Historical 148 - Die Geliebte des Rebellen.doc
waren. Wie konnte es der Bruder des Blackhearted O'Neil wagen, sich der Königin in dieser Weise zu nähern.
Als Rory jetzt in Ketten hereingeführt wurde, machte sich der Unmut der Leute in lauten Rufen und Flüchen Luft. Viele der Frauen mussten sich beim Anblick seines zerschundenen, von Beulen und Blutergüssen entstellten Gesichts ein Tuch vor die Nase halten, um nicht vor Ekel ohnmächtig zu werden.
Tilden stand nach wie vor hinter der Königin. Er schaute sehr finster drein und hielt mit einer Hand den Griff seines Schwertes umfasst.
AnnaClaire musste heftig blinzeln, um die Tränen zurückzudrängen. Keinesfalls wollte sie sich die Blöße geben, in aller Öffentlichkeit zu weinen. Aber es schmerzte sie unendlich, den stolzen, starken Mann, den sie über alles liebte, wie einen gemeinen Halunken in Ketten zu sehen.
Rory ließ den Blick über die Köpfe der Zuschauer gleiten, bis er AnnaClaire erkannte. Ein kaum merkliches Lächeln umspielte seine Lippen. Doch Dunstan entging diese zarte Re gung nicht, und demonstrativ legte er AnnaClaire einen Arm um die Schultern und zog sie näher an sich, um ihr etwas ins Ohr zu flüstern.
Er ignorierte ihren Versuch, sich von ihm zurückzuziehen. Vielmehr verstärkte er seinen Griff noch und schaute dann mit einem triumphierenden Lächeln zu Rory. Mit großer Befriedigung sah Dunstan, wie der Gefangene in ohnmächtiger Wut die Hände zu Fäusten ballte.
Die Königin brachte es kaum über sich, Rory genau anzusehen. „Es ist ganz offensichtlich, dass dieser Gefangene gefoltert wurde."
Tilden trat aus der Gruppe der Soldaten hervor. „Mit Eurer gnädigen Erlaubnis, Hoheit, kann ich eine Erklärung geben."
Sie machte eine herrische Handbewegung. „Du hast meine Erlaubnis zu sprechen."
„Der Gefangene war wie viele der irischen Rebellen so ge fährlich und angriffslustig, dass es nur eine Möglichkeit gab, ihn ruhig zu stellen." Tilden sah, dass viele der Anwesenden zustimmend nickten. „Wir mussten ihn bewusstlos schlagen.
Es war meinen Männern und mir im höchsten Maße zuwider, so brutal vorzugehen, aber der Schurke ließ uns keine Wahl."
„Ich verstehe." Elizabeth winkte ihn beiseite. „Das ist der Preis, den man für die Verteidigung von Königin und Vaterland zu zahlen hat. Wer will für den Gefangenen sprechen?"
„Majestät." Conor trat nach vorn und verneigte sich tief vor der Frau auf dem Thron.
Elizabeth hatte sich von Rory abgewandt. Sie fand seinen Anblick unerträglich. Nun betrachtete sie den Bruder, der eine Sicherheit ausstrahlte, der selbst sie sich nicht entziehen konnte.
„Mein Name ist Conor O'Neil", sagte er. „Ich bin Rorys Bruder und der Sohn von Gavin und Moira O'Neil. Mein Zuhause ist Ballinarin in dem verborgenen Königreich in Irland."
„Warum heißt Euer Zuhause das verborgene Königreich?"
„Weil unsere Feinde jahrhundertelang weder den Weg nach Ballinarin noch den Rückweg finden konnten. Wir glauben, dass gute Geister über Ballinarin wachen und all jene schüt zen, die in seinen Grenzen leben."
„Geister, sagt Ihr?" Unwillkürlich lächelte die Königin. Diese Art von Unterhaltung machte ihr Spaß. Ein angeregter Meinungsaustausch war so recht nach ihrem Geschmack.
Doch abgesehen davon, dass es sich mit diesem Burschen leicht plaudern ließ, sah er auch noch gut aus und verfügte über eine angenehm tiefe, melodische Stimme. Elizabeth lehnte sich entspannt zurück. „Was erbittet Ihr von Uns?"
Conor trat einen Schritt näher und sah die Königin unerschrocken fest an. Ihm war klar, dass er damit ein hohes Risiko einging, denn sie betrachtete sich selbst als über allen Dingen und Menschen stehend. Doch gleichzeitig war sie ja auch eine Frau. Und er wusste ganz genau, wie er mit Frauen umgehen musste, damit sie sich als etwas ganz Besonderes fühlten.
„Ich bitte nur darum, angehört zu werden. Ich weiß, dass mir dieses Ansinnen von Eurer Majestät nicht verwehrt wird, weil Eure Majestät im ga nzen Königreich für ihren untrüglichen Gerechtigkeitssinn gepriesen wird."
Das Lächeln der Königin vertiefte sich. Der Mann war nicht nur herzerfrischend, sondern wusste auch Schmeichelhaftes zu sagen. „Das ist wohl wahr", erwiderte sie. „Sprecht also, Conor O'Neil. Ihr werdet bekommen, was Ihr erbittet, nämlich Gerechtigkeit. Nicht mehr, aber auch nicht weniger."
„Ich bin Euch überaus dankbar, Majestät."
Wiederum war sie angenehm überrascht, als Conor jetzt anfing zu erzählen. Statt irgendwelcher
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