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Hinter der Milchstraße - Roman

Hinter der Milchstraße - Roman

Titel: Hinter der Milchstraße - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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geplant. Ich dachte nur: Bei uns ist so etwas lange her.
    Das Mädchen mit den langen Beinen hielt es ohne den Hund keine Minute lang aus, ständig lief sie zu ihm zurück. Dann rief sie von Weitem: »Bleib! Bleib!«, obwohl der Hund keine Anstalten machte, auch nur einen Fuß vor den anderen zu setzen. Aber sie tat, als würde er auf sie zurennen. »Braves Kerlchen!«, sagte sie und hob ihn hoch.
    »Lass ihn doch«, sagte eine schöne Frau am Tisch im Hof, aber das Mädchen gehorchte ihr nicht.
    »Als ob der Hund ein Spielzeug wäre«, sagte Geesje.
    Bossie stöhnte.
    Ich schaute zu ihm hinüber und fragte, ob etwas los sei.
    »Nichts.« Er legte sich auf den Rücken. Er starrte eine Weile hinauf zu dem Dach aus Zweigen und Blättern über seinem Kopf, schloss die Augen und zog die Luft durch die Zähne. Er schwieg.
    Ich schaute von ihm zum Haus und vom Haus zu ihm. Beinahe hätte ich ihn gefragt, ob es ihm genauso unangenehm war wie mir, diese ganze Geselligkeit zu sehen.
    Drinnen rief jemand, dass die Kartoffeln fast gar seien und ob jemand den Salat waschen wolle. Die Stimme hallte durch das Haus. Die Kartoffeln und der Salat wurden dadurch sehr wichtig.
    Der Hund bellte heiser.
    Drei Menschen in dem hallenden Haus sagten beruhigend: »Nein, nicht, hör auf.«
    Es half.
    Geesje schob sich auf den Ellenbogen ein bisschen näher und beugte sich zu mir.
    Ich fühlte an meinem Arm ihr Herz klopfen.
    »Was glaubst du?«, flüsterte sie.
    »Was meinst du?«, sagte ich.
    »Das dort ist nicht Jeckyll, oder doch?«
    Bossie senkte den Kopf in unsere Richtung.
    »Ich kann euch hören«, sagte er.
    Geesje stieß ein knurrendes Geräusch aus. Sie drückte die Lippen aufeinander und legte sich auf den Rücken, genau wie mein Bruder.
    Ich schaute von Bossie auf meiner einen Seite zu Geesje auf der anderen. Dann wanderte mein Blick wieder zum Haus.
    Der Hund saß wie ein alter Mann in der offenen Tür. Er schaute mal nach links, er schaute mal nach rechts, und dann gähnte er mit seinem ganzen Körper.
    »Hmm«, machte ich. »Das ist nicht Jeckyll. Dieser Hund dort ist jünger.«
    Geesje und Bossie drehten sich gleichzeitig zu mir um. Sie hielten beide die Luft an.
    »Oder nicht?«, sagte ich.

DIE DÄMMERUNG
    Abends, als wir wieder zu Hause waren, aß Bossie fast nichts. Erst dachte ich, er hätte vor lauter Aufregung wegen Jeckyll keinen Hunger, aber Papas Gulasch würde er für nichts in der Welt stehen lassen, nicht mal für eine Wette.
    »Was ist los?«, flüsterte ich beim Essen, als Papa eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank holte.
    Bossie bewegte den Oberkörper hin und her.
    Ich machte Bossie nach und verstand, dass er Jeckylls Watschelgang meinte.
    »Wir müssen gleich noch mal für eine Viertelstunde hinaus«, sagte ich zu Papas Rücken.
    »Aber ihr seid um neun wieder zu Hause«, sagte Papa.
    »Um neun Uhr«, sagte Bossie. »Keine Sekunde später.«
    Nach dem Essen schlichen wir hinaus.
    Wir machten einen Umweg an Geesjes Haus vorbei.
    Dort bewegte sich nichts.
    Bossie fand das nicht schlimm. »Wir müssen nicht immer zu dritt losziehen«, sagte er.
    Er führte mich direkt an den zehn kleinen Reihenhäusern vorbei, an den großen Reihenhäusern und an den siamesischen Zwillingen bis zum Unterholzweg und den Hütten unter den Rhododendronsträuchern.
    Wir landeten nebeneinander auf dem Bauch, und die untergehende Sonne schien uns ins Gesicht.
    »Scheißzeug, Scheißzeug.«
    Die Doppeltür von vorhin war geschlossen und dunkel. Über den Boden des Innenhofs hüpfte eine Elster auf der Suche nach heruntergefallenem Essen. Es war niemand da, der sie wegjagte, kein Hund, der sie anbellte. Man konnte kaum glauben, dass es das Haus von vorhin war. Nichts bewegte sich, nichts war zu hören. Nichts atmete. Der Staub stand still in der Luft.
    Die Sonne verschwand hinter den Bäumen.
    Die Spuren auf dem Boden bewiesen, dass wir vor einer Stunde hier zu dritt nebeneinandergelegen hatten. Die Wärme des Tages hing noch unter den Sträuchern, aber wenn man den Boden berührte, kroch einem die Kälte unter die Hand.
    Auf dem Dachfirst ließ sich eine Amsel nieder. Sie sang für die ganze Nachbarschaft. Sie war die Herrin der Vögel. Wählt euch irgendeinen Zweig, sang sie. Sucht euch einen Platz für die Nacht. Klappt eure Flügel bis morgen zu.
    Das Licht um das Haus wurde blau. Unter dem Rhododendron fing es langsam an zu dämmern.
    Ich legte meine eine Hand in die andere und benutzte sie als Kopfkissen. Ich schaute zum

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