Hinreißend untot
nur, dass wir uns bereits duzen, du kennst auch meinen Namen.« Während er sprach, bescherte mir der
Geis
den beharrlichen Schmerz eines unerfüllten Verlangens. Ich fühlte seine kräftigen Schultern unter meinen Händen und eine männliche Härte an der Hüfte. Meine ganze Willenskraft musste ich aufbieten, um mich nicht an ihn zu schmiegen und ihn anzuflehen, mich zu nehmen. »Wie lautet deiner?«
Ich hätte ihm fast meinen Namen genannt – so weit hinüber war ich. Ein kleiner Rest von Vernunft regte sich im letzten Moment, und ich biss mir auf die Zunge, um die Worte zurückzuhalten. Der Schmerz brachte mich in die Realität zurück, und ich hörte Walzerklänge und das Summen zahlreicher Stimmen. Ich blickte mich um, aber jenseits des Orchesters sah ich nur eine Düsternis, in der hier und dort Kerzen brannten. Die hohe Decke verschwand im Schatten, und die einzigen hellen Stellen stammten von Kerzenschein, der auf das abblätternde Gold verblasster Wandgemälde fiel. Die beiden Vampire in der Nähe hatten ihre Mahlzeit beendet, und überraschenderweise lebte die junge Frau noch. Der Blonde reichte ihr eine kleine Flasche, und sie trank bereitwillig daraus. Wahrscheinlich wäre sie auch bereit gewesen, sich kopfüber von einem Dach zu stürzen, wenn er sie dazu aufgefordert hätte.
Irgendwo in dieser ganzen Sache gab es ein Problem, von dem meine Macht wollte, dass ich es in Ordnung brachte. Ich musste mich konzentrieren, um hoffen zu können, es zu entdecken. »Vielleicht geht es um die Frau, die dich im Theater begleitet hat«, wandte ich mich an Mircea. »Ist sie hier?« Es wäre besser gewesen, sie zusammen zu haben. Allerdings wusste ich nicht, was ich tun sollte, wenn ein Meistervampir sie angriff.
Eine der dunklen Brauen schoss nach oben – es wirkte sehr vertraut. »Warum sollte ich dir das sagen? Ich weiß, was du bist. Ich versuche, in dieser Hinsicht aufgeschlossen zu sein, zumindest dann, wenn die Zauberin jung, hübsch und aufmerksam genug ist, so wenig Kleidung zu tragen.« Ein Finger strich mir übers Rückgrat und verharrte kurz an den einzelnen Wirbeln. »Du hast bei jeder Begegnung weniger an – der Trend gefällt mir.« Seine Worte waren leicht, doch der Blick ruhte schwer auf mir. »Aber so ermüdend Augusta manchmal auch sein mag, ihr Tod wäre es noch mehr.«
»Dann hilf mir, ihn zu verhindern!«
»Bist du hier, um dem Tod ein Opfer zu entreißen? Im Theater hast du den Mann gerettet, der uns Gift brachte …«
»Jemand anders hat es gebracht! Er wollte die Flasche mit dem Gift wegnehmen!«
»… und du nennst mir nicht einmal deinen Namen. Und doch verlangst du Vertrauen.«
»Wenn du mich für eine Gegnerin hältst, wieso hast du mich dann gerettet? Warum hast du mich nicht Dmitri überlassen?« Mirceas Lippen formten ein hintergründiges Lächeln. »Bei diesen Gelegenheiten ist eine Demonstration der Stärke oft nützlich, und der Mann interessiert mich nicht. Dmitris Geschmack ist wohlbekannt, und ich finde ihn … unangenehm. Ihm eine Trophäe vorzuenthalten, war alles andere als ein Ungemach.« Seine Hände glitten mir über den Nacken, und mein Rückgrat schien sich zu verflüssigen. »Und nun, kleine Hexe … Sag mir, was du hier machst und erklär mir die sonderbaren Ereignisse vor zwei Tagen im Theater.« Ich starrte ihn an, und mein Kopf war wie leer. Die Wahrheit konnte ich ihm unmöglich sagen, wenn die Zeitlinie nicht noch mehr Schaden nehmen sollte, als sie bereits erlitten hatte. Aber Mircea hätte die Lüge gerochen, noch bevor alle Worte ausgesprochen gewesen wären. Es gab nur eine Möglichkeit, die vielleicht funktionierte. »Bring mich zu Augusta, und ich denke darüber nach.« Als er zögerte, zwang ich mich zu lachen. »Fürchtet sich der große Mircea vor einem unbewaffneten Mädchen?«
Er lächelte leicht amüsiert. Nach einem Moment wurde ein Grinsen aus dem Lächeln, und dadurch wirkte er um Jahre jünger. Er ergriff meine Hand und küsste ihre Innenfläche. »Du hast natürlich recht. Was ist das Leben ohne die Würze der Gefahr?« Er nahm meinen Arm. »Komm. Mal sehen, ob Augusta aus dir schlau wird.«
Trotz der vielen Personen im Ballsaal war Augusta nicht schwer zu finden. Sie und eine andere Vampirin, eine hübsche Brünette, standen auf der anderen Seite des großen Raums. Ein Kreis hatte sich um sie gebildet, und die Leute riefen Anfeuerungen. Mir blieb es ein Rätsel, worum es dabei ging, denn abgesehen von den beiden Vampirinnen war der
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