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Hinreißend untot

Hinreißend untot

Titel: Hinreißend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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dachte, du spielst gern mit Frauen!«
    »Ich glaube, hilflose Frauen sind ihm lieber«, sagte Augusta und strich mit ihren langen Fingernägeln über seine Brust, so fest, dass rote Striemen zwischen dem spärlichen Haar zurückblieben. »Man nennt dich den Ripper, wie?«, fuhr Augusta fort. »Wenn ich mit dir fertig bin, hat sich’s ausgerippt.«
    Der Mann rollte sich in dem vergeblichen Versuch zusammen, den dolchartigen Fingernägeln zu entgehen, und ich schnappte nach Luft, als ich seinen Rücken sah. Er war völlig zerrissen und zerfleischt – die Haut hing in Fetzen. Mircea bemerkte es ebenfalls. »Er stirbt, wenn du ihm nicht bald eine Ruhepause gönnst, Augusta, und dann kannst du keinen Spaß mehr mit ihm haben«, sagte er ruhig. Sie lachte. »Oh, ich glaube kaum«, erwiderte sie mit einem koketten Blick. Mircea runzelte die Stirn und ging neben dem Mann in die Hocke. Nach einem Moment schaute er auf. »Du hast den Irren zu einem von uns gemacht?«, fragte er ungläubig.
    Augusta zuckte mit den Schultern. »Ich erledige ihn, wenn ich fertig bin. Oder du kannst ihn erledigen, für den Ärger, den er dir beschert hat. Aber du musst dich noch ein wenig gedulden.« Wie beiläufig strich ihre Hand über die Seite von Jacks Gesicht. Es war eine fast zärtliche Geste, aber plötzlich kam ein qualvoller Schrei von ihm. Voller Abscheu stellte ich fest, dass Augusta einen Fingernagel in sein rechtes Auge gebohrt hatte. »Ich mag ihn. Er schreit so schön.«
    Mircea schüttelte Jacks Hand ab, die sich wie flehentlich um seinen Hosenaufschlag geschlossen hatte, und Augusta zog ihren Gefangenen in die Mitte des Kreises zurück. Damit ihn alle sahen, nahm ich an. Mircea musterte mich, während ich versuchte, meine Gefühle zu verbergen. »Woher weißt du, wer er ist? Augusta hat ihn erst heute Abend gezeigt.«
    »Ich habe ein Gerücht gehört«, brachte ich nach einem mühevollen Schlucken hervor. »Wie hast du ihn gefunden?«
    »Er fand uns. Wir suchten nach jemand anders.« Jack heulte, als ihm die Brünette den Schuhabsatz in die Leiste rammte. Ich zuckte unwillkürlich zusammen. »Sie wird ihn schnell satt haben, wenn er bricht«, sagte Mircea. Ich verzichtete auf einen Kommentar. Sie würden bald herausfinden, dass jemand mit einem bereits zersplitterten Geist nur schwer zerbrechen kann. Tatsächlich würden sie Jack in der Zukunft zum Folter kriecht und Vollstrecker des Nordamerikanischen Vampirsenats machen. Zwei geisterhafte Gestalten lenkten meine Aufmerksamkeit von Jack ab. Unbemerkt von den Zuschauern waren sie in den Kreis geschwebt. Eine war das faszinierende Geschöpf, das ich kurz nach meinem Wechsel in diese Zeit gesehen hatte, noch immer eine säulenhafte Erscheinung ohne besondere Merkmale. Das andere Phantom erwies sich als Myra.
    Ich erstarrte. Am Rand des Kreises stand mein Hauptproblem in ihrer ganzen geisterhaften Pracht. Es fiel mir nicht schwer, sie zu erkennen, denn bei unserer einzigen anderen Begegnung war sie ebenfalls ein Geist gewesen. Ich glaubte, meinen Augen nicht trauen zu können, denn sie wirkte gesünder als vor meinen Messerstichen. Ihr blondes Haar, ungewaschen und strähnig bei unserem ersten Treffen, war jetzt gekämmt und glänzte. Das Gesicht wirkte recht blass, aber sie sah aus, als hätte sie einige dringend benötigte Pfund dazugewonnen. Wie zum Teufel hatte sie sich so schnell erholen können? »Was machst du hier?«, fragte ich.
    Mircea fühlte sich angesprochen. »Du wolltest Augusta sehen. Dort ist sie, gesund und munter.«
    »Um etwas zu berichtigen.« Myras Stimme war hoch und süß, wie die eines Kinds. Sie passte nicht gut zu ihrem Gesichtsausdruck. Wenn Blicke töten könnten, wäre ich bereits aus dem Weg geschafft gewesen. »Dazu sind wir doch ausgebildet, nicht wahr?« Sie blieb bei der Brünetten und kam nicht näher. Lag es daran, dass auch Augusta zugegen war? Oder benutzte sie den Körper der Brünetten als Schild, um vor meinen Messern geschützt zu sein? Ich löste die Hand von Mirceas Jacke, nur für den Fall, aber er griff nach meinem Handgelenk.
    »Du hast da ein hübsches Schmuckstück«, sagte er. »Aber ich würde dir nicht raten, irgendetwas Tödliches nach Augusta zu werfen. Du siehst ja, was sie mit jenen macht, die dumm genug sind, sie anzugreifen.« Ich achtete nicht auf ihn. »Was willst du berichtigen?«
    »Oh, das habe ich ganz vergessen«, fügte Myra zuckersüß hinzu. »Du bist ja gar nicht ausgebildet, oder? Wie bedauerlich.«
    Die

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