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Hirschgulasch

Hirschgulasch

Titel: Hirschgulasch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graf-Riemann/Neuburger
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dass der Aufzug
nicht blitzsicher sei, dass er darin gefangen werden könnte wie in einer Mausefalle.
Dass die Alliierten seinen Adlerhorst bombardieren könnten wie eine
Zielscheibe. Er befindet sich heute in einem fast originalen Zustand, zum
Kriegsende unversehrt und auch nach dem Krieg von einer Sprengung verschont.
    Nun sitzen die Touristen in den wartenden Bussen und drücken sich
die Nasen an den Scheiben platt. Sie haben den Hubschrauber gehört, und jetzt
sehen sie die Polizeiautos. Es wird wild spekuliert, ob es hier tatsächlich um
einen realen Einsatz geht oder ob es sich nicht doch um Filmaufnahmen für einen
Historienfilm handelt. War nicht Tom Cruise vor Kurzem im nahen Salzburg? Dreht
er gerade wieder einen Hitler-Film? Jedenfalls geht etwas Dramatisches vor
sich, egal ob echt oder gespielt, und sie sind Zeugen und können davon
erzählen: »Als wir auf dem Adlerhorst waren, wir wollten gerade mit dem Bus die
steile Serpentinenstrecke wieder hinunterfahren, Mutti hatte schon ihre
Reisetabletten geschluckt, da sahen wir plötzlich einen Hubschrauber über uns
kreisen. Dann kamen Polizeiautos den Berg herauf. Wir dachten, wir sind mitten
in den Dreharbeiten zu einem Thriller oder einem Film über die Nazizeit …«
    Als Leni Morgenroth aus dem Wagen steigt, ruft ihr ein Mann im
blauen Fliegerhemd mit einem am Handgelenk baumelnden Täschchen, der an einer
offenen Bustür steht, zu: »Signora, è vero o cinema?«
    »Cinema«, ruft Leni und schnallt sich den
Rucksack um.
    Ihr Kollege Meik Lebow steigt aus dem nächsten Wagen, zwei Männer
von der Spurensicherung sind mit dabei. Im dritten Wagen kommt noch ein Kollege
von der alpinen Einsatztruppe und ein junger Polizist, den Leni nicht kennt.
Bis auf Meik, der seine geliebten Hilfiger-Jeans niemals auszieht, sind alle in
Bergausrüstung erschienen. Kletterhosen, Bergschuhe, Wanderjacken, Rucksäcke,
in denen die Klettergurte verstaut sind, Helme.
    »Kommt ihr auch mal raus an die frische Bergluft«, sagt Toni Grassl von
der Einsatzgruppe zu den Leuten von der Spusi.
    »Frisch stimmt allerdings.« Meik Lebow schließt die Knöpfe seiner
dunkelblauen Jacke. »Dass es im Sommer hier oben doch so kalt ist, hätt ich gar
nicht gedacht.«
    »Du kommst gleich noch weiter rauf, da kühlt’s noch mal um ein paar
Grad ab. Haben sie dir nicht gesagt, dass das hier Hochgebirge ist?«
    »Doch, schon.«
    Die anderen sind bereits unterwegs zum Lift. Der Liftführer wartet,
bis auch Lebow so weit ist. Genau einundvierzig Sekunden dauert die Fahrt.
    Der Ausblick von hier oben auf die Berge ist phantastisch. Das Watzmann-Massiv
steht vor ihnen, schiefergraue Felsbänder durchzogen von schmalen
Schneestreifen. Der dunkle Fels glitzert metallisch im Sonnenlicht. An seinem
Fuß der Königssee, über den die Elektroboote wie Spielzeuge gleiten. Dahinter
die Hochebene des Steinernen Meeres, aus dem als markantester Gipfel die
Schönfeldspitze wie eine perfekte Pyramide aufragt.
    Auf der Wiese ein Stück hinter dem Kehlsteinhaus wartet der Hubschrauber
und bringt sie hinauf zur Höhle, ihrem Einsatzort. Zu Fuß wären sie etwa drei
Stunden unterwegs gewesen, über einen Klettersteig, bei dem Meik Lebow sich
garantiert seine Hilfiger-Jeans ruiniert hätte.
    Leni kennt den Schneetrichter, so wie alle einheimischen Berggeher
ihn kennen. Aber nie wäre sie darauf gekommen, dass er in ein Höhlensystem
münden könnte. Es gibt einige bekannte Höhlen am Göll, aber diese ist bisher
auf keiner Karte verzeichnet.
    An der Einstiegstelle ist die Seilwinde montiert. Einige schaulustige
Wanderer haben sich eingefunden. Leni begrüßt Klaus Grundner von der Bergwacht
und den Polizeikollegen Martin Brandner. Sie wirft einen Blick in die
Randkluft. Dass da überhaupt jemand einsteigen mag. Sie ist schon länger nicht
mehr geklettert, aber wenn die anderen da runtergekommen sind, dann wird sie
das auch schaffen. Leni legt den Rucksack ab und schlüpft in ihren Klettergurt.
Lebow schickt die Schaulustigen weg. Am Ende fällt noch einer von ihnen runter.
    Cool bleiben, denkt Leni. Noch hat keiner der Männer etwas zu ihr
gesagt, aber sie weiß, dass sie sie aus den Augenwinkeln beobachten. Früher war
sie eine gute Kletterin. Einen 7er, 8er Grad ist sie geklettert. Eine
Sicherheit hat sie gehabt, schwindelfrei war sie, die Höhe hat ihr gar nichts
ausgemacht. Aber heute ist sie ein Stück älter und schwerer, nachlässig ist sie
geworden, mit ihrer Figur und ihrer Kondition. Und für die Höhe

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