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historical 176 - Meer der Sehnsucht.doc

historical 176 - Meer der Sehnsucht.doc

Titel: historical 176 - Meer der Sehnsucht.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: kram
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getan."
    Ambrosia schüttelte so heftig den Kopf, dass die schwarze Lockenpracht zu tanzen schien.
    „Ich will alles, absolut alles wissen. Alles, was er und James gesagt oder getan haben. Ich habe dieses überwältigende Bedürfnis, wirklich ausnahmslos alles über ihren letzten Tag zu erfahren."
    Riordan schaute sie lange unverwandt an. Er sah den Aus druck unendlichen Schmerzes in ihren Augen, spürte ihre Verzweiflung über den unsagbaren Verlust. Und gleichzeitig kam sie ihm unerhört tapfer vor.
    Schließlich konzentrierte er sich mit aller Kraft auf die Erinnerung an jenen Tag. Dabei suchte er nach Einzelheiten, die es Ambrosia etwas leichter machen würden, mit ihrer Trauer umzugehen. Leise erzählte er ihr von dem Tag, der wie jeder andere auf See begonnen hatte, bis der furchtbare Sturm losgebrochen war und so viel Unheil angerichtet hatte.
    Ambrosia hing wie gebannt an seinen Lippen, und als Riordan mit seiner Schilderung zum Ende kam, sagte sie sanft: „Seit James ein kleiner Junge war, wollte er immer in Vaters Fußstapfen treten und ein ebenso guter Kapitän werden wie er. Als er elf Jahre alt war, gab es kein Halten mehr für ihn, und Vater nahm ihn zum ersten Mal mit auf eine Seereise. Als James dann wieder zu Hause war und all die Seemannsgeschichten und von den angeblichen Abenteuern erzählte, war ich schrecklich neidisch."
    „Verzeihen Sie, Miss Lambert, aber das kann ich kaum glauben."
    „Und doch ist es die Wahrheit. Meine Schwestern und ich gaben keine Ruhe, bis auch wir echte Seeleute geworden waren. Es gibt nichts an Bord eines Seglers, das wir nicht geradeso gut verrichten könnten wie jeder beliebige Matrose."
    Ambrosia bemerkte den überraschten Blick, mit dem Captain Spencer sie bedachte, durchaus, doch sie ging nicht darauf ein. „Es geschah recht häufig", erzählte sie weiter, „dass Vater uns auf kurze Reisen entlang der Cornischen Küste mitnahm, wenn er nicht genügend Matrosen zur Verfügung hatte. Als ich dann elf Jahre alt war, bat ich ihn, mich auf große Fahrt mitzunehmen, wie er es auch mit James gemacht hatte. Ich war am Boden zerstört, als er mir diesen Wunsch nicht erfüllte."
    Riordan hatte eine ganze Weile starr in die Flammen ge blickt, doch jetzt schaute er Ambrosia offen an. „Die Arbeit Ihres Vaters war gefährlich, oftmals von Gewalt begleitet.
    Dadurch werden die Männer, die diese Arbeit verrichten, manchmal ebenfalls gewalttätig. Ich kann verstehen, warum er nicht wollte, dass seine Töchter in solche Dinge verwickelt werden."
    „Aber ..."
    „Manchmal ist diese Arbeit schmutzig und undankbar. Und ganz gewiss ist sie nichts für furchtsame Herzen." Seine Stimme klang merkwürdig erstickt.
    Erregt sprang Ambrosia auf. Ihre Augen schienen Blitze zu sprühen. „Captain Spencer, ich kann Ihnen versichern, dass meine Schwestern und ich weder schwächlich sind noch ein furchtsames Herz haben, womit Sie wahrscheinlich Feigheit meinen."
    Er lächelte, als er sich ebenfalls erhob. Er überragte sie um Haupteslänge, und einmal mehr fiel ihr auf, wie gut aussehend er war. Gut aussehend und auf eine geheimnisvolle Art gefährlich.
    „Bitte verzeihen Sie mir, Miss Lambert. Ich habe mit meinen Äußerungen weder Sie noch Ihre Schwestern gemeint, sondern lediglich eine der auf See üblichen Tatsachen erwähnt."
    Während er sprach, hatte er unwillkürlich nach Ambrosias Arm gegriffen. Das war ein Fehler, denn diese einfache Berührung verursachte ihm sofort ein Prickeln in der Hand.
    Gleichzeitig wurde ihm unnatürlich heiß.
    Sehr behutsam löste er den Griff und trat einen Schritt zurück. „Mir wird immer klarer, warum Ihr Vater so ungeheuer stolz auf seine Kinder war, Miss Lambert."
    „Ach, hat er darüber gesprochen?" In ihren Augen stand ein Ausdruck brennender Sehnsucht, alles zu erfahren, was es über ihren Vater zu wissen gab - den Vater, der niemals wieder zu ihr zurückkehren würde.
    „Allerdings, er sprach sehr oft über Sie alle. Und zwar so, wie er auch von seiner Arbeit erzählte."
    „Wie denn?"
    „Mit einer Leidenschaft, die nur ein echter Seefahrer verstehen kann." Riordan bemerkte nicht, dass er in beinahe beschwörendem Tonfall redete. „Wenn ein Mann erst einmal die Erfahrung gemacht hat, wie das Leben auf See ist, dann ist er ihm mit Herz und Hand verfallen. Die Liebe zur See bringt eine Ruhelosigkeit mit sich, die sich tief in seine Seele einnistet und dort wächst, bis kaum noch Raum für etwas anderes ist. Die See ist seine Heimat,

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