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Hirschgulasch

Hirschgulasch

Titel: Hirschgulasch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graf-Riemann/Neuburger
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diesen
Mann dort oben tatsächlich gesehen hätte.
    »Karl Friedrich von Reichenberg, Geschäftsmann aus Frankfurt«,
antwortet der Kommissar.
    »Von Reichenberg?«, fragt Marjana. »Ist das so was wie ein Pseudonym
oder heißt der wirklich so?«
    »Was macht dieser Herr denn für Geschäfte, wenn man fragen darf?«,
fragt Wiktor.
    Die beiden Kommissare sehen sich an.
    »Wir glauben«, antwortet die Frau, »er nimmt in Frankfurt Falschgeld
in Empfang, das aus anderen Ländern, zum Beispiel aus der Ukraine,
eingeschmuggelt wird. Mit Hilfe von Kurieren.«
    »Und was macht er dann hier, das Falschgeld verteilen?« Marjana
plappert einfach. Hoffentlich verplappert sie sich nicht, denkt Wiktor.
    »Das wissen wir nicht«, antwortet die Kommissarin.
    »Warum fragen Sie ihn dann nicht?« Wiktor sieht die blonde Frau an,
die ihm in der Bar einen Korb gegeben hat.
    »Weil er tot ist.«
    Wiktor versteht überhaupt nichts mehr. Soll das heißen, dass Jurijs
Mann diesen Reichenberg erledigt hat? War das der schreckliche Schrei, den sie
nach dem Einsteigen in den Eistrichter gehört haben?
    »Und der andere Mann, der, den Sie uns am Anfang auf dem Foto
gezeigt haben«, sagt Wiktor. »Hat der auch etwas mit diesen Geschäften zu tun?«
    »Er war auch hier in den Bergen zum Klettern.« Die Kommissarin sieht
ihn herausfordernd an.
    »Wo, auch da oben am Göll?«, fragt Wiktor.
    »Ja, er ist in der Vollmondnacht dort oben in eine Höhle
eingestiegen.«
    »Wirklich? Dann hätten wir ihm ja begegnen können.«
    »Ja, Sie haben aber gesagt, Sie kennen ihn nicht. Er ist in eine Höhle
eingestiegen, in die man nur durch einen Eistrichter gelangt. Sehr riskante
Sache.«
    Schweigen.
    »Waren Sie auch dort drin?«, fragt die Kommissarin.
    »Eistrichter? Ja, kann sein.«
    Wiktor hat das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Also war er es
doch! Der Killer hätte sie jederzeit erledigen können da oben, in der
Vollmondnacht.
    »Das ist aber komisch«, sagt die Kommissarin.
    »Was?«, fragt Wiktor.
    Sie sieht ihn misstrauisch an.
    »Geht es Ihnen nicht gut?«
    »Doch, doch, nur die Luft ist so schlecht hier drinnen.«
    »Soll ich das Fenster aufmachen?«
    »Danke«, sagt Wiktor. Herrgott, jetzt beruhig dich, alter Narr. Im
Hubschrauber über einen brennenden Reaktor zu fliegen, das ist ein anderes
Kaliber als diese Nummer hier. Jetzt bist du reich, reich, reich! Und du lässt
dir den Schatz nicht von einer Berchtesgadener Polizistin abjagen, da kann sie
so schöne blonde Zöpfe haben, wie sie will. Also reiß dich jetzt zusammen!
    »Die Höhle ist ziemlich tief, oder?«, fragt die Kommissarin.
    »Ja, stimmt.«
    »Wie sind Sie denn da runtergekommen? Hatten Sie so viel Seil mit?«
    »Nein. Ich hab nur gesehen, dass es ziemlich weit runterging, als ich
hineinklettern wollte. Und dass mein Seil nicht reichen würde.« Wiktors Hirn
arbeitet wieder. »Dann bin ich nach zwanzig, fünfundzwanzig Metern wieder
aufgestiegen. Meine zwei Begleiterinnen wären in eine so tiefe Höhle sowieso
nicht eingestiegen.«
    »Also haben Sie den Höhleneinstieg abgebrochen?«
    »Ja.«
    »Und dann?«
    »Dann sind wir weiter zu einer anderen Höhle.«
    »Und sind Sie später nicht noch einmal mit einem längeren Seil
wiedergekommen?«
    »Nein.«
    »Die Höhle mit dem Eistrichter ist noch nicht kartiert. Wie haben
Sie die überhaupt gefunden?«
    Wiktor spürt, wie er blass wird. »Wir wussten nicht, dass der Eistrichter
in eine Höhle mündet. Ich bin auf gut Glück hineingeklettert und habe dann
schnell wieder aufgeben müssen. Wie gesagt, wir sind dann zu einer anderen
Höhle.«
    »Und dort, in der anderen Höhle, hat Sie da jemand gesehen, ich
meine, sind Sie dort jemandem begegnet?«
    »Sind wir dort …?«, fragt Wiktor die beiden Frauen.
    »Da war doch diese Gruppe Schweizer«, sagt Marjana. »Die zwei, die
uns mit Grüezi begrüßt haben, wisst ihr noch?«
    Sie fingert in ihrer Hosentasche herum, was die Polizisten sichtlich
nervös macht. Der jüngere Polizist, der an der Tür steht, hat die Hand am
Pistolenhalfter.
    Marjana zieht eine Schachtel Gauloises aus der Hose und zündet sich
eine Zigarette an.
    »Was ist los?«, zischt sie Wiktor auf Russisch zu. »Was starrt ihr mich
alle so an?«
    Die Kommissarin steht auf. »Das Rauchen ist hier leider verboten«,
sagt sie und nimmt Marjana die Zigarette aus der Hand, geht zum Waschbecken und
löscht sie unter dem Wasserhahn.
    »Wladimir López, der Mann auf dem Foto, ist auch mit einem viel zu
kurzen Seil in die

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