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Hinter der Milchstraße - Roman

Hinter der Milchstraße - Roman

Titel: Hinter der Milchstraße - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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flink zwischen den Türen hindurch, hopp, nach draußen. Sie stand auf dem Bürgersteig, bevor wir ein Wort herausbrachten, und Bossie und ich konnten ihr noch nicht einmal hinterherschauen, weil der Bus schon losfuhr. Wir stellten uns auf die Zehenspitzen, um noch einen winzigen Blick auf sie zu werfen, aber der Fahrer brüllte über die Schulter, wir sollten uns hinsetzen, sonst würden wir rausfliegen.
    Bossie und ich landeten nebeneinander auf der Bank. Es war vorbei mit dem Tamtam, dem kleinen Bruder vom Scheißzeug.
    »Es ist deine Schuld«, sagte Bossie zu mir.
    »Hoho«, sagte ich und meinte es auch so. »Unsere Schuld.«
    Wir saßen auf den blauen Pobacken, die wir verdienten.
    Mir war die Wette von einem Moment auf den anderen unwichtig geworden. Den Rest des Nachmittags sahen wir Geesje nicht mehr.
    Ich hielt von der Mauer der ALTEISEN KG Ausschau nach ihr. Ich hoffte, dass sie nach dem Nachmittagskaffee doch noch auftauchen würde, oder wenigstens kurz vor sechs, ich fand dauernd einen besonderen Grund, um nach ihr Ausschau zu halten, aber nein: Sie kam nicht.
    Geesje hatte sich in eine Pflanze verwandelt, in grünes Papier gewickelt und mit einem Band zugebunden. Die Pflanze stand zwischen Bossie und mir auf dem Dach. Das Wort »Entschuldigung« lag uns auf den Lippen, zumindest auf meinen.
    Nach sechs gingen wir zu ihr nach Hause, um ihr die Pflanze zu bringen und um laut »Entschuldigung« zu sagen.
    Ich hoffte, Geesje zu sehen, aber sie ließ uns in unserem eigenen Saft schmoren.
    Geesjes Mutter machte die Hintertür zum Garten auf. Sie schützte ihre Augen gegen das grelle Sonnenlicht. Sie trug orangefarbene Gummihandschuhe und öffnete die Tür nur einen Spaltbreit. Sie grüßte verhalten. »Jungens«, sagte sie und sah ernst aus. Sie sagte, sie würde die Pflanze wieder an ihren alten Platz zurückstellen.
    »Ja, danke.«
    Wir brauchten nichts zu erklären, sie wusste, wo die Pflanze gewesen war und was sie erlebt hatte. Sie fügte noch schnell hinzu, sie habe keine Zeit für uns und Geesje auch nicht.
    »Danke«, sagte sie, und es hörte sich ein bisschen an, als würde sie uns einen Klaps auf den Hinterkopf geben.
    Sie schob die Tür mit dem Ellenbogen zu. Danach schloss sie uns noch ein zweites Mal aus, indem sie die Vorhänge zuzog, sodass wir nicht mehr durch das Fenster hineinschauen konnten.
    »Ich glaube, ich habe Geesje auf dem Sofa liegen sehen«, sagte ich zu Bossie. »Ich glaube, ich habe sie dort liegen sehen.«
    »War das nicht ihr Vater?«, sagte Bossie. »Hat sie einen Schnurrbart?«
    »Blödsinn«, sagte ich.
    Bossie stieß die Luft durch die Lippen.
    »Blödsinn? Erst nimmt sie uns mit zum Friedhof, wo sie Herrn Geboers und eine Hortensie beerdigt haben, und danach zeigt sie uns einen Mann mit Bart, der über einem Gehgestell hängt und drauf und dran ist, seine eigene Zunge zu verschlucken. Und sie sagt nicht einmal Entschuldigung für das ganze Getue.«
    Mir lief ein Schauer über den Rücken, als ich hörte, dass Bossie das Wort Getue gebrauchte.
    »Ehrlich«, sagte ich. »Meiner Meinung nach bist du bisher ganz zufrieden gewesen mit ihrem Getue. Sie hat für Ablenkung gesorgt.«
    Mama war damals schon seit acht Wochen in Italien, und wir hatten nur dreimal etwas von ihr gehört.
    Auf dem Heimweg stapfte ich voraus. In der Pomonastraße war ich schon ungefähr zwanzig Meter vor Bossie.
    Nach dem Essen verschwand ich sofort vom Tisch.
    »Ich muss mein Essen verdauen«, sagte ich.
    »Habt ihr Streit?«, hörte ich Papa sagen, als ich die Treppe hinauflief.
    »Nein, warum?«, sagte Bossie.
    Vor dem Schlafengehen, schon im Pyjama, stellte ich mich im Badezimmer neben ihn. Ich sagte, er solle lieber nachdenken, bevor er hässliche Bemerkungen über Geesje machte. Sie sei doch unsere Freundin.
    Bossie hörte mit dem Zähneputzen auf und schaute mich im Spiegel an.
    »Worüber redest du eigentlich?«, sagte er mit weißem Schaum auf den Lippen.

DER HIMMEL
    Mitten in der Nacht sagte Bossie, dass in seinem Bett kein Platz mehr für mich sei.
    Ich stand auf dem Teppich zwischen unseren Betten und wagte mich nicht vor noch zurück. Es bestand immer die Gefahr, dass ich in der Mitte der Nacht verschwand. Das war der Moment, an dem der vergangene Tag nicht mehr da war und der nächste Tag noch nicht angefangen hatte. Keine Ahnung, woher ich das wusste, keine Ahnung, ob es stimmte, aber ich wollte lieber kein Risiko eingehen.
    »Doch, da ist Platz«, sagte ich. »Hier.« Ich drängte und

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