über meinen Leib. Dmitri schien das nicht sehr angenehm zu finden. Er erbebte, hielt mich aber weiterhin fest, und ich

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