historical 176 - Meer der Sehnsucht.doc
durchaus nicht." Ambrosia reichte ihm lächelnd die Schale mit den Biskuits. „Aber möchten Sie nicht zunächst eine kleine Stärkung zu sich nehmen, Lord Fenwick?"
„Nein, danke. Das Ale hat mich genug erfrischt." Er schlenderte über das Deck, betrachtete die Segel und die Takelage. Eine kleine Weile später jedoch machte er sich daran, die Stufen nach unten zu gehen.
Ambrosia warf Riordan einen entsetzten Blick zu, woraufhin er sein Ale abstellte und Lord Fenwick eilends folgte. Er beobachtete, wie Silas die Tür zur Kapitänskajüte öffnete, sich kurz umsah und die Tür wieder schloss. Dann bewegte sich Fenwick in Richtung Mannschaftsquartiere.
„Suchen irgendetwas Bestimmtes, Lord Fenwick?"
Silas fuhr erschrocken herum, denn er hatte nicht bemerkt, dass Riordan ihm gefolgt war.
„Nein, ich habe nur gerade überlegt, wie viele Personen wohl halbwegs bequem auf so einem kleinen Schiff schlafen können."
„Wir haben es hier so gemütlich wie Sie auf Ihrer Sea Devil", versetzte Riordan kühl. „Die Kapitänskajüte wird von Geoffrey Lambert genutzt, und wie Sie sehen, ist für die anderen hier drinnen ausreichend Platz."
Silas registrierte aufmerksam die Anordnung der fünf Hängematten auf der einen und der zwei auf der anderen Seite der Kajüte. „Was ist das denn?" wollte er wissen und bewegte sich zielstrebig auf die unter Decken verborgene Ladung zu.
„Reisekisten." Geistesgegenwärtig stellte sich Riordan schnell vor die verräterischen Sachen, bevor Fenwick eine der Decken beiseite ziehen konnte. „Sie können sich bestimmt vorstellen, wie das mit fünf weiblichen Wesen an Bord ist", meinte er mit einem verschwörerischen Lächeln. „Ich weiß ja nicht, wie viele Kisten und andere Gepäckstücke Edwina und ihre Mutter mit auf die Reise nach London genommen haben", sagte er im Plauderton. „Aber die Lambert-Schwestern und ihre älteren Begleiterinnen haben nach meiner Einschätzung mindestens die Hälfte ihrer gesamten Garderobe auf diesen Ausflug mitgenommen."
„Reisekisten? Was immer sich unter diesen Quilts verbirgt, ist doch viel zu groß für Reisegepäck." Silas begann, Riordan zur Seite zu schieben. Plötzlich erklangen Schritte auf dem Aufgang zum Deck.
Ambrosia blieb wie angewurzelt stehen. Riordan riss alarmiert die Augen auf, als er etwas an ihrer Taille aufblitzen sah. Es war der kleine Dolch, den sie in der breiten Schärpe versteckt gehalten hatte. Irgendwie musste sich die Waffe daraus gelöst haben. Auf jeden Fall war sie deutlich zu erkennen.
Er hüstelte, hustete etwas stärker, bis er Ambrosias Blick begegnete. Dann sah er immer wieder auffällig auf ihre Taille, bis Ambrosia endlich merkte, worauf er sie aufmerksam machen wollte.
Hastig verschränkte sie die Hände über der Taille, so dass die Waffe nicht mehr zu sehen war. „Bitte, Lord Fenwick, verzeihen Sie, dass ich hier so hereingestürmt komme. Mir ist soeben eingefallen, dass meine Schwestern und ich wahrscheinlich einige ... delikate Kleidungsstück haben herumliegen lassen, die für jedermann sichtbar sind."
In offenkundiger Verlegenheit bewegte sie sich von einer Hängematte zur nächsten und hoffte im Stillen inständig, tatsächlich etwas zu finden, womit sie ihren Worten Glaubwür-digkeit verleihen konnte.
„Oh, das habe ich mir gedacht!" Sie hielt ein weiches, mit kostbarer Stickerei verziertes Etwas in die Höhe, das sich bei näherem Hinsehen als Leibchen entpuppte.
„Miss Mellon wäre außer sich über unsere mangelnde Wür de", erklärte sie, zählte im Stillen bis fünf, um den beiden Männern Gelegenheit zu geben, einen Blick auf das Kleidungsstück zu werfen, bevor sie es hinter dem Rücken verbarg und sich rückwärts auf eine der von Quilts bedeckten angeblichen Kleiderkisten zubewegte.
Silas und Riordan konnten nun beobachten, wie Ambrosia einen Zipfel des Quilts anhob und das anstößige Kleidungs stück darunter verschwinden ließ. Sie blickte verlegen zu Bo den und brachte es sogar fertig, zu erröten. „Ich hoffe sehr, Lord Fenwick, dass Sie uns nicht zu hart für dieses Missge schick verurteilen."
„Gewiss nicht." Silas betrachtete nachdenklich Ambrosias gerötete Wangen. Vielleicht war sie ja wirklich so schamhaft, wie sie in diesem Moment wirkte. Oder sie hatte, was ihm wahrscheinlicher erschien, etwas zu verbergen. „Ich muss Sie um Verzeihung bitten, Miss Lambert, weil ich offenkundig in Ihren privaten Bereich eingedrungen bin. Ich werde umgehend die ses Quartier
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