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Hirschgulasch

Hirschgulasch

Titel: Hirschgulasch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graf-Riemann/Neuburger
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Kollege meint meine Schulfreundin im Rathaus. Sie weiß
praktisch immer, was grade los ist in Berchtesgaden, und wer was wo gemacht hat
oder nicht gemacht hat«, erklärt Leni und greift zum Telefon.
    »Ja, servus, Leni. Du, was war denn da gestern Abend im Bergwerk los?
Die Leut ham erzählt, ihr habt’s da einen echten Verbrecher g’jagt. Bei uns?
Ja, stimmt des?«
    »Des stimmt, Kathi, aber da darf ich dir noch nix drüber erzählen.
Weißt, die Ermittlungen laufen halt noch, aber du kannst es bestimmt bald in
der Zeitung lesen. Du, hast du da noch mal was erfahren wegen den drei
Ukrainern, nach denen ich dich vor a paar Tagen schon g’fragt hab?«
    »Mei, Leni, gut, dass d’ anrufst. Also die drei sind bei der
Ilsanker Vroni in der Unterau. In der Ferienwohnung.«
    »Was? Und wieso erfahr ich das erst jetzt?«
    »Weil die Ilsankerin mir das heute erst g’sagt hat. Sie hat zwar
euer Fax gekriegt, aber hat nicht zurückfaxen können. Da hat irgendwas nicht
funktioniert.«
    »Und wie lang sind die schon dort?«
    »Sie sind praktisch aus dem Interconti aus- und bei der Vroni
eingezogen.«
    »Und warum hat dir die Vroni das nicht früher gesagt? Hätt sie denn
nicht bei uns anrufen können?«
    »Na, die Vroni telefoniert nicht so gern, und in den Markt ist sie länger
nicht gekommen, weil ihr Auto kaputtgangen is. Des steht jetzt seit drei Tagen
beim Höfele in der Werkstatt, du weißt doch, die Vroni hat doch den
Allrad-Panda …«
    »Nein, Kathi, ich weiß nicht, welches Auto die Vroni fährt, und es
interessiert mich ehrlich gesagt im Moment auch überhaupt nicht.«
    »Mit dem Radl war ihr die Fahrt hinauf in den Markt halt zu
beschwerlich. Einkaufen tut sie ja jetzt immer beim Aldi, und deshalb kommt sie
auch nicht mehr so oft nach Berchtesgaden rein. Sie hat halt die Kinder und die
Ferienwohnungen zum Herrichten. Du weißt ja, wie des is.«
    »Nein, eigentlich nicht, Kathi, ich hab selber noch nie eine
Ferienwohnung g’habt und nicht mehr als ein einziges Kind. Deshalb hab ich
trotzdem immer meine Arbeit g’macht.«
    So eine Tratscherei, denkt Leni, was lass ich mich überhaupt auf so
was ein?
    »Du hast der Vroni hoffentlich nicht g’sagt, dass wir ihre Gäste
suchen. Nicht dass sie sich verplappert und die uns wieder entwischen.«
    »Leni, du kennst mich doch.«
    »Ja, eben.«
    »Also, das finde ich aber jetzt schon allerhand. Da ruf ich dich an
und geb dir gleich Bescheid …«
    »Ich hab dich angerufen, Kathi.«
    Bevor ihre Schulfreundin protestieren kann, legt Leni auf.
    Es regnet, als sie auf der B 305 Richtung Salzburg fahren. Die Berge
sind hinter einem grauen Wolkenvorhang verschwunden, der wie ein blinder
Spiegel über dem Talkessel hängt.
    »Ungemütlich heute«, sagt Weidinger.
    »Ein Sauwetter halt«, antwortet Leni.
    Weidinger erkennt auf der rechten Seite der Landstraße das Bergwerk,
das Rote Kreuz, den Tennisclub. Der Straßenverlauf folgt dem Fluss.
    »Salzburg achtzehn Kilometer«, liest er. »Ist es noch weit?«
    »Wir sind gleich da.«
    Die Straße wechselt auf die andere Flussseite. Rechts stürzt ein Bach
heran. Der Konvoi stoppt. Sie lassen die Einsatzfahrzeuge vorne an der Straße
stehen und gehen zu Fuß weiter.
    »Sattlerlehen, FeWo frei«. Ein weiß getünchtes Steinhaus mit einem
rundherum laufenden grünen Holzbalkon, tropfnasse Kübelpflanzen vor dem
Eingang. Weidinger rutscht auf den glitschigen Eingangsstufen fast aus. Eine
Gießkanne scheppert.
    ***
    »Hier, halt mal.« Wiktor reicht Marjana, die gerade vor dem Spiegel
mit dem Lippenstift hantiert, einen der mit Goldbarren gefüllten Rucksäcke.
Geistesabwesend greift sie mit der freien Hand danach.
    »Schaffst du das mit einer Hand?«, fragt Wiktor und lässt los. Ohne
dass Marjanas Arm die Fallgeschwindigkeit auch nur im Geringsten bremsen
könnte, saust der Rucksack auf den Boden und der Lippenstift quer über ihr
Gesicht.
    »Hast du sie noch alle?«, schreit sie. »Wenn mir das Ding auf die
Zehen gekracht wäre, wären sie jetzt platt.«
    »Vielleicht hättest du dann auf einer deiner Zehen die Prägung 999
wiedergefunden«, sagt Wiktor und ist vor Lachen über seinen eigenen Witz kaum
mehr zu verstehen.
    »Hahaha! Selten so gelacht. Und was soll das Ganze?«, fragt Marjana.
    »Los, wisch dir den Lippenstift aus dem Gesicht, schnall dir deinen
Rucksack um, und ab geht’s nach Salzburg, Gold zu Geld machen.« Wiktor grinst
voller Vorfreude.
    »Du hast ja noch nicht mal das Taxi gerufen, was soll ich mich denn
da

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