historical 176 - Meer der Sehnsucht.doc
seine Zuflucht und seine Geliebte, eine oftmals grausame und launische Geliebte."
Bei seinen so eindringlich hervorgestoßenen Worten lief Ambrosia ein eigentümlicher Schauer über den Rücken, denn sie hatte ihren Vater häufig in ganz ähnlichen Worten seine Leidenschaft für die Seefahrt beschreiben hören. „Und was ist mit Ihnen, Captain Spencer?
Werden Sie, nachdem Sie Ihr Schiff und die Hälfte der Besatzung verloren haben, wieder in See stechen? Oder haben Sie genug Tod und Verderben gesehen, die von dieser launischen Geliebten ausgehen?"
„Glauben Sie mir, Miss Lambert", erklärte Riordan Spencer fest, „nichts auf der Welt könnte mich dazu veranlassen, die Seefahrt aufzugeben."
Ambrosia nickte. „Nichts anderes habe ich erwartet." Sie wandte sich zum Gehen, doch Riordan hielt sie unvermittelt am Arm fest. Dieses Mal wappnete er sich rechtzeitig gegen die unerwünscht in ihm aufsteigende Hitze.
„Obwohl mir klar ist, Miss Lambert, dass jetzt nicht der beste Zeitpunkt für mein Anliegen ist, so möchte ich Ihnen doch eine Frage von großer Wichtigkeit stellen." Er machte eine kleine Pause, ehe er fortfuhr: „Ich möchte mit Ihnen über die Undaunted sprechen."
„Was gibt es denn so Dringendes über das Schiff meines Vaters zu bereden?"
„Nun, ich würde gern die Ausbesserungsarbeiten überwachen und dafür sorgen, dass es wieder seetüchtig wird."
„Das würden Sie tun?" Mit großen Augen sah sie ihn erstaunt an.
Riordan war einen Moment sprachlos. Er hatte das Gefühl, in der Tiefe von Ambrosias wunderschönen großen Augen zu ertrinken. „Ich habe mein eigenes Schiff verloren", erklärte er schließlich rau. „Die Undaunted kann im günstigsten Fall in zwei Wochen wieder auslaufen. Und wenn Sie und Ihre Schwestern damit einverstanden sind, würde ich mich glücklich schätzen, sie Ihnen dann abkaufen zu können."
Ambrosia schüttelte entschieden den Kopf. „Vielen Dank für das Angebot. Aber das Schiff meines Vaters steht nicht zum Verkauf."
„Aber, Miss Lambert ..."
„Nein, Captain Spencer. Es gibt auch keine Verhandlungen darüber."
„Das verstehe ich nicht. Wollen Sie es hier im Hafen vor Anker liegen lassen als eine Art Schrein für Ihren Vater und Bruder?"
„Ach, glauben Sie das? Sie glauben tatsächlich, meine Schwestern und ich hätten keine andere Verwendung für die Undaunted, als sie zur Erinnerung zu behalten?"
„Sie ist ein Schiff, Miss Lambert, und ein außergewöhnlich seetüchtiges noch dazu. Sie ist dazu bestimmt, zu fernen Ufern zu segeln. Es wäre eine Schande, sie nur noch für unzählige Teepartys oder ähnliche Veranstaltungen zu nutzen."
„So schätzen Sie uns also ein, Captain Spencer!"
„Was ich jetzt sehe", erwiderte er, wobei er erneut ihren Arm umklammerte und Ambrosia so dicht an sich zog, dass er ihren Atem auf der Wange spürte, „... ist jemand, der zu schmerzerfüllt ist, um im Moment einen klaren Gedanken fassen zu können."
„Ich versichere Ihnen, Captain Spencer, dass mein Verstand einwandfrei arbeitet und ich
..."
Ambrosia kam nicht dazu, ihren Satz zu Ende zu bringen, denn Riordan neigte den Kopf und verschloss ihre Lippen mit einem Kuss.
So etwas hatte er nicht beabsichtigt. Er hatte ja nicht einmal vorgehabt, sie anzufassen.
Aber bei dem Blick in ihre vor Zorn glitzernden Augen hatte körperliche Begierde ihn wie ein Blitz durchzuckt. Er musste sie einfach berühren, sie schmecken. Und genau das würde er jetzt tun.
Ihre Lippen schienen ihm so süß wie noch kein Lippenpaar je zuvor. Kühl zunächst wie eine frische Brise, aber mit einer unerwarteten Leidenschaft, die ihn überraschte. Sie schmeckte wild und süß zugleich.
Er erstickte ihren Protest, indem er den Kuss vertiefte. Dann hörte er Ambrosia leise seufzen und spürte, wie sie sich an ihn schmiegte.
Ohne sich dessen bewusst zu sein, schob er die Hände in ihre Lockenpracht. Er löste sich für einen Moment von ihrem Mund und ließ die Lippen über ihr Gesicht gleiten, liebkoste ihre Stirn und Wangen, um dann erneut mit wachsender Leidenschaft ihren Mund zu erobern.
Ambrosia war noch nie zuvor so überrascht worden. In dem einen Augenblick war sie noch ruhig und gelassen gewesen, hatte Captain Spencer gegenüber ihre Meinung geäußert. Und im nächsten konnte sie keinen einzigen klaren Gedanken mehr fassen. Es war ein unglaubliches Gefühl, gerade so, als ob eine fremde Macht die Herrschaft über ihren Willen übernommen hätte.
Ihre Lippen fühlten sich
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