Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hippolyt Hermanus 01 - Vino Criminale

Hippolyt Hermanus 01 - Vino Criminale

Titel: Hippolyt Hermanus 01 - Vino Criminale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Böckler
Vom Netzwerk:
alten Pappel rechts abbiegen.«
    »Da sind sie offenbar nach links gefahren«, setzte Fabri den Gedanken fort, »die Straße über Castiglione nach Grinzane.«
    »Laut Maresciallo Viberti ist Eva-Maria zu schnell gefahren.«
    »Das hat sie immer gemacht«, sagte Fabri, »sie fuhr gerne schnell.«
    »Und jetzt ist sie tot. Eva-Maria tot und Gianfranco verschwunden. Gott sei Dank hat diese Amerikanerin überlebt. Wie heißt sie doch gleich?«
    »Sabrina Valentino«, antwortete Fabri.
    »Kennst du sie?«
    »Nein, ich sollte sie heute kennen lernen.«
    »Auch ein hübsches Mädchen, größer als Eva-Maria. Wie geht es ihr?«
    »Ich habe mit dem Krankenhaus in Turin telefoniert. Sie liegt noch im Koma, hat aber wohl gute Chancen. Genaueres hat man mir nicht gesagt.«
    »Im Koma? Wie schrecklich«, sagte Luciana. »Sobald sie wieder zu sich kommt, musst du sie im Krankenhaus besuchen.«
    »Das mache ich, Mamma.«
    »Und die Eltern von Eva-Maria?«
    »Sie sind auf dem Weg hierher. Ich werde sie morgen treffen.«
    Fabris Mutter atmete tief durch. »Una domenica nera e triste!«
    »Ein schwarzer Sonntag, ja, Mamma, da hast du Recht.«

6
    V ia, via, vieni via con me, entra in questo amore buio …« Warum ging ihr diese Melodie nicht aus dem Kopf? »… fuori piove un mondo freddo …« Ein schönes Lied. Wäre da nur nicht dieses fortwährende Piepen, das sie im Hintergrund hörte. Und dieses Pochen hinter den Schläfen. Sabrina machte vorsichtig die Augen auf. Zunächst nahm sie alles nur unscharf wahr, wie durch einen seidenen Schleier. Langsam wurde das Bild deutlicher. Vor ihr hing ein seltsames Dreieck. Verwundert sah sie auf ihren linken Arm. Was hatte es mit diesen komischen Plastikschläuchen auf sich? Sie folgte einem nach oben, wobei sie den Kopf leicht drehen musste, und entdeckte schließlich einen Beutel mit einer gelblichen Flüssigkeit. Das penetrante Piep-Geräusch setzte sich unablässig fort. Ganz schön nervig. Wo war sie überhaupt? Sah aus wie ein Krankenhaus. Aber ihr fehlte doch nichts? Oder vielleicht doch? Die Kopfschmerzen jedenfalls waren ziemlich unangenehm. Warum lag sie hier im Bett? Sie kniff die Augenbrauen zusammen und dachte angestrengt nach. Sabrina konnte sich an Stimmen erinnern. Wann war das gewesen? Gerade eben, vor einem Tag, vor einer Woche? Sie hatte zugehört, ohne die Augen zu öffnen. Ja, richtig, von einem Unfall hatten sie gesprochen. Und dass sie riesiges Glück gehabt habe. Ein Unfall? Was für ein Unfall?
    Plötzlich hatte Sabrina das unbestimmte Gefühl, nicht alleine zu sein. Sie wendete den Kopf nach rechts und erschrak. Direkt neben ihrem Bett saß jemand auf einem Stuhl. Mit einem Dreitagebart, einer altmodischen Nickelbrille und die langen Haare im Nacken zum Zopf gebunden.
    »Hallo, Sabrina.«
    Sie empfand seine Stimme als warm und angenehm. Wie alt er wohl sein mochte? Vielleicht Mitte dreißig?
    »Who are you?«, fragte sie.
    »Mein Name ist Hippolyt Hermanus«, antwortete Hipp auf Deutsch. Er wusste, dass Sabrina dreisprachig aufgewachsen war. Deutsch konnte sie, weil ihre verstorbene Mutter eine gebürtige Südtirolerin gewesen war, die großen Wert auf ihr heimatliches Idiom gelegt hatte. »Ihr Vater hat mich geschickt«, fuhr Hipp fort.
    »Mein Vater?«, fragte Sabrina, ohne nachzudenken ins Deutsche wechselnd.
    »Ja, er hat mich gebeten zu schauen, wie es Ihnen geht.«
    »Und? Wie geht es mir?«, fragte Sabrina.
    Hipp lächelte. »Das müssten Sie eigentlich besser wissen als ich. Aber nach meinem Eindruck geht es Ihnen gar nicht so schlecht.« Er machte eine kleine Pause, um dann eine Frage anzuschließen: »Tut Ihnen irgendwas weh?«
    »Der Kopf, ja, der schmerzt. Und dieses blöde Geräusch …«
    »Ihr Herzschlag. Ganz gleichmäßig. Hat doch etwas sehr Beruhigendes an sich.«
    Sie versuchte ihre Hände zu bewegen und bemerkte, dass diese mit Lederriemen fixiert waren. »Warum bin ich gefesselt?«, fragte sie.
    »Das ist nur zu Ihrem eigenen Schutz«, antwortete Hipp. »Die Ärzte haben erzählt, dass Sie sich letzte Nacht alle Schläuche aus dem Arm gerissen haben. So etwas kann schlimm ausgehen.«
    »Können Sie die Riemen bitte losmachen?«
    »Na klar, jetzt, wo Sie wieder bei Bewusstsein sind.«
    »Danke. Sitzen Sie eigentlich schon lange hier?«
    »Nicht lange, viereinhalb Stunden.«
    »Viereinhalb Stunden? Und was haben Sie die ganze Zeit gemacht?«
    »Sie angesehen, auf Ihr Herz gehört – und darauf gewartet, dass Sie aufwachen.«
    »Kennen wir

Weitere Kostenlose Bücher