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Hinter der Tür

Hinter der Tür

Titel: Hinter der Tür Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
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erinnern, Mr. Shanks, denn Sie können sicher sein, daß die Polizei den Namen noch weiß.«
    »Polizei ?Was hat die Polizei damit zu tun?«
    »Ich weiß, die Sache ist lange her. Aber das ist eigentlich nebensächlich. Selbst wenn eine Tat jahrelang ungelöst bleibt, heißt das nicht, daß der Verbrecher seiner Strafe entgeht.«
    »Wer ist hier ein Verbrecher? Warum verwenden Sie ein Wort wie Verbrecher?«
    »Egal, wie viele Jahre vergehen«, sagte Vanner. »Es gibt bestimmte Taten, die werden niemals vergessen – oder vergeben. Besonders wenn es um hilflose kleine Kinder geht. Sie wissen, auch Polizisten haben Familien und kleine Kinder. Die sind in solchen Dingen überempfindlich.«
    »In was für Dingen?« fragte Shanks, und Vanner stellte erfreut fest, daß er jetzt förmlich um Aufklärung flehte.
    »Sie sind damals in das Haus zurückgekehrt, Mr. Shanks, weil Sie Ihre Aktentasche holen wollten. Sie sprachen mit der Haushälterin, einer Frau namens Bel- linger, die Ihnen sagte, Sie sollten selbst danach suchen. Aber da Sie das Ding im Wohnzimmer nicht finden konnten, beschlossen Sie nach oben zu gehen, ins Schlafzimmer. Sie baten die Haushälterin nicht um Erlaubnis, Sie hatten Angst, sie würde nein sagen. Also gingen Sie allein. Sagen Sie mir, ob das falsch oder richtig ist?«
    Shanks löste die Hand von seinem Mund und entblößte dünne Lippen, die trocken waren wie eine Wüste. Er schlurfte zu einem Schrank, nahm eine Flasche heraus und schenkte sich ein Glas Likör ein, ohne Vanner einen Drink anzubieten oder seine Handlungsweise zu erklären.
    »Na, Mr. Shanks?«
    »Ja, stimmt«, sagte er. »Ich ging nach oben. Dabei wollte ich nur meine Aktentasche holen! Ich brauchte sie. Alle meine Notizen waren darin, meine Arbeitsunterlagen.« Geräuschlos leerte er das Glas.
    »Und haben Sie die Aktentasche gefunden?«
    »Ja. Natürlich. Im Zimmer der toten Dame, wo ich sie hatte stehenlassen.«
    »Nein«, sagte Vanner düster. »Sie haben Ihre Aktentasche nicht in Mrs. Gunnersons Zimmer gefunden. Die Haushälterin ließ das Ding am nächsten Tag in die Firma schicken. Sie haben sie nicht gefunden, weil Sie nicht die richtige Tür aufmachten.«
    »Das stimmt nicht!«
    »Sie waren zum erstenmal im Haus; es war also nicht Ihr Fehler, daß Sie die Türen verwechselten. Sie wußten nicht, daß Sie sich irrten, als Sie die Tür zu Gail Gunner- sons Zimmer aufmachten. Sie waren schuldlos, Mr. Shanks, oder?«
    »Ja!« rief Shanks. »Es war nicht meine Schuld! Ich wußte gar nicht, daß es das Kinderzimmer war. Ich wußte ja nicht mal, daß es hier überhaupt ein Kind gab!«
    »Nur ein simpler Irrtum – nicht wahr? Sie haben die Tür aufgemacht und sind eingetreten und dachten, Sie wären im richtigen Zimmer.«
    »Genau!«
    »Nur kreischte dann plötzlich das Kind los, und das war dann nicht mehr richtig. Die kleine Sechsjährige sah Sie eintreten und war außer sich vor Angst.«
    »Sie hat mir auch einen tüchtigen Schrecken eingejagt, das kann ich Ihnen sagen! Wie der geölte Blitz bin ich die Treppe wieder runter! So schnell mich meine Beine trugen, habe ich das Haus verlassen!«
    »Aber wieso? Warum sind Sie nicht dageblieben und haben alles erklärt!«
    »Das hab ich Ihnen doch schon gesagt! Ich bekam es mit der Angst. Ich hatte doch oben gar nichts zu suchen! Ich hatte der Frau gesagt, ich würde im Wohnzimmer nachsehen. Wer weiß, was die sich eingebildet hätte! Ich meine, so etwas wird manchmal mißverstanden!«
    »Ja«, sagte Vanner. »Oder vielleicht wird es nur zu gut verstanden. Vielleicht weiß man, daß es Männer gibt, die ein seltsames Interesse an kleinen Mädchen haben.«
    »Was?«
    »Ich bin Psychiater, Mr. Shanks, das habe ich Ihnen schon gesagt. Und ich weiß durchaus, daß es Männer gibt … abartige Männer, die eigentlich kein Interesse an erwachsenen Frauen haben, sondern nur an süßen kleinen Mädchen von fünf oder sechs oder sieben Jahren, an lieben kleinen Unschuldsengeln mit hübschen Gesichtern und glatten kleinen Armen und Beinen …«
    Calvin Shanks‘ krumme Gestalt schien sich auf surrealistische Weise zu verlängern. Er faltete seinen Körper in eine unbequeme Sitzstellung zusammen und fand zum Glück ein Tagesbett unter sich. Er blickte mit einer Angst zu Vanner auf, die etwas Andächtiges hatte.
    »Nein«, sagte er. »Ich habe dem kleinen Mädchen nichts getan! Ich wußte ja nicht mal, daß es sie gab. Bitte erzählen Sie keine solchen Sachen, Mister, sonst denkt man noch, das

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