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Hirschgulasch

Hirschgulasch

Titel: Hirschgulasch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graf-Riemann/Neuburger
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verpackt. Tausende Lkw-Fuhren
innerhalb weniger Monate. Der Stollen füllte sich so schnell, und immer noch
schien der Strom nicht zu versiegen. Die Arbeiter verstanden, dass der Schatz
dazu bestimmt war, den Bewohnern des Führersperrgebiets eine sorgenfreie
Zukunft zu sichern und ihnen in kurzer Zeit wieder zur Macht zu verhelfen. Nur
vor den Alliierten musste er geheim bleiben, um jeden Preis.
    Der Stollen war so angelegt, dass eine kleine Sprengung bereits
einen Felssturz auslöste, der jede Spur und jeden Hinweis auf den Tunnel
verschütten würde. Es musste nur der Befehl zur Sprengung gegeben werden, und
keiner, dem die Koordinaten nicht bekannt waren, konnte den Schatz je finden.
Sprengen und alle, die davon wissen, töten, das war der Befehl. Alle, auch die
Lkw-Fahrer, auch die deutschen Arbeiter und den Kommandanten, da war sich
Alexej sicher, denn nur wenn es niemanden gab, der etwas verraten konnte, hatte
dieses Versteck einen Sinn.
    Alexej ist im Stollen eingeschlossen und ohne Licht. Er wirft alles
ins Feuer: das zusammengetragene Holz, die Späne, die Scheite. Alles wirft er
in die Flammen. Es wird heller, als das Holz zu glimmen beginnt. Er sucht ein
Stück trockenes Bauholz, es soll ihm als Fackel dienen. Er braucht Licht, um
die Petroleumlampen und die Tanks zu finden, ohne Licht ist er verloren. Wie
soll er ohne Licht einen Gang hinaus in die Freiheit finden?
    Nicht sehr hell sind die Fackeln, aber hell genug, um sich zu orientieren.
Ungefähr weiß er ja, wo das Werkzeug, die Lampen, die Tanks und die Vorräte
aufbewahrt sind. Er macht sich auf den Weg zum Werkzeugraum. Im Büro bricht er
den Metallschrank auf, nimmt einen der Revolver und Munition heraus. Er weiß,
dass es auch Petroleum- und Karbidlampen gibt. Das Licht der Karbidlampe ist
heller, und mit dem Spiegel hinter der Flamme kann er es gut ausrichten. Er
nimmt einen der Rucksäcke, steckt einen Pickel und andere Dinge ein, von denen
er meint, dass er sie noch brauchen wird.
    Dann kehrt er zurück zum Hauptstollen. Im Proviantraum findet er
Wurst und Schwarzbrot in Dosen. Er kann nichts essen, noch nicht, zu groß sind
die Schmerzen, wenn er seinen Kiefer bewegt, aber irgendwann wird es besser
werden, und dann wird er Hunger haben. Ein Seil. Er geht noch einmal zurück, er
hätte es fast vergessen, aber ohne Seil geht es nicht, da ist er sich sicher.
    Er sammelt ein wenig Holz und Papier, denn er möchte sich noch ein
bisschen ausruhen, bevor er sich auf den Weg macht, und sich aufwärmen. Es ist
so kalt hier drinnen.
    Ein Knall, dass Alexej meint, es zerreiße ihm das Trommelfell. Ein
Donnern, als würde der ganze Berg in sich zusammenstürzen. Ein Windstoß fegt
durch den Stollen. Es ist dunkel, das Feuer erloschen von dem plötzlichen
Luftzug, sogar das Karbidlicht leuchtet nicht mehr.
    Alexej hustet und kann nicht mehr aufhören damit. Wenn das Feuerzeug
nicht noch einmal eine Flamme zustande bringt, dann ist er verloren. Überall
der Staub. Er brennt in den Augen. Alexej spürt ihn im Mund, er knirscht
zwischen den Zähnen und sammelt sich in der Bluthöhle des ausgeschlagenen
Zahns.
    Licht, Licht, das ist jetzt das Wichtigste. Licht! Er sieht etwas glimmen.
Noch ist nicht alles verloren. Vorsichtig greift er in die Richtung des
Glimmens, tastet sich über die Glut zum kälteren Teil eines Stocks, sodass er
ihn in die Hand nehmen kann. Pustet die Glut an, bis eine kleine Flamme
züngelt, an der er sein Licht wieder entzünden kann.
    Immer wieder hört er, wie draußen Felsbrocken den steilen Hang
hinunterrollen, doch das Schlimmste ist vorbei. Ein zweites Donnern,
wahrscheinlich eine zweite Sprengung. Sicher liegen nun Tausende Kubikmeter
Fels und Stein vor dem Stollen. Niemand wird den Eingang jemals mehr finden
außer den Tätern selbst. Wenn sie überleben.
    Es kann sein, dass für ihn nun das Schlimmste vorbei ist. Giorgio,
Pawel, Stonic, Carol, Claus und Klaus und alle anderen aber sind wahrscheinlich
tot. Keiner seiner Kameraden hat überlebt, keiner kann überlebt haben.
Erschossen liegen sie im Graben. Erschossen vom Kommandanten und seinen
Helfern. Dann die Sprengung, die den Stollen zugeschüttet hat, sodass sie
niemals gefunden werden können. Sie sind die verlorenen Toten des Krieges. Nur
er hat noch eine kleine Chance zu entkommen. Etwas Glück braucht er dazu, und
es muss stimmen, was er sich ausgedacht hat. Sein Plan, sein Fluchtweg.
    Es kommt ihm so vor, als höre er ganz leise die durch den Fels
gekrochenen

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